Epilog

Donnerstag, den 17. September 2009

Truman Capote & Autograph
Truman Capote & Autograph

Es werden mehr Tränen über erhörte Gebete vergossen als über nicht erhörte.

Theresa von Avila (aus d. Gedächtnis nach T. Capote)

••• Am vorletzten Tag des Jahres kommt ein Epilog gerade recht, umso mehr, wenn darin von »Answered Prayers«, also erhörten Gebeten, und Tod die Rede ist.

Am Wochenende liegen die Bücher des Gerichts offen da: Wer wird leben, wer wird sterben? Und wenn ich dieses Jahr an den »großen weißen Tagen« meinen Kittel anziehe – Vorgeschmack auf die Tachrichim, die Grabkleider – wird das nach meinen Erfahrungen in Antwerpen noch einmal eine ganz andere Dimension haben als in den Jahren zuvor.

Mit dem Gebet ist es auch so eine Sache. Man muss vorsichtig sein. Man könnte erhört werden.


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Wahrheit in fiktionaler Form

Mittwoch, den 2. September 2009

Lawrence Grobel
Lawrence Grobel

Grobel: Glauben Sie, dass Joyce und Proust den Roman bis an seine Grenzen herangeführt haben?

Capote: Oh, nein, ganz und gar nicht. Es besteht ein Bedürfnis nach Fiktion, aber ich glaube, es wird sich wohl zunehmend um das drehen, was ich zu machen versuche, das heißt, Wahrheit in Fiktion zu verwandeln, oder Fiktion in Wahrheit — ich weiß nicht, was es ist, aber es dreht sich im Grunde um Wahrheit, abgehandelt in fiktionaler Form.

Grobel: Doch Ihrer Meinung nach sind Fiction und Nonfiction verschmolzen?

Capote: Es ist eigentlich keine Frage von Wahrheit oder Nicht-Wahrheit. Es ist eigentlich eine Frage des Erzählens. Darum geht es. Darum, daß man lernt, den Erzählfluß so in den Griff zu bekommen, daß er schneller abrollt und zugleich tiefer schürft.

aus: »Ich bin schwul, ich bin süchtig, ich bin ein Genie«,
Ein intimes Gespräch zwischen
Truman Capote und Lawrence Grobel
Aus dem Englischen von Thomas Lindquist
© Diogenes Verlag 1986

Liebe auf den ersten Blick

Dienstag, den 1. September 2009

Natürlich denke ich
auch schon an deinen Schoß
wie ich ihn küssen
will daß er naß wird
und wieder trocken
und was mir
oder meinen Fingern
einfallen wird bei dir

Du findest das ungehörig?
Gut: wenn es dir lieber ist
will ich deine Haare
nahe an deinem Ohr
nur fast, doch nicht wirklich küssen
und an deine Augen denken
und mir ein für alle mal sagen
daß dein Schoß für
mich nicht existiert.
So fügsam bin ich –
Warum bist du jetzt beleidigt?

Wahrscheinlich glaubst du
wenn zwei Menschen einander sehr bald
ihre Namen sagen
und miteinander essen
und fragen was sie arbeiten
und was sie denken
daß daraus dann nie mehr
eine wirkliche Freundschaft wird

Erich Fried (1921-1988)

••• Ich habe noch weiter in dem Fried-Band gestöbert. Mir ist aufgefallen, dass es wohl Markus‘ »Schuld« sein muss, dass wir jetzt hier sowas verhandeln, genau, das Vinícius-Interview: »Aber ich glaube auch, dass jene Liebe, die für die Ewigkeit erschafft, die Liebe der Leidenschaft ist. Diese Liebe ist die einzige, die diese Dimension der Ewigkeit besitzt.« Wie kommt er eigentlich darauf?

Ich lese gerade einen Band mit Interviews, die Lawrence Grobel mit Truman Capote geführt hat. In einem dieser Interviews geht es um »Liebe, Sex und Angst«.


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