Equilibrium

Samstag, den 18. Juni 2011

Fliehkraftregler einer Dampfmaschine, Foto: (cc) Mirko Junge (wikipedia)
Fliehkraftregler einer Dampfmaschine, Foto: (cc) Mirko Junge (wikipedia)

Ich bin sicher, dass der Watt’sche Dampfregler bereits im Physikunterricht auf der Highschool behandelt wurde, und ich bin ebenso sicher, dass mein Lehrer, der nicht eben eine Leuchte der pädagogischen Zunft war, uns Schülern den Fliehkraftregler derart trocken und begeisterungsfrei erklärt hatte, dass schon weniger Tage darauf keiner von uns mehr daran dachte. Im Studium allerdings begegnete mir dieses mechanische Wunderwerk wieder, und zwar als einer der ersten wirksamen Mechanismen zur Stabilisierung dynamischer Systeme.


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Fliehkraftregelung

Freitag, den 17. Juni 2011

Schematische Darstellung eines Fliehkraftreglers
Schematische Darstellung eines Fliehkraftreglers

Ich hatte angenommen, Matana würde mit meiner Transformation ebenso zufrieden sein wie meine Trainerin und wie ich selbst. Je mehr Fortschritte ich machte, desto reservierter schien er jedoch zu werden, als wäre ihm die ganze Sache oder doch zumindest ein Teil davon nicht geheuer. Bei aller Begeisterung für das Trainingsprogramm hatte ich die technische Seite unserer Vorbereitungen nicht etwa vernachlässigt. Ich arbeitete konzentrierter denn je und hätte mir schon allein deswegen keine Nachlässigkeit gestattet, weil ich selbst der Leidtragende gewesen wäre. Allerdings hatte ich mehrere Schachabende in Folge abgesagt, weil ich es genoss, die wenige Freizeit, die mir blieb, mit Katelyn zu verbringen. Dafür aber, nahm ich an, durfte ich doch Verständnis erwarten.

Für gewöhnlich hielt Matana mit seinen Ansichten, Ratschlägen oder auch Kritik nicht hinterm Berg. Dieses Mal hielt er sich zurück und nahm einen eigenwilligen Umweg, um mir mitzuteilen, dass er sich Sorgen machte.


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Ich sehe jetzt alles, sagte sie…

Donnerstag, den 16. Juni 2011

Es war eine paradiesische Zeit, eine Zeit des Erwachens und Erstarkens, eine Zeit der aufwuchernden, neugierigen Lust. Entgegen allen Befürchtungen entbehrte ich nichts und empfand keine Minute meiner Vorbereitungen als Qual. Nun wusste ich, welchem Zauber Katelyn das Vibrieren ihres Körpers verdankte, das ich of gespürt hatte, wenn sie mich nach ihrem Workout im Bademantel empfing. Und ich hatte auch keine Zweifel mehr, was sie in diesen Momenten trotz der gerade überstandenen Anstrengungen so empfänglich für meine Zärtlichkeiten gemacht hatte.

In dieser Zeit gab es nur einen kurzen Moment der Irritation zwischen uns. Nachdem wir etwa vier Monate gemeinsam trainiert hatten, meldete sich Katelyn krank. Mir schrieb sie, es sei nichts Seriöses, aber sie würde doch einige Tage zu Hause bleiben. Weil ich mir trotz ihrer Beteuerungen Sorgen machte, fuhr ich schon am Nachmittag zu ihr. Sie war nicht überrascht, mich zu sehen. Mich allerdings wunderte, dass sie eine Sonnenbrille trug.


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Keine Schonung

Mittwoch, den 15. Juni 2011

Die Wirksamkeit der Übungen stand und fiel mit der Atmung und einer eben wohlkontrollierten Körperspannung aus der Körpermitte heraus. Katelyn hatte mich bereits für meine Pushup-Routine in die Urgründe dieser Powerhouse-Atmung eingeführt, die allein schon die Bauchmuskeln zum Zittern brachte, ohne dass man nur einen Arm oder ein Bein hob. Ja, man musste kämpfen, und gelegentlich brannten die beanspruchten Muskelpartien wie Feuer, doch sobald die Übung beendet war, fühlte man sich wohl. Kein Schmerz, keine tiefe Erschöpfung. Anspannung und Dehnung wechselten sich ab, und so gewann man nicht nur an Kraft sondern auch an Beweglichkeit, ein völlig neues, beglückendes Körpergefühl. Ich fühlte mich beschenkt und warf meine ursprünglichen Vorbehalte bereitwillig über Bord. Ich hatte tatsächlich nicht gewusst, wovon ich sprach, als ich von Zuchthaus und teutonischem Strafsport geredet hatte.


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Deutsche Kontrollgymnastik

Dienstag, den 14. Juni 2011

Das Studio von Joseph Pilates in New York
Das Studio von Joseph Pilates in New York

Den Muskelzuwachs schrieb ich den Pushups zu, den Gewichtsverlust meinen veränderten Essgewohnheiten. Was allerdings die panische Verwandlung anging, die ich an meinem Körper beobachtete, verdankte ich sie zum größten Teil wohl vor allem der zweiten Komponente meines Trainingsprogramms: Pilates.


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Pushups

Montag, den 13. Juni 2011

Pushups

Von meinem Speiseplan – wenn man es so nennen konnte – strich Katelyn lediglich die ungezählten Gläser latte macchiato, die ich üblicherweise während der Arbeit trank. Stattdessen fand ich jeden Morgen auf meinem Schreibtisch drei Literflaschen Mineralwasser, die ich, über den Tag verteilt, zu trinken hatte. Darüber hinaus, meinte sie, würde mein Körper mir sehr bald von sich aus signalisieren, was und wieviel er brauchte.

Das Training bestand im wesentlichen aus einem Pushup-Programm und Pilates. Zunächst übten wir atmen und diverse Varianten von Liegestützen in sauberer Ausführung. Als ich mit dem Training begann, schaffte ich fünfzehn bis zwanzig. Das Ziel, meinte Katelyn, liege bei hundert, was mir unmöglich erreichbar erschien. Allerdings machte ich sehr schnell deutliche Fortschritte.


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Psychodynamik

Sonntag, den 12. Juni 2011

Katelyn ging über den Vorfall hinweg. Das erleichterte mich zunächst, weil ich nicht ahnte, dass mich diese Art, die Situation zu handhaben, auf lange Sicht zu einem Gefangenen machte. Wir trafen uns nach wie vor, und da wir nun auch offiziell beruflich miteinander zu tun hatten, verbrachten wir mehr Zeit miteinander als je zuvor. Als Trainerin gab sich Katelyn bestimmt, wenn auch nicht übermäßig streng oder fordernd. Als Frau behandelte sie mich nicht etwa kühler. Unser Verhältnis blieb gelöst und zärtlich, als wäre nichts Irritierendes geschehen. Dennoch hatte sich etwas verändert. Ich wusste, dass sie jeden Augenblick die Frage stellen konnte, vor der ich mich fürchtete, dass sie jederzeit den Vorwurf erheben und eine Erklärung einfordern konnte, und ich hätte nichts von Substanz zu meiner Verteidigung vorbringen können. Ich weiß nicht einmal, ob es ihr bewusst war. Ihr Schweigen jedenfalls und der Umstand, dass ich es akzeptierte, bescherte mir eine Art emotionaler Gefangenschaft. Ich richtete mich in meinem Schuldgefühl ein und arrangierte mich mit dem von mir selbst verhängten Strafmaß, dem Bewusstsein nämlich, die unausgesprochene Verletzung nie wieder gutmachen zu können.


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