Oulipo oder Hunderttausend Milliarden Gedichte

Sonntag, den 2. Mai 2010

••• »Oulipo« ist ein Akronym. Es steht für »L‘ Ouvroir de Littérature Potentielle«, also »Werkstatt für Potentielle Literatur«. Es bezeichnet auch einen Autorenkreis, gegründet 1960 von François Le Lionnais und Raymond Queneau, dem sich Surrealisten ebenso anschlossen wie Mitglieder des logenartigen »Collège de ’Pataphysique« und die Mathematiker des Kollektivs »Nicolas Bourbaki« (ein Gemeinschaftspseudonym).

Die Potentielle Literatur basiert auf dem Credo: Kein Spiel ohne Regeln. Nun könnte man sagen, Sprache an sich sei bereits ein Regelwerk. Mag sein, antworten die Oulipiens, aber: Die Festlegung von Regeln, die (auch) über das System Sprache hinausgehen (also etwa Vokabular oder Grammatik), würden durch bewusste Beschränkung einen neuen Verständnishorizont eröffnen. Die Regeln können mathematischer Natur sein (daher das Interesse der Mathematiker) oder auch poetologisch.


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S != 68 (imaginiert)

Dienstag, den 20. November 2007

Und ich sitze da und denke mir, dass ich an der nächsten Haltestelle um einen längeren Aufenthalt bitten werde, ich brauche unbedingt einen Pinsel und schwarze Farbe: „la plus grande réserve d’imagination…“ dank Paul Reichenbach muss das unbedingt auf den Bus.

••• Es war vermutlich, ja sicher, nicht so gedacht. Doch was cellini heute in den »Die Dschungel. Anderswelt« schreibt, klang mir spontan wie einer weitere Stilübung auf Queneaus mittägliches Ereignis im Bus S. Wäre es nicht die Linie 68 und würden nicht Kordel und Knopf gänzlich fehlen.

Im übrigen haben auch p.- (Linda, Linda), sturznest und mehrschichtig Variationen über Queneau geschrieben. Leider funktionierte bei allen die Trackback-Benachrichtigung nicht. So liefere ich die Links hier händisch nach.

Termin am Mittag

Mittwoch, den 14. November 2007

Raymond Queneau
Raymond Queneau

••• Dass ich Raymond Queneaus „Stilübungen“ wiedergefunden habe, freut mich so ungemein, dass ich nicht wiederstehen konnte, auch eine Variation auf das Thema zu schreiben.

Und wenn wir schon dabei sind, denke ich mir, dann sollte ich die hier mitlesenden Autoren einladen, in ihren jeweils eigenen Stilen und Sichten das gleiche zu tun. Über zehn zeilen von Sudabeh würde ich mich ebenso freuen wie über eine Mandrake-Variante von Markus (quasi schon im Flieger nach Brasilien), eine surreale Sequenz von p.-s Veranda, ein satirisches Prosagedicht vom Herrn H, etwas in strengstem Versmasse vom ANH – oder oder oder…

Wer auch immer Lust hat, sich an dem Spass zu beteiligen, ist herzlich eingeladen, eine entsprechende Version bei sich im Weblog zu bringen und es die Turmsegler wissen zu lassen.

Und hier ist sie – meine Variante der Begebenheit im Bus S…


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Stilübungen

Mittwoch, den 14. November 2007

Im Autobus der Linie S, zur Hauptverkehrszeit. Ein Kerl von etwa sechsundzwanzig Jahren, weicher Hut mit Kordel anstelle des Bandes, zu langer Hals, als hätte man daran gezogen. Leute steigen aus. Der in Frage stehende Kerl ist über seinen Nachbarn erbost. Er wirft ihm vor, ihn jedesmal, wenn jemand vorbeikommt, anzurempeln. Weinerlicher Ton, der bösartig klingen soll. Als er einen leeren Platz sieht, stürzt er sich drauf.

Zwei Stunden später sehe ich ihn an der Cour de Rome, vor der Gare Saint-Lazare, wieder. Er ist mit einem Kameraden zusammen, der zu ihm sagt: „Du solltest dir noch einen Knopf an deinen Überzieher nähen lassen.“ Er zeigt ihm wo (am Ausschnitt) und warum.

••• Einen Riesendank schicke ich heute an parallalie, der mir geholfen hat, ein Buch wiederzufinden, an dessen Autor und Titel ich mich seit vielen Jahren vergeblich zu erinnern versuchte. Mir waren nur noch Bruchstücke jener banalen Begebenheit im Bus im Gedächtnis und dass der Autor Franzose gewesen war.


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