On Tour

Montag, den 13. Dezember 2010

••• Eine kleine Lesereise steht an. Morgen geht es los.

Am 14.12. werde ich bei Lutz Seiler im Peter-Huchel-Haus in Wilhelmshorst zu Gast sein. Es wird eine Lesung mit Gespräch geben. Moderieren wird Hendrik Röder. Die Veranstaltung beginnt um 20:00 Uhr.

Weiter geht es am 15.12. nach Rostock. Die dortige Lesung ist eine Kooperation zwischen dem Literaturhaus Rostock und dem Max-Samuel-Haus. Veranstaltungsort ist das Max-Samuel-Haus. Moderieren wird Frank Schröder. Um 19:30 geht es los.

Die letzte Etappe wird am 16.12. das Koeppen-Haus in Greifswald sein. Dort beginnt die Lesung um 20:30 Uhr.

im felderlatein

Mittwoch, den 22. September 2010

im nervenbündel dreier birken:
umrisse der existenz & alte formen
von geäst wie
nnschwarzer mann & stummer
nnstromabnehmer. diese gegend

ist nicht leicht verständlich. havel
havelseen, hauptversammlung
der geschlagnen stunden &
all die falschen scheitel, sauber

nachgezogen im archiv
der glatten überlieferung. gern
sagst du, es ist die kälte, welche

dinge hart im auge hält, wenn
große flächen schlaf wie
winkelschleifer schleifen in
nnden zweigen. so

sagt man auch: es ist ein baum
& wo ein baum so frei steht
muß er sprechen

© Lutz Seiler (2010)
aus: »im felderlatein«
Gedichte, Suhrkamp Verlag 2010

Lutz Seiler: im felderlatein, Gedichte, Suhrkamp 2010••• Schuftig nachlässig, das habe ich gestern eingeräumt, bin ich zunächst über Lutz Seilers neue Gedichte gegangen. Aber ist das wirklich das richtige Wort? War ich flüchtig, unaufmerksam? Oder ist etwas anderes geschehen, als ich sie zum ersten Mal las? Wenn ich es recht bedenke, haben mich zwei »Zutaten« der Seilerschen Verse so abgelenkt, dass ich nicht zu den Untiefen und den sprachlichen, den klanglichen Schönheiten vordringen konnte. Bei diesen »Zutaten« handelt es sich möglicherweise zum einen um eine Belanglosigkeit, zum zweiten um ein vom Dichter bewusst verwendetes Mittel, das mich aber – zunächst – nervte.

Fangen wir mit der mutmaßlichen Belanglosigkeit an. Es handelt sich um das Zeichen »&«. Nichts anderes bedeutend und gelesen wie »und«, ist es doch die Abkürzung für das lateinische »et«, auch bekannt als Kaufmanns-Und, wohl weil man es häufig in Firmennamen antrifft wie etwa »A. Lange & Söhne«. Ich will nichts beschönigen: In Gedichten halte ich das für Firlefanz. Häufig stört es sogar empfindlich das Schriftbild, weil es nicht recht Buchstabe sein mag, also als Fremdzeichen in der Sprache auftaucht. Warum aber? Welchen Zweck hat diese Schreibweise?


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hüte dich

Dienstag, den 21. September 2010

Augapfel - © Evoline + Karin Schmidt / pixelio.de
Augapfel – © Evoline + Karin Schmidt / pixelio.de

als kinder wollten wir immer
in andere länder
marschieren, aber
am waldrand waren wir alt
& mußten zurück.

ein augapfel die mutter, ein
augapfel der vater;
& mußten wir abends zur zeit
nnnach haus, so
rollten uns beide voraus

© Lutz Seiler (2010)
aus: »im felderlatein«
Gedichte, Suhrkamp Verlag 2010

••• Vor unserer gemeinsamen Lesung in der »Villa Kivi« in Helsinki saß ich mit Lutz Seiler noch ein paar Minuten abseits vom Publikum, und äugte interessiert auf einen Lyrikband, den er bei sich hatte. Es war sein eigener, neuer, am gleichen Tag erschienen. Er hatte ein Vorabexemplar dabei und reichte es mir über den Tisch.


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Vom Klingen der Zeit

Mittwoch, den 15. September 2010

Villa Kivi, Helsinki
Villa Kivi, Helsinki

••• Aleksis Kivi thront an der Stirnseite des großen offenen Platzes rechts neben dem Hauptbahnhof von Helsinki in Bronze auf einem Sockel. Er gilt als der Vater der modernen finnischen Literatur. Erst um 1540 entwickelte Mikael Agricola im Zuge der Reformation das bis dahin lediglich gesprochene Finnische zur Schriftsprache, um den Finnen das »Wort Gottes« in ihrer Muttersprache zugänglich zu machen. Aleksis Kivi schließlich wird der erste Roman in finnischer Sprache zugeschrieben. »Seitsemän veljestä«, deutsch »Die sieben Brüder«, erschien 1870. In dem nach dem Nationaldichter benannten Literaturhaus »Villa Kivi« haben Lutz Seiler und ich heute unsere Bücher vorstellen dürfen. (Kivi übrigens heißt »Stein«, räusper, das musste ich jetzt schon erwähnen…)


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Sachsen in Finnland

Dienstag, den 14. September 2010

Vor der Bar »Hemingway's« im Zentrum von Helsinki
Vor der Bar »Hemingway’s« im Zentrum von Helsinki

••• Für die Finnen sind wir alle Sachsen. – Nähh, stimmt nicht. Aber auf der grade erschienenen Ausgabe der finnischen Literaturzeitschrift »Nuori Voima« steht »Saksalainen nykyproosa«, und weil ich, wenn es um Finnisch geht, nur raten kann, was gemeint ist, muss man mir nachsehen, dass ich zuerst an »sächsische Nacktprosa« dachte. Und das muss man sich jetzt erst einmal in aller Seelenruhe vorstellen…


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September im hohen Norden

Montag, den 26. Juli 2010

••• Bald werde ich wohl wissen, was »Leinwand« auf Finnisch heißt. Im September nämlich werde ich, wenn alles kommt wie geplant, im hohen Norden sein. Jürgen Becker vom Literarischen Colloquium Berlin wird eine kleine Abordnung deutscher Autoren und Autorinnen nach Finnland lotsen, darunter Hanna Lemke, Judith Schalansky, Lutz Seiler, David Wagner und meine Wenigkeit. Es soll Lesungen im »Prosak Club« und der »Villa Kivi« in Helsinki sowie im Goethe-Institut in Tampere geben. Unterstützt wird die Tour vom »Finnish Literature Exchange« (FILI) und der Literaturzeitschrift »Nuori Voima Liitto«, die Übersetzungen aus aktuellen Büchern der mitreisenden Autoren präsentieren wird.

Ich freue mich jedenfalls jetzt schon riesig und bin sehr gespannt auf Finnland, die Finnen und Finninnen und vor allem – den Klang dieser ganz eigenen Sprache.

Übrigens: Sollte sich dieser Beitrag etwas gestelzt lesen, so liegt es ganz sicher einzig daran, dass die Kinder heute partout nicht schlafen wollten und sich nur zur Ruhe bringen ließen durch den Vortrag einer Erzählung von Thomas Mann. »Das Eisenbahnunglück« war es, gelesen von Gert Westphal, eine eigentlich ganz unfassbar affektierte Prosa, aber mit so feiner Ironie durchzogen, dass man sie mit großer Freude anhören kann und prompt infiziert wird, also mannifiziert, gewissermaßen, nun ja, das muss ich jetzt erst einmal wieder abschütteln.