Weihrauch und Wein

Freitag, den 2. November 2012

Tbilissi
Blick auf Tbilissi

••• »Verlagsmetropolen« – so nennt das Literarische Colloquium Berlin das hauseigene Programm, in dessen Rahmen versucht wird, regelmäßig einige deutsche Autoren in die Welt hinaus zu scheuchen. Diese Autorenförderung verbindet sich mit einem anderen Kern des LCB-Programmes, der Förderung von Übersetzern, die Literatur in das Deutsche und aus dem Deutschen übersetzen. Auf Reisen geschickt werden dabei jeweils Autoren und Autorinnen, die ein aktuelles Buch im Gepäck haben, für das man sich Übersetzungen wünscht. Auszüge aus den Werken werden vorab übersetzt und während der Reise auf Lesungen im deutschen Original und in Landessprache vorgestellt. Auf diesem Weg kam ich 2010 mit der »Leinwand« nach Finnland und bin ich nun mit »Replay« in Georgien.

In Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut und gefördert vom deutschen Auswärtigen Amt, hat das LCB Jenny Erpenbeck, Olga Grjasnowa, Annett Gröschner, Michael Kumpfmüller, Jörg Magenau und mich nach Tbilissi geschafft. Jürgen Becker, der auch vor zwei Jahren die Finnland-Reise organisiert hatte, begleitet uns. Auszüge aus unseren akuellen Romanen wurden ins Georgische übersetzt und in einer Broschüre veröffentlicht. Auf zwei Lesungen – am letzten Mittwoch und am morgigen Freitag – im ortsansässigen Goethe-Institut bzw. im Literaturmuseum von Tbilissi werden die Bücher vorgestellt. Wir lesen deutsch, die Übersetzer die georgischen Übertragungen.

Tbilissi
Ruinen neben Neubauten, der Bürgerkrieg ist noch lang nicht vergessen


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September im hohen Norden

Montag, den 26. Juli 2010

••• Bald werde ich wohl wissen, was »Leinwand« auf Finnisch heißt. Im September nämlich werde ich, wenn alles kommt wie geplant, im hohen Norden sein. Jürgen Becker vom Literarischen Colloquium Berlin wird eine kleine Abordnung deutscher Autoren und Autorinnen nach Finnland lotsen, darunter Hanna Lemke, Judith Schalansky, Lutz Seiler, David Wagner und meine Wenigkeit. Es soll Lesungen im »Prosak Club« und der »Villa Kivi« in Helsinki sowie im Goethe-Institut in Tampere geben. Unterstützt wird die Tour vom »Finnish Literature Exchange« (FILI) und der Literaturzeitschrift »Nuori Voima Liitto«, die Übersetzungen aus aktuellen Büchern der mitreisenden Autoren präsentieren wird.

Ich freue mich jedenfalls jetzt schon riesig und bin sehr gespannt auf Finnland, die Finnen und Finninnen und vor allem – den Klang dieser ganz eigenen Sprache.

Übrigens: Sollte sich dieser Beitrag etwas gestelzt lesen, so liegt es ganz sicher einzig daran, dass die Kinder heute partout nicht schlafen wollten und sich nur zur Ruhe bringen ließen durch den Vortrag einer Erzählung von Thomas Mann. »Das Eisenbahnunglück« war es, gelesen von Gert Westphal, eine eigentlich ganz unfassbar affektierte Prosa, aber mit so feiner Ironie durchzogen, dass man sie mit großer Freude anhören kann und prompt infiziert wird, also mannifiziert, gewissermaßen, nun ja, das muss ich jetzt erst einmal wieder abschütteln.