Zwischen neun und neun

29. Januar 2009

Leo Perutz
Leo Perutz (1882-1957)

Manchen Menschen fehlt das Kinn. Das Gesicht geht unter dem Mund gleich in den Hals über. Sie sehen aus wie Hühner. Auch der Weiner gehört zu diesen Menschen. Sie tragen entweder Vollbart, dann sieht man es weniger, oder, wenn sie glattrasiert sind, dann sehen sie stupid aus. Ich glaube, das ist ein Atavismus. Zwischen der zweiten und der dritten Eiszeit sollen die Menschen so ausgesehen haben. – Nein, das ist kein Witz, ich hab’ das wirklich einmal in einem Aufsatz über den prähistorischen Menschen gelesen. Mir sind Leute ohne Kinn zuwider. Und wie ich den Alten anschau’, kommt mir der verrückte Gedanke, dass vielleicht ein Geheimbund aller dieser Kinnlosen besteht gegen die übrige Welt, dass sie zusammenstehen, und dass vielleicht der alte Trödler mit dem Georg Weiner im Einverständnis ist und mir nur eine Bagatelle für das Buch zahlen wird, damit ich nicht mit der Sonja nach Italien fahren kann.

Leo Perutz, aus: »Zwischen neun und neun«

••• Es war ein wenig zu wenig Schlaf letzte Nacht. Den für heute geplanten Beitrag muss ich verschieben. Aber es gibt ja den »Umblätterer«, der auch immer wieder auf Literatur zu sprechen kommt und vorgestern über Leo Perutz schrieb. Nie gehört, schon gar nicht gelesen. Aber nach der obigen Textpassage zu urteilen, muss ich das schleunigst nachholen.

George W. Obama

25. Januar 2009

George W. Obama

••• Ich wusste doch, dass da was stinkt!

gefunden auf FFFFound von snowflakes & vampires

Dies Land der Mühe

25. Januar 2009

August Graf von Platen-Hallermünde
August Graf von Platen-Hallermünde

Dies Land der Mühe, dies Land des herben
Entsagens werd ich ohne Seufzer missen,
Wo man bedrängt von tausend Hindernissen
Sich müde quält und dennoch muß verderben.

Zwar mancher Vorteil läßt sich hier erwerben,
Staatswürden, Wohlstand, eine Last von Wissen,
Und unsre Deutschen waren stets beflissen,
Sich abzuplagen und geplagt zu sterben.

Ein Solcher darf zu keiner Zeit ermatten,
Er fördre sich, er schmeichle jeder Mode,
Und sei dabei, wo Glück und Macht sich gatten.

Mir, der ich bloß ein wandernder Rhapsode,
Genügt ein Freund, ein Becher Wein im Schatten,
Und ein berühmter Name nach dem Tode

August Graf von Platen-Hallermünde (1826)
aus: »Poesiealbum 275«, Märkischer Verlag Wilhelmshorst

••• »Und ein berühmter Name nach dem Tode…« Als wär das nichts! Von August von Platen (1796-1835) hatte ich noch nichts gehört oder gar gelesen, bis mir die aktuelle Ausgabe des »Poesiealbum« ein wenig Nachhilfeunterricht erteilte. Die halbe Familie lag am Schabbes krank darnieder, und auch ich blieb im Bett, weil seit Tagen haarscharf davor, auch umzufallen. (Dank viel Schlaf und Vitaminen steht es nun besser.) In den Schlafpausen habe ich gelesen, nicht nur das Poesiealbum, sondern auch den Spiegel vom letzten Montag. Erst war ich angefressen, weil das Heft zum gleichen Preis gute 50 Seiten dünner geworden ist. Ich wurde aber besänftigt. Weggelassen wurde offenbar das Überflüssige. Ich habe lange keinen Spiegel mehr von vorn bis hinten durchgelesen, weil sich auf fast jeder Seite Hochinteressantes fand.


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Wie sieht der Tod aus?

21. Januar 2009

Ich fragte Vater: Wie sieht der Tod aus? Hat er eine körperliche Gestalt? Mutter versetzte mir einen leichten Klaps auf die Wange, als wollte sie etwas Störendes vertreiben und sagte zu Vater auf Jiddisch: »Schejale mit seine klatz Kasches!« (Schejale mit seinen dummen Fragen!) Aber später am Abend gab sie, wenn ich mich recht entsinne, meinen Bitten nach und flüsterte mir zu: »Der Todesengel hat einen Schlangenkopf, Hühnerbeine und den Körper eines Fisches. Er erscheint nur demjenigen, dessen Ende gekommen ist.« […]


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Amerikanische Buchkultur und German Publishing

19. Januar 2009

••• Über »Amerikanische Buchkultur und German Publishing« wird am 2. Februar 2009 um 19:00 im Fakultätssaal im Hauptgebäude der LMU (F107, 1.OG, Geschwister-Scholl-Platz 1, Tel.: 089-381 89 335) gesprochen. Die Veranstaltung ist zweisprachig (englisch/deutsch). Die Moderation besorgt Detlef Felken (Cheflektor C. H. Beck). An den Vortrag von Robert Weil (Executive Editor und Vice President der W. W. Norton & Company wird sich eine von Jonathan Beck (ebenfalls C. H. Beck) geleitete Podiumsdiskussion anschließen.

Diesen Termin habe ich mir fest vorgemerkt. Die letzten 15 Jahre waren nach meinem unmaßgeblichen Empfinden eine kontinuierliche Annäherung des deutschen Verlagswesens an das »amerikanische Modell«. Als Autor und Kleinverleger gleichermaßen bin ich gespannt, wo Robert Weil noch Unterschiede zwischen dem US- und dem deutschen Literaturbetrieb ausmacht und ob und welche Prognosen er wagt.

Mag jemand mitkommen?

Update: Ich war allein dort. Es hat sich gelohnt.

Kostenfreie Poe-Hörbücher

19. Januar 2009

••• Auch die »Gefühlskonserve« (Deef Pirmasens) macht der Web-Gemeinde anlässlich des 200. Poe-Geburtstages ein Geschenk: drei kostenfreie Hörbücher aus eigener Produktion. Zum Download gibt es »Das ovale Portrait«, »Morella« und »Vorzeitiges Begräbnis«.

Wohl bekomm’s!

Geburtstagsgeschenk

19. Januar 2009

Watch the movie

••• Anlässlich des 200. Geburtstages von Edgar Allen Poe gibt es heute – und nur heute – das Feature »Poe – The last days of The Raven« als Online-Video. Wer es heute verpasst, kann es später immerhin noch als DVD erwerben.

[via snowflakes & blackvampires]