Von der Glut zu schreiben

Dienstag, den 22. Dezember 2015

Glut

••• Undine Materni schickt zu gewissen Anlässen gern Gedichte, auch zu Weihnachten. Und fast immer sind das Gedichte, die es in sich haben. Auch heute kam so ein Jahresenddgruß und hat mir einen Hieb versetzt.

Das hat sicher mit meiner jüngsten Lektüre zu tun. Ich hatte zwei Wochen Urlaub, ein wenig Zeit zum Lesen und zwei Bücher dabei, die ich auf dem Tag der unabhängigen Verlage im Münchner Literaturhaus mitgenommen habe. Zum einen von Chaim Noll »Der Schmuggel über die Zeitgrenze«, seine DDR-Erinnerungen, angefangen bei der Kindheit im zerbombten Berlin über die Jugend als nach und nach desillusionierter Spross einer Nomenklatura-Familie und seine Wehrdienstverweigerung bis zur schlussendlichen Ausreise aus der DDR im Jahre 1983.


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Die ersten Schuhe

Sonntag, den 29. März 2015

New shoes

Alle Leben seien gleich, sagte die Mutter, bis auf
die Kinder. Die Kinder, da wisse man nichts.
Stimmt, sagte der Vater, die Kinder, da weiß man nichts.

Marguerite Duras »Sommerregen«

••• Da hat jemand sein erstes Paar Schuhe bekommen …

Seit gestern, Schabbat ha-Gadol, 28. März 2015 / 8. Nissan 5775 ist Leo unter uns. Mutter und Kind sind wohlauf, und wir sind schon zu Hause. Was für schöne Tage!

Von Undine Materni kam dieses Gedicht als Gruß. Lieben Dank dafür!


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Am Robbenkap

Dienstag, den 5. Oktober 2010

Karin Christiansen: »Kopf in Kiste« (Skulptur, Holz, 50x40 cm)
Karin Christiansen: »Kopf in Kiste« (Skulptur, Holz, 50×40 cm)

Man sagt, sie gehe jede Nacht hinaus und lege
Decken auf die Gräber, um sie warm zu halten.
Das Ausmaß ihrer Trauer sei erschreckend.

© Robin Robertson
aus »Am Robbenkap« in:
»The Wrecking Light«, Picador 2010
Deutsch von Jan Wagner

••• In den von mir so geschätzten »akzente«-Heften geht es auch oft um Übersetzungsfragen, speziell denen der Übertragung von Gedichten. Dem Hanser- und »akzente«-Herausgeber Michael Krüger ist es zu danken, dass der poetische Horizont des interessierten deutschen Lesers immer wieder einmal gehörig erweitert wird und man Bekanntschaft schließen kann auch mit fremdsprachigen Dichtern, die hierzulande ganz unverdientermaßen (noch) unbekannt sind.

In der Ausgabe 4/2010 der »akzente«, die ich auf Lanzarote bei 50 °C am Pool las, stieß ich auf einen solchen (englischsprachigen) Dichter, dessen Verse mich umgehend elektrisierten – wohl wegen ihres starken mytisch-magischen Touchs, aber auch wegen ihres poetischen Ungestüms. Das sind Verse zum Anfühlen, Erriechen und Erschmecken: klamm, moosig, von Seeluft und Waldduft durchzogen, salzig und mitunter mit dem metallischen Beigeschmack von Blut.


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Schnee

Montag, den 22. Dezember 2008

Schnee

Früh, in der hellgrauen Dunkelheit nach einem Schneefall,
hörte ich das Kind sprechen, Tiraden und Laute.

Es war eine Sprache aus einem fremden Mund,
eine heller und weichere, sie fiel wie Schnee.

Im Gesicht der Liebenden wird etwas sichtbar
In jenem hilflosen Moment, bevor sie wissen, dass sie lieben

Und alles wiederherstellen. Es gibt Glas,
und wenn es bricht, macht es einen bestimmten Laut

und durch gefrorene Seen laufen Risse,
so schnell wie kein Vogel fliegt.

Ich weiß nicht, wie viele Morgendämmerungen ich gesehen habe,
doch keine passte so recht zu dem Tag, der folgte.

Es geht vorbei. Es bleibt nicht. Die Risse laufen.

Aber im Hellgrauen, im Unbestimmten, da könnt ihr wohnen.
Ihr wisst, wie Schnee aussieht, wenn er gefallen ist.

© Lars Gustafsson

••• Dieses Gedicht kam eben als Geschenk von Undine mit so ermunternden, lieben Worten zur »Leinwand«, dass es zum Erröten ist. (Die behalte ich für mich.)

Teufelshuf und Himbeerbrause

Mittwoch, den 31. Oktober 2007

Teufelshuf und Himbeerbrause

Der Teufel, er nennt es Höllenleid, wir Menschen, wir nennen es – LIEBE.

Die glücklichen Großeltern sind gerade in ihr kleines Häuschen am Rande der Stadt gezogen, da bekommen sie unerwarteten Besuch. Der Kerl mit dem Pferdehuf steht plötzlich in der Tür. Er will die Großeltern richtig verteufeln und denkt sich mit seinen Kumpanen – der Hexe, dem Gerippe und den beiden Irrlichtern – üble Gemeinheiten aus, um sie auseinander zu bringen. Denn eines kann er überhaupt nicht leiden: wenn sich Leute richtig lieb haben. Nach vielen Bosheiten und schlaflosen Nächten begibt sich Großvater auf die Suche nach dem Teufel, um ihm das Handwerk zu legen. Dabei macht er eine merkwürdige Entdeckung: der Teufel wohnt nicht in einer dunklen Höhle, sondern in einem wunderschönen Schloss, wo es täglich Schokoladenpudding und Himbeerbrause gibt. Und der Teufel scheint auch gar nicht mehr so böse zu sein … Ob sich Großvater wieder von ihm täuschen lässt?

Undine Materni: „Teufelshuf und Himbeerbrause“
Eine höllisch-spannende Geschichte
für mutige Kinder ab 9 und verliebte (Groß)eltern

••• Für Undine mache ich sehr gern und schamlos Werbung. Undines Kinderbuch „Teufelshuf und Himbeerbrause“ ist erschienen. Das freut mich sehr, denn – wenn sie es mich auch noch nicht hat lesen lassen – so bin ich sicher, dass die Freude, die sie beim Schreiben hatte, ganz zwangsläufig über die Geschichte auch auf die Leser überspringen wird. Nicht nur Kinder, nö. Erwachsene brauchen auch Geschichten über die Liebe. Geschichten wie Himbeerbrause und Schokopudding, damit der Pferdehufige keine Chance bei uns hat, wenn er uns einreden will, Liebe sei Höllenleid.

Erschienen ist „Teufelshuf und Himbeerbrause“ bei der edition Sächsische Zeitung. Die Illustrationen hat Lothar Rericha besorgt. Viel Spass beim Lesen und Vorlesen.

(Grmbl… Sie wird doch wohl ein Exemplar losgeschickt haben, oder?)