Bei Goyte in Jerusalem

Donnerstag, den 30. Dezember 2010

Prof. Christian Kohlross und Benjamin Stein, Jerusalem, Goethe-Institut, 29.12.2010
Mit Prof. Christian Kohlross im Goethe-Institut Jerusalem

••• Wo war ich gestern? Ach ja: Ich habe zu Fuß Tel Aviv erkundet, 2 1/2 Sätze geschrieben, und kurz vor 16:00 Uhr kam Christian Kohlross, und wir fuhren nach Jerusalem. Im Goethe-Institut fand um 19:00 Uhr die dritte Veranstaltung meiner Israel-Tour statt. Sie war sehr gut besucht. Einige Germanisten von der Hebräischen Universität fanden sich im Publikum, aber auch die Übersetzerin, die seinerzeit Wilkomirskis »Bruchstücke« ins Französische übertragen hat.

Jerusalem, Goethe-Institut, 29.12.2010
Die Übersetzerin der Wilkomirski-»Bruchstücke« ins Franösische war auch anwesend.
Foto © Ridvan Yumlu-Schiessl, creative grapicdesign Jerusalem

Besonders gefreut habe ich mich, dass ich Jakob Hessing kennenlernen durfte. Ihm verdanke ich den vor kurzem in der »Welt« erschienenen Beitrag zur »Leinwand«, der tiefgründiger und verständiger nicht hätte sein können. Jakob lehrt an der Hebräischen Universität – wenn er nicht gerade an eigenen Büchern schreibt oder die anderer Autoren ins Deutsche übersetzt. (Wie bitte? Jakob Hessing war es, der den für mich seinerzeit so wichtigen Roman »Der Liebhaber« von Abraham B. Yehoshua übersetzt hat?! Das hat er mir arglistig verschwiegen!)

Jerusalem, Goethe-Institut, 29.12.2010
Jakob Hessing • Foto © Ridvan Yumlu-Schiessl, creative grapicdesign Jerusalem


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Briketts, Ritalin und eine bestimmte Art von Glück

Montag, den 24. Mai 2010

Briketts••• Im Winter 2006 hielt Wilhelm Genazino in Frankfurt fünf Poetikvorlesungen, die unter dem Titel »Die Belebung der toten Winkel« im Hanser Verlag erschienen sind.

In seiner dritten Vorlesung »Die Zeit und die Krümel« berichtet Genazino von einem unvergesslichen Augenblick des Kunstgenusses. Gemeinsam mit einer Freundin war eine von Genazinos Figuren beim nächtlichen Spazieren an einer Kohlenhandlung vorübergekommen. Das Geschäft hatte ein kleines Schaufenster, das spärlich beleuchtet war, so dass jedermann, der nachts an dem Laden vorüberging, sehen konnte, was hier angeboten wurde: Kohlen. In dem Schaufenster lagen lediglich einige Briketts, und der Anblick dieses Arrangements veranlasst die beiden Spaziergänger, eine Flasche Wein zu besorgen, zu dem Schaufenster zurückzukehren, die Briketts zu bestaunen und ausgiebig über die Frage zu diskutieren, ob es sich hierbei um ein Kunstwerk handele, ein beabsichtigtes oder unbeabsichtigtes, und wenn ja für wen dieses Kunstwerk wohl da sei.

»Für niemand«, sagt die Frau, »für dich und mich …« Und der Erzähler gesteht: »Jetzt hab‘ ich heute nacht doch noch etwas gesehen, womit ich nicht gerechnet hatte …«

Gestern las ich von einem Selbstexperiment eines Freundes. Er hatte eine von seinem Sohn glücklicherweise nicht mehr benötigte Restdosis »Ritalin« an sich erprobt und stellte am Abend fest, er sei über den ganzen Tag in der Lage gewesen, »mit voller Konzentration zu prokrastinieren«.


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