Die Erfindung des Zweifels

Montag, den 20. Oktober 2008

Nikos Panajotopoulos: Die Erfindung des Zweifels
Nikos Panajotopoulos
Die Erfindung des Zweifels (Reclam)

Für all jene, die sich Abend für Abend in das ungemachte Bett des Zweifels legen…

••• Bei unserem ersten Treffen hat meine Agentin mir einen Roman vermacht: »Die Erfindung des Zweifels« von Nikos Panajotopoulos. Es handelt sich um die Lebensbeichte und gleichzeitig das letzte Werk – eines Autors.

Der Roman spielt in der nicht zu fernen Zukunft. Der Genetiker Albert Zimmerman hat einen Test entwickelt, der eindeutig literarisches (und später allgemein künstlerisches) Talent nachweist. Bei der Vorstellung seiner Forschungsergebnisse wird der Wissenschaftler belächelt. Binnen kurzer Frist verändert der Test dennoch vollständig das literarische Geschehen und den Buchmarkt. Verlage bringen nur noch Bücher von so genannten »Bestätigten«, Autoren also, die positiv getestet wurden. Die sterblichen Überreste diverser bereits verblichener Autoren werden exhumiert, um auch sie posthum zu »bestätigen« oder zu »annullieren«. Der Beruf des Kritikers stirbt aus, denn es gibts nichts mehr zu kritisieren. Die Autoren, die sich beharrlich weigern, sich testen zu lassen, gründen die Selbsthilfegruppe AA (Anonyme Autoren). Mütter lassen ihre Babies bereits im Embryonalstadium testen und versteigern im Positivfall die zu erwartenden künftigen Meisterwerke ihrer noch ungeborenen Wunderkinder an die Verlage.

James Wright, der Autor, der hier seine Lebensbeichte abliefert, hat sich geweigert. Er ist ein AA ohne Chancen auf Veröffentlichung – und das, obgleich er bereits zwei sehr erfolgreiche Bücher vorgelegt hat. Worin die Beichte auf dem Totenbett besteht? Wrights Ruhmsucht verführt ihn, sich bei einem der wenigen verbliebenen großen Verlage zu verdingen – als Ghostwriter für ein Wunderkind, das an Schreibhemmung leidet…

Komposition und Stil dieses Romans bieten keine Überraschungen. Mit der Geschichte und ihren Implikationen sind die 180 Seiten jedoch kurzweilig gefüllt. Ich habe sie gern gelesen und kann den Roman nur allen zur Lektüre empfehlen, denen Wright seine Beichte widmet: »Für all jene, die sich Abend für Abend in das ungemachte Bett des Zweifels legen…«