Tauben

Donnerstag, den 2. Oktober 2008

Seele eines Zaddik

••• Auf den letzten Metern (die drei letzten Kapitel der „Leinwand“) wird es noch einmal richtig schwierig. Wie schon im Zichroni-Strang müssen es drei Kapitel werden, die wie Erzählungen in sich geschlossen sind. Das Thema des aktuellen Kapitels hat es in sich: Gilgul (Seelenwanderung). Das Grundmotiv sind Übergänge.

Die äußere Klammer ist ein geographischer Übergang, ein Flug von München nach Tel Aviv. An unterwegs auftauchenden Motiven wird das Thema des Übergangs variiert. So wird das Thema der Mikwe wieder aufgenommen, deren reinigendes Wasser Übergänge zwischen verschiedenen ideellen Zuständen bewirkt. Auch Vögel spielen eine Rolle, die einer im Sohar geäußerten Ansicht zufolge die Seelen von Menschen aufnehmen können, die in den Körpern der Vögel auf eine Wiedergeburt in einem anderen Menschen warten…


Den ganzen Beitrag lesen »

Unsre Heimat

Montag, den 29. September 2008

In den mittleren Klassen begannen unsere Schultage mit einem Lied. Wir standen an unseren Plätzen, wenn die Lehrerin ins Klassenzimmer kam. Was gesungen wurde, machten die Mädchen vor dem Unterricht auf dem Schulhof aus. Die Klassensprecherin – es war immer ein Mädchen – teilte der Lehrerin mit, auf welches Lied die Wahl des Tages gefallen war. Dann stimmte die Lehrerin an.

Eines dieser Lieder liebte ich und hasste es gleichzeitig. Es war nicht wie die meisten Lieder, die wir im Musikunterricht lernten, ein Marsch, nicht einmal ein Strophenlied, sondern eine fließende Weise zum poetischen Text eines jungen Dichters.

»Unsre Heimat, das sind nicht nur die Städte und Dörfer. Unsre Heimat sind auch all die Bäume im Wald. Unsre Heimat ist das Gras auf der Wiese, das Korn auf dem Feld und die Vögel in der Luft und die Tiere der Erde und die Fische im Fluss sind die Heimat…«


Den ganzen Beitrag lesen »

Einige Stunden Exil

Samstag, den 27. September 2008

Grenzübergang Oberbaumbrücke
Grenzübergang Oberbaumbrücke – Peter Frischmuth / Argus

Nicht zuletzt hebe ich in der Kassette seit 1990 meinen entwerteten DDR-Pass auf. Ich wollte ihn nie wegwerfen. Im November 1989, kurz nach der Öffnung der Grenzen, habe ich ihn erhalten. Vor der Passstelle warteten dutzende Menschen, und ich musste stundenlang warten, bis ich an der Reihe war. Ich erhielt nicht nur den Pass. Ein Dauervisum für Reisen nach Westberlin und in die BRD bekam ich dazu, das erste und einzige Visum, das je in diesen Pass gestempelt wurde. Ganze zehn Monate später gab es das Kleine Land nicht mehr, und man brauchte erst recht kein Visum mehr, um »in den Westen« zu fahren. Der Pass war nur noch ein Erinnerungsstück. Das wollte ich behalten. Als ich meinen BRD-Pass bekam, sollte ich den blauen Ost-Pass abgeben. Das lehnte ich ab. Der Beamte grinste, nahm einen Locher, stanzte ein paar Löcher hinein und überstempelte alle Seiten in roter Farbe mit dem Wort UNGÜLTIG. Dann gab er ihn mir zurück.

Ich habe nicht gezögert, bin gleich von der Passstelle aus zum Bahnhof gegangen, in die S-Bahn gestiegen und zur Friedrichstraße gefahren. Solange ich lebte, war hier die Endstation gewesen.


Den ganzen Beitrag lesen »

Kurzer Weg zum Ruhm

Freitag, den 26. September 2008

Pertti Karppinen
Der finnische Ruderer Pertti Karppinen

Die Vorstellung, ein berühmter Sportler zu werden, war mir vor allem deshalb sympathisch, weil ich annahm, es brauche dafür nicht mehr als Ehrgeiz, Anstrengung und den unbedingten Willen zu siegen. Natürlich fuhr ich von Anfang an Einer, denn geteilter Ruhm kann nur halber Ruhm sein.

Ich hatte ein Plakat vor Augen, das an der Tür des Bootshauses hing und den dreimaligen Olympiasieger Pertti Karppinen in einem Rennen zeigte. Sah man dem Finnen ins Gesicht, konnte man keinen Zweifel daran haben, dass er jeden Wettkampf gewinnen konnte. Er zog die Skulls mit so gewaltiger Kraft durchs Wasser, dass sie sich wie Weidenruten bogen. Ich meinte, das Foto zeige ihn beim Start eines Rennens, während der ersten Schläge. Die Bildunterschrift belehrte mich eines Besseren.

»Pertti Karppinen im Endspurt«, stand dort.


Den ganzen Beitrag lesen »

Entwarnung und eine Enthauptung

Freitag, den 26. September 2008

Sonne mit Ente – © seelenfreunde.com
Sonne mit Ente – © seelenfreunde.com

••• Kaum habe ich die Panik vor der Zielgeraden in einen Blog-Post verpackt, fließt es wieder. Das siebte Wechsler-Kapitel war plötzlich da und wollte raus, und ich habe es in einem Rutsch aufgeschrieben. Die Szene ist vorwiegend in der DDR in den 80er-Jahren. Natürlich kann ich nur Auszüge bringen. Alles andere wäre zu kitzlig, da ich mit Wechsler nun mitten im Kern-Plot stehe, den ich (noch) nicht preisgeben kann.


Den ganzen Beitrag lesen »

Wider die Proust-Versuchung

Sonntag, den 10. August 2008

Ein google-maps-Roman. Fantastisch!

aus einem Kommentar

••• Ein Google-Maps-Roman wird die „Leinwand“ nun sicher nicht werden. Es ist einfach eine Frage der Zeit-Ökonomie. Natürlich wäre ich letzte Woche lieber selbst ins Vallée de Joux gefahren. Auch nach New York würde ich nun lieber in persona reisen, zumal ich in der Bronx, wo der Wilf-Campus liegt, noch nie war. Aber das wäre ein irrer Aufwand für wenig Gewinn an Authentizität. Man muss ja bedenken, wie wenig Text aus solchen Recherchen am Ende resultiert.

Den ganzen Beitrag lesen »

Anruf bei Audemars Piguet

Mittwoch, den 6. August 2008

Lac de JouxIch beschloss, mich abzulenken.

Seit Jahren schon hatte ich vorgehabt, einmal ins Vallée de Joux zu reisen, jenes raue Tal im Schweizer Jura in der Nähe von Genf, in dem drei der berühmtesten Uhrenmanufakturen der Welt ihren Hauptsitz haben: Breguet, Jaeger-LeCoultre und Audemars Piguet. Wie andere Abenteuerwünsche, etwa mit dem Jeep durch die Sahara zu fahren oder im Roten Meer Tauchen zu lernen, hatte ich mir jedoch auch diesen bislang nicht erfüllt. Anders als jene Wünsche aber war dieser leicht umzusetzen, und die Gelegenheit war günstig.


Den ganzen Beitrag lesen »