Ein Gastbeitrag von: Michael Perkampus
••• An Autorengespräche heranzukommen, die hinter den Kulissen stattfinden, ist nicht immer einfach. Ich selbst habe das Glück, einige Bücher über literarische Passionen, Anekdoten und Werkstattgespräche zu besitzen und kenne darüber hinaus einige Kollegen persönlich. Letzteres müsste nicht gesondert erwähnt werden, da es selbstverständlich scheint. Doch darf man nicht verkennen: Wir sind eine eitle Kaste, vieles hütet man eifersüchtig und versteckt es unterm Bett. Selten steht der Wunsch, sich in Arbeitsweisen und Verstrickungen kund zu tun, vor der eigenen Legende, die man beständig webt – und mag sie noch so gering erscheinen.
Wir kennen das von Balzac. Seine Kaffeekanne in der 47 Rue Raynouard ist so ein legendäres Objekt, das die Besucher mehr anzieht als seine handschriftlichen Ausstellungsstücke. Das Publikum giert indes nicht so sehr nach seiner menschlichen Komödie, denn er war ja selbst ein menschlicher Komödiant par excellence, als vielmehr nach jenen Poetakas (das ist meine Wortschöpfung für diese Legendenbildung und eben jene Anekdoten, die ein Werk begleiten) – Überlieferungen von Freunden und Bekannten, die besagen, dass er nicht nur auf abenteuerliche Weise seinen Gläubigern entfloh, sondern, einmal zur Rede gestellt, keineswegs ein Souverän der Sprache war.
Wir wissen ferner, dass Márquez Legastheniker ist und ohne einen starken Lektor kein einziges brauchbares Buch in den Druck hätte geben können, dass Joyce, den man nicht ohne Grund der Grösse bezichtigt, mit seiner Erstausgabe des Ulysses ein vor Fehlern nur so strotzendes Werk vorlegte.
Das folgende Gespräch ist anonym. Wir wissen im Augenblick nicht, um welche beiden Autoren es sich handelt. Dem Gespräch ging ein Mailwechsel voraus, in dem ein Autor dem anderen ein via Weblog öffentliches gemeinsames Lektorieren seines WERKES vorschlug.
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