Die Sprache der Schöpfung (II)
Dienstag, den 30. Juni 2009Ein Gastbeitrag von Markus A. Hediger
In Genesis 1 geht der Schöpfer nach einem formvollendeten Plan vor, so penibel durchstrukturiert, dass sich seine Perfektion und – möchte man fast sagen – Symmetrie sogar in der Struktur seiner sprachlichen Überlieferung niederschlägt. Gott geht weniger wie ein Künstler, als vielmehr wie ein Ingenieur vor, der einem genauen Bauplan folgt.
- Er beschließt, was er erschaffen will und sagt es an (»Und Gott sprach«)
- Er setzt sein Vorhaben um (»Und Gott machte«, »schuf« etc.)
- Er beurteilt sein Werk (»Und Gott sah, dass es gut war«)
Ein durchdachtes, vollkommenes Kunstwerk also, sorgfältig orchestriert sowohl in seiner Entstehung als auch in seiner Vollendung, in das Gott am sechsten Tag den Menschen da hineinsetzt. Es ist genauso geworden, wie er es sich vorgestellt hatte, als er die ersten Worte sprach und das Licht erschuf.
Und dennoch geht etwas schief. Irgendetwas funktioniert nicht so, wie es sollte. Weshalb sonst sollte der Schöpfer sich nur wenige Zeilen später veranlasst sehen, erneut seine Hände in die Erde zu senken und die Welt ein zweites Mal zu erschaffen?
Was war es, was eine »Überarbeitung« der Schöpfung notwendig machte?