Die Glasglocke

Sonntag, den 2. November 2008

Sylvia Plath
Sylvia Plath (1932-1963)

Sylvia Plath: Die Glasglocke (auf amazon.de)

Es war ein verrückter, schwüler Sommer, in dem die Rosenbergs auf den elektrischen Stuhl kamen und ich nicht wußte, was ich in New York eigentlich wollte. Bei dem Gedanken an Hinrichtungen wird mir immer ganz anders. Die Vorstellung, auf den elektrischen Stuhl zu kommen, macht mich krank, aber in den Zeitungen war von nichts anderem die Rede – glotzäugige Überschriften, die mich an jeder Straßenecke und an jedem muffigen, nach Erdnüssen riechenden U-Bahn-Schlund anstarrten. Es hatte nichts mit mir zu tun, und trotzdem ließ mich die Frage nicht los, wie es wäre, die Nerven entlang bei lebendigem Leib zu verbrennen.

Ich dachte, es müsste das Schlimmste auf der Welt sein.


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Mänade

Dienstag, den 28. Oktober 2008

Sylvia Plath: »Crossing the Water«, Harper & Row, 1971, New York

Once I was ordinary:
Sat by my father’s bean tree
Eating the fingers of wisdom.
The birds made milk.
When it thundered I hid under a flat stone.

The mother of mouths didn’t love me.
The old man shrank to a doll.
O I am too big to go backward:
Birdmilk is feathers,
The bean leaves are dumb as hands.

This month is fit for little.
The dead ripen in the grapeleaves.
A red tongue is among us.
Mother, keep out of my barnyard,
I am becoming another.

Dog-head, devourer:
Feed me the berries of dark.
The lids won’t shut. Time
Unwinds from the great umbilicus of the sun
Its endless glitter.

I must swallow it all.

Lady, who are these others in the moon’s vat —
Sleepdrunk, their limbs at odds?
In this light the blood is black.
Tell me my name.

Einst war ich gewöhnlich:
saß bei meines Vaters Bohnenbaum,
aß die Finger der Weisheit.
Die Vögel gaben Milch.
Bei Donner versteckte ich mich unter einem flachen Stein.

Die Mutter der Münder liebte mich nicht.
Der alte Mann schrumpfte zu einer Puppe zusammen.
O ich bin zu groß, um rückwärts zu gehen:
Vogelmilch ist Federn,
die Bohnenblätter sind stumm wie Hände.

Dieser Monat taugt zu fast gar nichts.
Die Toten reifen in den Traubenblättern.
Eine rote Zunge ist unter uns.
Mutter, halt dich von meinem Scheunenhof fern,
ich werde jemand anders.

Hundskopf, Verschlinger:
füttere mich mit den Beeren des Dunkels.
Die Lider schließen sich nicht. Die Zeit
entwickelt vom großen Nabel der Sonne
ihr endloses Glitzern.

Das alles muß ich schlucken.

Meine Dame, wer sind diese anderen im Mondbottich –
schlaftrunken, ihre Glieder uneins?
In diesem Licht ist das Blut schwarz.
Sag mir meinen Namen.

Sylvia Plath, aus: »Crossing the Water«
Harper & Row, New York, 1971
Übertragung: © Johannes Beilharz 2000

••• Ich ertappe mich dabei, wie ich Ideen für einen neuen Roman abwäge, Bücher zum potentiellen Thema bestelle – und das alles, obgleich ich noch kaum Atem geholt habe und jetzt sicher nicht der richtige Moment ist, gleich ein neues größeres Prosa-Projekt in Angriff zu nehmen.

Ich frage mich, was dahinter steckt.


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Sylvia Plath liest

Donnerstag, den 25. September 2008

Sylvia Plath liest


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