Helsinki – Dubrovnik – Helsinki

Mittwoch, den 15. September 2010

Die Lesebühne im »Dubrovnik«, Helsinki
Die Lesebühne im »Dubrovnik«, Helsinki

••• Eine Reise war das schon, was wir gestern am Abend unternommen haben. Wir sind zwar nicht wirklich bis nach Dubrovnik gekommen. »Dubrovnik« aber heißt die Bar, in der gestern die erste Lesung unserer Finnlandtour stattfand, und es war eine Reise in drei sehr unterschiedliche Gegenden der literarischen Topographie.

Gegen 18:00 Uhr war zum Empfang geladen für Presse- und Verlagsleute. Da ging es noch übersichtlich zu im Untergeschoss des »Dubrovnik«, das früher einmal ein Kino und – Insider-Informationen zufolge – Aki Kaurismäkis inoffizielles Büro, wenn nicht gar erweitertes Wohnzimmer gewesen ist. Gegen 19:00 wurde es dann eng. Da atmeten die Veranstalter auf. Denn es ist so, dass Prosa-Lesungen in Finnland völlig unüblich sind. Lesungen gaben hier bis vor wenigen Jahren nur die Lyriker, und Veranstaltungen mit Romanautoren hatten eher den Charakter von öffentlichen Live-Interviews denn von Lesungen.

So, sagten sich vor einiger Zeit ein paar agile Prosafreunde, könne es doch nicht bleiben. Sie gründeten den Prosa-Club »Prosak«, der seither regelmäßig im »Dubrovnik« gastiert, um den Finnen auch den Charme von Prosa-Lesungen nahezubringen. Und gestern nun wurden im »Prosak«-Programm gleich drei deutsche Autoren mit ihren aktuellen Büchern vorgestellt: David Wagner, Judith Schalansky und Hanna Lemke.


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September im hohen Norden

Montag, den 26. Juli 2010

••• Bald werde ich wohl wissen, was »Leinwand« auf Finnisch heißt. Im September nämlich werde ich, wenn alles kommt wie geplant, im hohen Norden sein. Jürgen Becker vom Literarischen Colloquium Berlin wird eine kleine Abordnung deutscher Autoren und Autorinnen nach Finnland lotsen, darunter Hanna Lemke, Judith Schalansky, Lutz Seiler, David Wagner und meine Wenigkeit. Es soll Lesungen im »Prosak Club« und der »Villa Kivi« in Helsinki sowie im Goethe-Institut in Tampere geben. Unterstützt wird die Tour vom »Finnish Literature Exchange« (FILI) und der Literaturzeitschrift »Nuori Voima Liitto«, die Übersetzungen aus aktuellen Büchern der mitreisenden Autoren präsentieren wird.

Ich freue mich jedenfalls jetzt schon riesig und bin sehr gespannt auf Finnland, die Finnen und Finninnen und vor allem – den Klang dieser ganz eigenen Sprache.

Übrigens: Sollte sich dieser Beitrag etwas gestelzt lesen, so liegt es ganz sicher einzig daran, dass die Kinder heute partout nicht schlafen wollten und sich nur zur Ruhe bringen ließen durch den Vortrag einer Erzählung von Thomas Mann. »Das Eisenbahnunglück« war es, gelesen von Gert Westphal, eine eigentlich ganz unfassbar affektierte Prosa, aber mit so feiner Ironie durchzogen, dass man sie mit großer Freude anhören kann und prompt infiziert wird, also mannifiziert, gewissermaßen, nun ja, das muss ich jetzt erst einmal wieder abschütteln.