Aphorismen

Dienstag, den 6. Mai 2008

Nicolás Gómez Dávila
Nicolás Gómez Dávila (1913-1994)

In den Literaturgeschichten sind es nicht die ersten Kapitel, die mit den Jahren schrumpfen, sondern die letzten.

Die großen Werke brauchen Jahre, um aus dem literarischen Leichenhaufen aufzutauchen, der sie erstickt.

Nicolás Gómez Dávila

••• Aphorismen – so dachte ich bisher – sind so etwas wie Abfallprodukte der literarischen Arbeit. Sie als eigenständiges Genre zu begreifen, das wäre mir nicht in den Sinn gekommen. (Lernen Literaturwissenschaftler dergleichen im Studium? Das würde mich wirklich einmal interessieren.)

Glücklicherweise trägt die aktuelle Akzente-Ausgabe nun wieder einmal zu meiner Bildung bei und macht mir klar, dass Aphorismen nicht nur als eigenständiges Genre anzusehen sind, sondern dass mitunter ein ganzes Werk ganz um dieses Genre angelegt sein kann. Das Beispiel: Nicolás Gómez Dávila, geboren 1913 in Bogotá, Kolumbien und gestoren 1994 ebenda.

Ich finde die Vorstellung, ausschließlich tiefsinnige eindestillierte Weltwahrheitssätze zu produzieren, auch nach der Lektüre der Dávila-Aphorismen und Essays über sie und den Autor ein wenig merkwürdig. Aber sie haben doch auch einen unwiderstehlichen Reiz: sie sind so schön tiefsinnig, eindestilliert und — wahr?

Lieber p.-, dies hier war das Zitat zum Thema Nachwelt, das mir letztens am Telefon nicht wortwörtlich einfallen wollte:

Für die Nachwelt schreiben heißt nicht, daß man uns morgen liest. Es heißt, eine bestimmte Qualität des Schreibens anzustreben. Selbst wenn uns keiner liest.

Das siebte Blatt der Rose

Donnerstag, den 17. April 2008

Schreibheft Nr. 70

••• Das Schreibheft Nr. 70 – zu dem ich nach der Erstbekanntschaft – natürlich gegriffen habe, hat es mir nicht leicht gemacht. Das zählt ja auch nicht zu den Aufgaben einer Literaturzeitschrift. Aber man ist nicht jeden Tag gleich zugänglich für Experimentelles.

Die von Norbert Hummelt besorgte Neuübersetzung von T. S. Eliots „The Waste Land“ knüpft an das Pound-Thema des vorangegangenen Heftes an, denn Pound hat Eliot durch sein Lektorat nicht unwesentlich dabei geholfen, dieses Opus überhaupt zu vollenden! Hummelt geht in seinen anschließend abgedruckten Notaten zur Übersetzung auch auf die bisher verfügbaren Übertragungen ein.

Schließlich bin ich nach einigem irritierten Blättern auf eine für mich echte Neuentdeckung gestoßen: Ivo Michiels.


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Auffällig wenig Poesie

Donnerstag, den 6. März 2008

Gab es in der Nachkriegsgeschichte schon einmal ein Jahr, in dem die deutsche Literatur so ausführlich und enthusiastisch gelobt und gefeiert wurde wie im letzten? Der Beifall brandete schon zur Frühjahrsmesse in Leipzig auf, und als die sogenannte long list zu deutschen Buchpreis verkündet wurde – immerhin zwanzig Titel -, hielten die nicht für den Buchpreis tätigen Kritiker noch schnell all die Romane ins Licht, die ihrer Meinung nach unbedingt auf der Liste hätten stehen müssen, so daß der Leser plötzlich eingeschüchtert vor einer Wand aus mehr als vierzig deutschen Romanen verzweifelte. Vierzig gute Romane in einem Jahr?

••• Vierzig gute Romane in einem Jahr? Diese Frage stellt sich Michael Krüger im Geleitwort der Akzente 1/2008. Und er beschreibt ohne viel Drumrum, was übrig sein wird von jenen 40, wenn im Frühjahr die neue Kollektion in die Buchhandlungen gekarrt wird.


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Schlucht bei Baltschik

Dienstag, den 4. März 2008

Keine Zeit braucht den Dichter so sehr wie diejenige, die ihn entbehren zu können glaubt.

Jean Paul

Poesiealbum 277 - Peter Huchel••• Gestern früh bin ich doch zur Ärztin. Die wollte mich für eine Woche ins Bett stecken. Sowas hört ein Freiberufler nun gar nicht gern. Ich wollte sie auf einen Tag runterhandeln. Gut, ich mach zwei draus und bleibe auch morgen noch im Bett. Das gibt mir nun wenigstens Gelegenheit, die Eingänge der letzten Wochen zu sichten. Da ist viel liegen geblieben, weil ich jede freie Minute am Text der „Leinwand“ saß.

Eingetroffen sind zum Beispiel die ersten beiden Hefte des Poesiealbum, das – wie schon früher berichtet – vom Märkischen Verlag Wilhelmshorst seit kurzem wieder herausgegeben wird. Die Aufmachung ist identisch mit jener der früheren 276 Ausgaben. Nur die Erscheinungsweise ist vorerst noch nicht wieder monatlich. Quartalsweise erscheinen die Hefte nun. Aber das ist immerhin ein erfreulicher Neuanfang.


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Poesiealbum

Montag, den 4. Februar 2008

Poesiealbum wird wieder herausgegeben

••• Der Verlag „neues leben“ begann 1967 mit der Herausgabe einer Lyrik-Reihe — klammergeheftet, 32 Seiten, Quartformat — unter dem Reihentitel „Poesiealbum“. Jedes Heft war einem Dichter, einer Dichterin gewidmet. Das erste Heft: Bertolt Brecht. Es folgten monatlich Ausgaben mit Dichtung aus aller Welt. Als die Reihe 1990 eingestellt wurde, waren 276 Ausgaben erschienen in einer Gesamtauflage von fünfeinhalb Millionen, Stückpreis 90 Pfennig, was damals dem Gegenwert eines 3-Pfund-Brotes entsprach.


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