Die Frau des Flusshändlers

Montag, den 16. Juni 2008

Fu Hi liebte die hohe Wolke und den Berghang,
Leider starb er an Alkohol.

Ezra Pound

••• Das Poesiealbum 279 – gerade erschienen – hielt eine Überraschung und eine Enttäuschung parat. Das Heft versucht, eine bei aller Kleinheit doch repräsentative Auswahl von Gedichten Ezra Pounds auf den nur 32 Seiten des Poesiealbums zu präsentieren.

Das ist womöglich ein vermessenes Unterfangen. In jedem Fall aber gelingt es, den Leser neugierig zu machen auf den Dichter Pound und seine Dichtung. Natürlich sind einzelne der Cantos abgedruckt, jedoch auch Gedichte jenseits der »Großdichtungen«. Soweit die Überraschung.

Was nun die Enttäuschung angeht: Dass Bert Brecht sich liebend gern bei den Ideen anderer bediente und mitunter auch Ideen- und Textarbeit bspw. seiner Frauen für sich vereinnahmte, das ist nicht neu. Für mich erstaunlich aber – und eben auch enttäuschend – wie stark er sich thematisch und stilistisch offenbar auch bei Ezra Pound bedient hat. (Er müsste ihn wohl im Original gelesen haben. Hier wären denn wieder einmal die Literaturwissenschaftler gefragt…)

Ein Beispiel gefällig?


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Ezra Pound in Bildern

Samstag, den 1. Dezember 2007

What you
depart from is
not the way
and olive tree
blown white in
the wind
washed in the
Kiang and Han
what whiteness
will you add to
this whiteness,
what candor?

Ezra Pound, aus: Canto LXXIV

••• Nachdem so viel von Ezra Pound die Rede war, fand ich ich obiges YouTube-Video interessant. Die neue deutsche Ausgabe des „ABC des Lesens“, auf das ich schon seit einem Jahr warte, ist übrigens erneut verschoben. Schade.

Schreibheft

Montag, den 5. November 2007

Schreibheft Nr. 69 Ezra Pound im St. Elizabeths••• Über eine Erwähnung in A. N. Herbsts »Dschungel. Anderswelt«> bin ich auf eine Literaturzeitschrift aufmerksam geworden, die ich wirklich schon länger hätte kennen sollen. Die Rede ist vom „Schreibheft“, dessen Ausgabe 69 zum Schwerpunktthema „Ezra Pound – Die Jahre im St. Elizabeths Hospital“ mir freundlicherweise zur Rezension zugesandt wurde.

Die erste Ausgabe des „Schreibheft“ erschien vor 30 Jahren. Norbert Wehr, der das Heft seit nunmehr 25 Jahren allein herausgibt, war fast von Anfang an dabei und glüht – man spürt es deutlich im Gespräch mit ihm – für dieses anspruchsvolle Unternehmen einer Literaturzeitschrift, die mehr sein will als Vorveröffentlichungsorgan, Modenspiegel oder Genrejournal.


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Erinnern und Entdecken

Samstag, den 25. November 2006

Bevor ich aufgehört habe zu schreiben, habe ich aufgehört zu lesen. Wer nicht sprechen mag, hat keinen Verlust durch Schweigen. Nicht mehr zu lesen aber – zumindest was Dichtung betrifft – ist ein Verlust. Ich möchte wieder beginnen, den Kontakt wieder aufnehmen.

Leicht ist das nicht.

Schriftsteller sind keine Künstler. Alphabetisiert sind wir schliesslich alle.

So liess sich Katja Lange-Müller – Autorin des Romans „Kaspar Mauser, Die Feigheit vorm Freund“ vor vielen Jahren in einer Talkshow vernehmen. Ihre Ansicht ist verbreitet und mag dazu beitragen, dass auf kaum einem künstlerischen Gebiet so viel und so schamlos dilettiert wird wie in der Lyrik.

Zwei Bücher haben meinen Zugang zur Dichtung als Jugendlicher geprägt. Das erste stammt von einem Dichter, enthält von ihm selbst jedoch nur ein Vorwort: „Meine liebsten Gedichte. Eine Auswahl deutscher Lyrik von Martin Luther bis Christoph Meckel (1987), zusammengestellt von Johannes Bobrowski. Eine Lehrerin schenkte es mir.

Das zweite kam mir erst später in die Hände, in einer antiquarischen englischen Originalausgabe: „The ABC of Reading“ (1934) von Ezra Pound. (Der Arche Verlag bringt dieser Tage eine neue deutsche Ausgabe unter dem Titel „ABC des Lesens“ heraus.)

The ABC of Reading

This important work, first published in 1937, is a concise and direct statement of Pound’s aesthetic theory. As the title indicates, it is a primer for the reader who wants to maintain and cultivate an active, critical mind, to become increasingly sensitive to the beauty and inspiration of the world’s best literature.

Bei Pound lernt man schnell, dass Schreiben allgemein und allzumal Dichtung ganz ohne Zweifel eine Kunst ist. Mit allen anderen Künsten hat die Dichtung gemein, dass sie erst beginnt, wo die handwerkliche Meisterschaft so selbstverständlich geworden ist, dass sie für den Künstler zugunsten dessen, was es auszudrücken gilt, in den Hintergrund treten kann.

Ich möchte wieder beginnen zu lesen, den Kontakt zur Dichtung wieder aufnehmen. Erinnern möchte ich mich und entdecken. Erinnern an die vielen Gedichte, die mich über die Jahre begleitet haben.

In Anlehnung an Bobrowskis Anthologie will ich die Texte nach und nach online zusammenstellen. Jeder Artikel in diesem Blog soll ganz einem Stück Dichtung gehören – sei es ein Gedicht oder ein Prosaauszug. Wo es sich ergibt, werde ich über meine persönliche Verbindung mit dem jeweiligen Text berichten. Und dazu lade ich auch die anderen Leser, die hoffentlich den Weg auf diese Seiten finden werden, herzlich ein. So wird es sicher auch neue Entdeckungen geben.

Der Titel dieses Weblogs – Turmsegler – ist geliehen von René Char. Mit seinem gleichnamigen Gedicht soll das Blog denn auch starten. Im übrigen wird die Reihenfolge nur dem vielleicht nicht ganz immer ungelenkten Zufall des Erinnerns und Entdeckens folgen.