Hölle ohne Feuer

Montag, den 27. August 2012

Die »Replay«-Technologie verspricht die ungeheure Intensivierung sexueller Erfahrung durch Rückkoppelungs- und Verdoppelungseffekte, aber was Ed Rosen über die Sexspiele mit seiner Freundin (und Physio-Trainerin) Katelyn und zu dritt mit einer Asiatin berichtet, bleibt vollkommen innerhalb der sprachlichen Konvention eines gängigen realistischen Softpornos. Nicht nur in der Darstellung der Herrschaft Pans bleibt die Rollenprosa des Ich-Erzählers hinter seinen technologischen Innovationen beträchtlich zurück. Man begreift rasch, dass er jedes neue Level des »Replay« so gleichmütig-affirmativ betritt, damit der Leser an seiner Stelle zum Kritiker der totalitären Gefahr wird – aber für den ästhetischen Reiz des Romans wäre einiges gewonnen gewesen, wenn Benjamin Stein ihm mehr euphorisch-diabolische Sprachkraft gegeben hätte. Dass dieser Ed Rosen übrigens gelegentlich seine jüdische Herkunft und Identität hervorkehrt, bleibt ein müßiges Spiel. Es bringt den Helden etwas markenzeichenhaft der Website seines Autors näher, ohne dass der Roman viel davon hätte.

Lothar Müller in der »Süddeutschen Zeitung« v. 27.08.2012

••• Nach sieben Monaten nimmt die »Süddeutsche Zeitung« heute im Feuilleton »Replay« zur Kenntnis, wenn auch nicht wirklich wahr.


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Lothar Müller über Charlotte Grasnick

Mittwoch, den 28. April 2010

••• Mit freudiger Überraschung habe ich eben Lothar Müllers Besprechung des Charlotte-Grasnick-Bandes »So nackt an dich gewendet« in der heutigen »Süddeutschen« gelesen. Dass es überhaupt ein Lyrikband in die »Süddeutsche« geschafft hat, ist schon Anlass genug zur Freude. Aber auch was Müller schreibt, hat mich sehr gefreut, wenn auch ich als Herausgeber Schelte ernte:

Nein, Benjamin Stein tut der Autorin keinen Gefallen, wenn er sie auf das Liebesgedicht und den reinen Ausdruck des »Ich« festlegt.


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