Times Arrow
Montag, den 21. Januar 2008••• Für das neue Buch schwebt mir eine Erzählkonstruktion vor, die einfach, aber hinterhältig ist. Die Leser mögen mir nachsehen, dass ich dies hier nun wirklich nicht verraten kann. Es hiesse, zu viel preiszugeben. Das Nachsinnen über Erzählstrukturen und Erzählfiguren (ja, tatsächlich geometrisch, wie es etwa Herbsts Zeichnungen in seiner 3. Heidelberger Vorlesung illustrieren), das Nachdenken darüber hat mir auch einige Beispiele wirklich ungewöhnlichen und originellen Erzählens ins Gedächtnis gerufen. Ein solches Beispiel ist der Roman „Times Arrow“ (deutsch: „Pfeil der Zeit“) von Martin Amis.
Der Ich-Erzähler Todd Friendly erwacht zu Beginn des Buches von den Toten, erholt sich allmählich, bis ihm nach einigen Tagen schliesslich schwarz vor Augen wird. Sanitäter ziehen ihn an, verfrachten ihn auf eine Trage, bringen ihn mit der Ambulanz zu seinem Haus, legen ihn im Garten auf den Boden, machen sich mit einem Defibrillator an ihm zu schaffen und verschwinden. Einige Zeit liegt er bewusstlos im Gras, bis er schliesslich einen Schmerz im Herzen spürt, der ihn zu zerreissen droht. Dann erwacht er und macht sich an die Gartenarbeit.
Es dauert einige Seiten, bis man erkennt, dass Amis rückwärts erzählt. Die gesamte Geschichte, alle Handlungen laufen in der Zeit zurück. Ganz folgerichtig wird das Buch 200 Seiten später mit Todds Geburt enden.