Herr Grau wittert Heimatluft
Freitag, den 26. Februar 2010»Graupausen« • Eine Gastkolumne von Markus A. Hediger
… translation always involves a whole series of transformations that reach well beyond the purely linguistic dimension to reflect a different view of the world. …
Joanna Nowicki, Michaël Oustinoff
in: »Translation and Globalisation«
1
Bis tief in jede Nacht hinein ziehen Bruanier schwatzend, lachend, manchmal singend unter Herrn Graus Schlafzimmerfenster vorbei. Abend für Abend liegt er in seinem Bett und versucht, einen sauberen, klaren Gedanken zu fassen. Nichts ruft den Schlaf schneller herbei als ein aufgeräumter Geist und eine Seele, die mit sich im Reinen ist. Der Lärm aber, der von der Straße durch die geschlossenen Fenster in sein Zimmer dringt, lenkt ihn ab, bringt ihn auf andere Gedanken, andauernd. In seinem Kopf sieht’s aus, als habe da einer als Kind nie gelernt, sein Zimmer aufzuräumen.
2
Nach einer unruhigen, von unordentlichen Träumen durchrüttelten Nacht sind es in den frühen Morgenstunden dann Hupen und Sirenen, die ihn aus dem Schlaf reißen, heulende Vorboten eines Lärms, der ihn den ganzen Tag hindurch begleiten wird. Müde richtet Herr Grau sich auf. Auf der Bettkante kauernd, versucht er sich zu erinnern, wie er trotz allem in den Schlaf hat finden können, doch da fällt sein Blick auf die achtlos über eine Stuhllehne geworfene Kleidung des Vortags, dann auf die Kommode, auf der sich Zettel, Münzen, Bücher, eine Zahnbürste und eine leere Kekspackung den Platz streitig machen.
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