Meines Vaters Bücher

Montag, den 2. Februar 2009

Ein Gastbeitrag von Alexander Nicolai

Gustav Meyrink••• Die Bücher meines Vaters haben im Leben und Wohnen meiner Familie immer schon einen besonderen Raum eingenommen. Nie wurden sie an Dritte ausgeliehen, und auch in Zeiten finanzieller Not schlug mein Vater beharrlich jedes ihm gemachte Angebot aus, auch nur eines davon zu verkaufen. Äußerlich betrachtet gab diese Sammlung nicht viel her. Sie bestand und besteht aus abgegriffenen Büchern, teilweise illegal angefertigten Kopien, die erst später gebunden wurden, teils auch aus abgetippten Manuskripten in Form einer Loseblatt-Sammlung. Die meisten dieser Werke sind nicht einmal über antiquarische Quellen zu beziehen, nur wenige wurden noch einmal aufgelegt, andere waren niemals einem öffentlichen Publikum zugänglich. Mit dem Umfang und der Vielfalt einer Bibliothek wie der eines Alexander von Bernus oder Carl Gustav Jung konnte die Sammlung nie mithalten. Weniger erlesen ist sie indes auch nicht, und gemein mit diesen beeindruckenden Bibliotheken ist vor allem ihr Zweck. Soweit ich zurückdenken kann, schärfte mein Vater mir immer wieder ein, dass die Sicherheit dieser Bücher im Ernstfall oberste Priorität habe, und das es im Falle eines ihn plötzlich ereilenden Todes meine erste Pflicht sei, diese Bücher an mich zu nehmen, bevor andere ihre Hände danach ausstrecken könnten. Die Antworten auf alle Fragen, so erklärt er es mir bis zum heutigen Tage, seien in diesen Werken zu finden.

Was fängt man in jungen Jahren mit solch einer Erklärung an? Wenig.


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Revolte oder Exil?

Mittwoch, den 9. Mai 2007

••• Alexander Nicolai verkündet angesichts der heutigen Netzliteratur die literarische Revolte, ja er meint sogar, sie sei bereits in vollem Gange. Das wäre schön, wenn es denn so wäre. Leider fürchte ich, dass hier ein Irrtum vorliegt. Anstelle der Revolte beobachte ich nur ein Ausweichen in ein anderes Medium. Die Literatur im Netz revoltiert nicht. Sie ist im Exil.


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Im Sportcoupé über den Wenzel

Montag, den 7. Mai 2007

Pod-z-Blitz Nr. 6••• Erneut stellt Michael Perkampus in seinem Podcast Pod-z-Blitz seine Qualitäten als Gesprächsgastgeber unter Beweis. Dieses Mal sind die Autoren Markus A. Hediger und Alexander Nicolai bei ihm zu Gast. Hediger spricht über seine Übersiedlungspläne nach Brasilien, und so ganz nebenbei entspinnt sich zwischen Perkampus und Hediger eine hochinteressante Diskussion um die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des Romanschreibens und die – vermutete oder tatsächliche – Natur literarischer Weblogs.

Im Anschluss spricht Alexander Nicolai über einen der wenigen „magischen Autoren“ der deutschen Romanliteratur: Gustav Meyrinck („Der Golem“). Die Vorstellung vom selbstmordgefährdeten Dandy Meyrinck, der im ersten je in Prag gesichteten Sportcoupé über den Wenzel heizt, um die Bürger zu verschrecken, wird mich durch den Tag begleiten, wenn nicht länger.

Der Perkampus-Podcast entwickelt sich von Folge zu Folge in erfreulichster Weise. So freut es mich sehr, dass ab Juni Sendungen in dichterer Folge mit festem redaktionellen Konzept geplant sind.

Für literarisch Interessierte gilt heute: Hingehen, anhören – Pod-z-Blitz!