Schreibheft

Montag, den 5. November 2007

Schreibheft Nr. 69 Ezra Pound im St. Elizabeths••• Über eine Erwähnung in A. N. Herbsts »Dschungel. Anderswelt«> bin ich auf eine Literaturzeitschrift aufmerksam geworden, die ich wirklich schon länger hätte kennen sollen. Die Rede ist vom „Schreibheft“, dessen Ausgabe 69 zum Schwerpunktthema „Ezra Pound – Die Jahre im St. Elizabeths Hospital“ mir freundlicherweise zur Rezension zugesandt wurde.

Die erste Ausgabe des „Schreibheft“ erschien vor 30 Jahren. Norbert Wehr, der das Heft seit nunmehr 25 Jahren allein herausgibt, war fast von Anfang an dabei und glüht – man spürt es deutlich im Gespräch mit ihm – für dieses anspruchsvolle Unternehmen einer Literaturzeitschrift, die mehr sein will als Vorveröffentlichungsorgan, Modenspiegel oder Genrejournal.


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Interviews im Playboy

Mittwoch, den 24. Oktober 2007

Roberto Bolaño
Roberto Bolaño

Den „Playboy“ lese ich wirklich gerne. Die bringen immer so interessante Interviews.

(Anonymer Kalauer)

••• Letzten Freitag ist eine weitere Literaturzeitschrift zur Rezension eingetroffen: das von Norbert Wehr herausgegebene „Schreibheft“. Die aktuelle Ausgabe widmet sich auf über 200 Seiten keinem Geringeren als Ezra Pound. Bevor ich vom „Schreibheft“ berichten kann, werde ich sicher zur Sichtung noch ein paar Tage brauchen. Das Einstiegsschmankerl des Heftes will ich jedoch vorab schon erwähnen. Es handelt sich um den Nachdruck eines Interviews aus dem mexikanischen „Playboy“. Mónica Maristain interviewte für die Juli-Ausgabe des Jahres 2003 Roberto Bolaño.


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Verbannter

Mittwoch, den 17. Oktober 2007

Cees Nooteboom - © Baska Hempel (2007)
Cees Nooteboom — © Baska Hempel (2007)

Landungsbrücke, das Schiff, das wegfährt
über flüssiges Glas.

Jetzt bin ich allein mit Chong Er,
die Aussicht einer Ebene,
meine Freunde Klausner in den Hügeln,
Männer, schon fast aus Stein.
Dunkel bleibe ich von jetzt an,
weit von den weißen Hirschen,
die wir ritten in Feldern und Wolken
und Nebel.

Zwischen dem Jetzt und dem Tod
eine Zeit für Gedanken, von niemand
geschrieben, Scham auf einer Tafel,
mit weißer Kreide, mein Name befreit
von seinen Buchstaben, leer
wie ein Klang.

Elfenbein und Juwelen,
das alles kannte ich, mein Schatten
verschwindet in einer Falte der Zeit,
nichts lasse ich nach, verrieben
zwischen dem Staub der Tage
teile ich das Schicksal von Steinen und Muscheln,

ein Prinz ohne Worte
in einem Gewebe
gesponnen aus nichts.

© Cees Nooteboom, in: Akzente 5/2007
Nachdichtung von Ard Posthuma

••• Vor Jahren gab es im Fernsehen eine Sendung, die für Buchhändler von eminenter Wichtigkeit war. Sie erfuhren, welche Bücher sie im Eingangsbereich ihres Geschäfts auf Tischen aufstapeln mussten. Ab und an habe ich mir das „Literarische Quartett“ gern angesehen. Ich mochte Reich-Ranicki in der sehr dankbaren Dompteursrolle. Und es gab in jeder Sendung etwas, worüber man sich herzlich aufregen konnte.


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Anfangen und beenden

Montag, den 15. Oktober 2007

Italo Calvino

••• Im Winter 1985/86 sollte Italo Calvino in Harvard eine Poetik-Vorlesungsreihe bestreiten, die Charles Eliot Norton Poetry Lectures. Es kam nicht dazu, da Calvino im Februar 1985 starb. Fünf der geplanten sechs Vorlesungen hatte er jedoch bereits ausgearbeitet. Sie sind postum 1988 unter dem Titel „Lezione americane…“ erschienen. Hanser legte sie 1991 unter dem Titel „Sechs Vorschläge für das nächste Jahrtausend“ in der deutschen Übersetzung von Burkhart Kroeber vor.

Einen frühen Entwurf für die erste Vorlesung, den Calvino verwarf, um stattdessen mit Betrachtungen über „Leichtigkeit“ in die Vorlesungsreihe einzusteigen, findet man in der aktuellen Ausgabe von Akzente (5/2007). Er trägt den Titel „Anfangen und beenden“.


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Sujata Bhatt in Akzente

Donnerstag, den 23. August 2007

Selbstbildnis mit blauem, weiß gestreiftem Kleid
1906

Schon das Kleid allein
läßt uns an Sommer denken
.in Frankreich –
an Picknicks in der Bretagne –

Den blauweißen Duft
.des Atlantiks –

Die rechte Hand an meinem Kinn.
Nicht zur Faust geballt.
Die Finger sind ausgestreckt –
ganz leicht berühren sie mein Kinn –
.Ganz leicht nur –
Ich bin nicht müde.

Kannst du denn nicht sehen,
wie ernst ich es meine, Rodin?

Stell dir vor, so was würde
.ich zu ihm sagen.

Ja, würde er sagen, zu ernst
für eine Frau.
Nein würde ich antworten, ich muß es
ernster meinen als ein Mann.

Die Sonne brennt auf mein Kleid
.und läßt es nur noch stärker
strahlen – doch ich steh abseits
und schweige – ich will es so,
.allein sein.

© Sujata Bhatt (2007)
aus dem Zyklus: „Paula Modersohn-Becker“
Aus dem Englischen von Michael Augustin
in: „Akzente“ 4/2007, Hanser Verlag

••• Sujata Bhatt wurde 1956 in Ahmedabad (Indien) geboren. Sie wanderte 1968 mit ihrer Familie in die Vereinigten Staaten aus. Gegenwärtig lebt sie mit ihrem Mann, dem deutschen Autor Michael Augustin, und ihrer Tochter in Bremen. Obgleich fern des Geburtslandes, ist sie heute eine der bekanntesten zeitgenössischen Dichterinnen Indiens.


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Wer klopft?

Donnerstag, den 19. Juli 2007

Und dann die Freude:
zu wissen die Drohung
und doch zu dauern.

Eugène Guillevic (1907 – 1997)

Eugène Guillevic••• Das Heft 3/2007 von „Akzente“ ist eine Jubilarausgabe: Gerhard Meier (90. Geburtstag, unveröffentlichte Briefe), Oskar Pastior (es wäre der 80. gewesen, mit „Fünf Intonationen zu Les Chats von Baudelaire“), Paul Wühr (80. Geburtstag, mit einem Prosaauszug) – und Eugène Guillevic, der in diesem Jahr 100 geworden wäre. Von ihm bringt Herausgeber Michael Krüger in diesem Heft einen nachgelassenen Zyklus unter dem Titel „Wer klopft?“

Die Gedichte von Guillevic – auch so ein Buch, das ich nie selbst besessen habe. Geliehen hat mir seine Gedichte der Komponist Lothar Voigtländer, den ich noch als Teenager in Berlin kennenlernen durfte. Das letzte Treffen mit ihm in München liegt leider schon 10 Jahre zurück, aber die Erinnerung an sein Studio, seine „klassischen“ und elektroakustischen Kompositionen und natürlich die Gespräche über Dichtung sind mir noch sehr gegenwärtig, insbesondere jene über Guillevic, den er wiederholt vertont hat.

Guillevic ist so etwa der Gegenpol des magischen Realismus. Die Surrealisten blieben ihm fremd, ein merkwürdiges „Pariser Phänomen“. Seine Dichtung ist unartifiziell, schlicht, doch immer tief und nachsinnend.

Wer klopft? fragt Guillevic in diesem Spätwerk und antwortet im Motto des Zyklus mit einem eigenen früheren Vers:

Man klopft.
Man wird immerzu
An die Wände der Höhle klopfen.

Mein letzter Kranz

Sonntag, den 15. Juli 2007

Was blumengeschmückt ist, das mögen auch die Götter gerne anschauen, ihr Blick wendet sich ab, wenn jemand ohne Kranz naht.

Sappho

••• Sie ist da, die Ausgabe 4 von spa_tien. Sichtung und Auswahl der Texte, Redaktionskonferenzen per Skype etc. etc. – das alles hat mir grossen Spass gemacht, den beiden Mitübeltätern Hartmut Abendschein und Markus A. Hediger wohl nicht minder.

Kultig in diesem Heft ist sicher der Sonettenkranz von Hartmut Abendschein. Markus und ich haben diverse Überredungskünste aufwenden müssen, dem Autor die Veröffentlichungserlaubnis zu entringen. Doch wir waren erfolgreich.


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