Das Buch Jona
Sonntag, den 27. September 2009
Whale – © by basgitaar@deviantart.com
••• Ich kenne keinen, der sich auf Yom Kippur freut. 25 Stunden ohne Essen und Trinken, die man zum größten Teil in der Synagoge verbringt, das ist kein Spaziergang. Für mich ist es gerade die ausufernde Liturgie, die den Tag zumeist doch schnell vorübergehen lässt. Sie beginnt gleich mit einem Höhepunkt: Kol Nidre, das dreimal wiederholt wird, meist gesungen in der aufwühlenden Komposition von Max Bruch.
Hier in München bleiben nach dem Abendgottesdienst einige Männer noch für eine weitere Dreiviertelstunde in der Synagoge, um die »Shirei ha-Jichud« des Rabbi Judah HaChassid zu beten. Das sind sieben mystische Hymnen auf die Einzigkeit des Ewigen. Das sind sehr intensive, aber auch schwierige Texte. Seit Jahren habe ich vor, eine aufwändig gestaltete hebräisch-deutsche Ausgabe mit Kommentaren herauszubringen, um diesen Brauch in Deutschland auch Jüngeren wieder nahezubringen. Bislang ist das Projekt jedoch nicht zustandegekommen, weil die Kosten für die Erschließung, Übersetzung und Kommentierung des Textes zu hoch wären.