Nähe und Unvereinbarkeit zweier Konzepte
Ein Gastbeitrag von Chaim Noll
Krieg und Frieden
Die in unseren Augen geringe Wertschätzung des einzelnen Menschenlebens liegt im jihad begründet, dem der islamischen Glaubensgemeinschaft gebotenen heiligen Kampf zur weltweiten Durchsetzung des Islam. Der Prophet lässt keinen Zweifel daran, dass dieser Kampf erst dann zu Ende sein kann, wenn alle Menschen Allah anbeten (Suren 8,39; 61,9 u.a.). Während es missionierenden Christen erklärtermaßen um das Gewinnen von Individuen geht – Jesus bezeichnete seine Jünger als »Menschenfischer« (Matthäus 4,19) – geht es dem Islam um die Ausweitung des dar al Islam, also um die Beherrschung von Territorien.
Im Koran-Text finden sich widersprüchliche Angaben, wie dabei vorzugehen sei. Sure 2, Vers 187 gebietet für Allah zu kämpfen, jedoch nicht der Aggressor zu sein, »Gott liebt nicht den Angreifer«. Andere Stellen machen klar, dass bereits die Existenz von Nichtmuslimen in einem bestimmten Gebiet als Angriff auf den Islam, daher ein aggressives Vorgehen gegen sie als Verteidigung zu verstehen sei. In diesem Sinne wird für Verteidigung erklärt, was nach unseren Begriffen Aggression ist. Sure 4,104 spricht vom »Aufsuchen« oder »Aufspüren« der Ungläubigen – zweifellos ein offensiver Vorgang. Auch Sure 9, Vers 5 gebietet Taktiken des Angriffs: die Ungläubigen sollen getötet werden, »wo immer ihr sie findet«, sie sollen ergriffen, bedrängt oder belagert, ihnen soll »aus jedem Hinterhalt aufgelauert« werden. Mehrfach wird betont, dass Muslime im Kämpfen nicht nachlassen dürfen. Von »vorzeitigem Frieden« oder Waffenstillstand wird abgeraten, der Kampf bis zum siegreichen Ende angemahnt, »da ihr doch die Oberhand haben werdet und Gott mit euch ist« (Sure 47,35)
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