Ende August

Dienstag, den 20. Februar 2007

Natural Architecture - © 2003-2007 ~eigenart@deviantart.com

Mit weißen Bäuchen hängen die toten Fische
zwischen Entengrütze und Schilf.
Die Krähen haben Flügel, dem Tod zu entrinnen.
Manchmal weiß ich, daß Gott
am meisten sich sorgt um das Dasein der Schnecke.
Er baut ihr ein Haus. Uns aber liebt er nicht.

Eine weiße Staubfahne zieht am Abend der Omnibus,
wenn er die Fußballmannschaft heimfährt.
Der Mond glänzt im Weidengestrüpp,
vereint mit dem Abendstern.
Wie nahe bist du, Unsterblichkeit, im Fledermausflügel,
im Scheinwerfer-Augenpaar,
das den Hügel herab sich naht.

Günter Eich, aus: „Botschaften des Regens“
© Suhrkamp Verlag 1955

Ich glaube nicht an den lieben Gott. Wie käme ich dazu. Auch an Vorbestimmung glaube ich nicht; es gibt nichts, was unser Leben lenkt. Alles, was geschieht, geschieht rein zufällig, außer, wir haben es entsprechend eingerichtet. Manchmal kommt es dann trotzdem ganz anders und manchmal haben wir Glück. Und manchmal beides zusammen.

••• So beginnt Petra Hofmanns Erzählung „Ach, mein Joseph“, die ich in der letztens hier besprochenen Ausgabe von „entwürfe“ gelesen habe. „Uns aber liebt er nicht“, lässt sich das Ich bei Günter Eich vernehmen, das also die Existenz Gottes selbst nicht gleich leugnet.

Ich teile weder die eine noch die andere Ansicht und finde doch in beiden etwas Wahrhaftiges. Eingangs des täglichen jüdischen Hauptgebets, der „Sch’mone Essre“, heisst es: G’tt, gross, mächtig und furchtbar

Von lieb ist keine Rede.


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