Der Schochet schärft das Messer, nicht mit Wasser, sondern mit Tränen
© Nemo @ My Ramblings
Der Beruf des Maschgiach ist wenig aufregend, gelegentlich allerdings blutig. Ein Maschgiach ist ein Hüter der Seelen. Er wacht über die Kaschrut in den Gemeindeeinrichtungen. Meist pendelt er zwischen Altenheim, Restaurant und Metzgerei, ist einen Tag hier, einen Tag dort. Er inspiziert die gelieferten Zutaten, wäscht und untersucht den Salat auf Ungeziefer, schlägt die Eier einzeln auf, um sie auf Blutstropfen zu untersuchen, und er schaut den Köchen über die Schulter. In der Metzgerei verwahrt er den Schlüssel zum Kühlraum und versiegelt mit dem Aufkleber des Rabbinats die eingeschweißten Fleisch- und Wurstpakete, bevor sie ausgeliefert werden.
Ab und an, wenn geschächtet wird, fällt ihm die Aufgabe zu, das Ausbluten der Hühner zu beaufsichtigen. Die Seele der Vögel verlässt mit dem Blut ihre Körper und schwebt, solange das Blut noch fließt, im Raum. Erst wenn das Tier sich nicht mehr rührt und das Blut mit Sand bedeckt wird, nimmt die Seele Abschied, und man darf das Huhn rupfen. Beine und Flügel müssen auf Brüche und die winzigen Lungen auf Verletzungen untersucht werden, die auf frühere Krankheiten deuten könnten. An solchen Tagen arbeitet neben dem Schochet, der das Messer führt, auch der Maschgiach im Akkord.
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