Literatur sagt nicht die Wahrheit
18. Februar 2009
Vladimir Nabokov, New York, September 1958.
Carl Mydans/Time & Life Pictures/Getty Images
Literature does not tell the truth but makes it up.
Vladimir Nabokov (1899-1977)
Vladimir Nabokov, New York, September 1958.
Carl Mydans/Time & Life Pictures/Getty Images
Literature does not tell the truth but makes it up.
Vladimir Nabokov (1899-1977)
••• Einige besonders kuriose Arten zu sterben und – im besonderen – sich selbst zu töten, kann man »» hier und »» hier nachlesen. Etwa:
Zumindest für den englischen König Edward II war es nicht von Vorteil, noch ein Eisen im Feuer zu haben. Er verstarb, nachdem sein homosexueller Liebhaber ihm ein glühendes Schüreisen in den Hintern schob.
Oder:
Auf originelle Weise hat der Venezolaner Roberto Rodriguez sich seiner Schwiegermutter entledigt. Während seiner eigenen Beerdigungsfeier in Pecaya sprang er urplötzlich aus dem Sarg und begann lautstark, über seinen inkompetenten Hausarzt zu schimpfen. Seine Schwiegermutter brach aufgrund des Schocks zusammen und verstarb. Sie wurde später in dem Grab beigesetzt, dass für Roberto reserviert war.
Oder:
Am Ende kommt immer alles anders als man denkt. So auch für einen 63-jährigen Amerikaner, der sich, um seinem Leben ein Ende zu setzen, mit Benzin übergoss und anzündete. Doch die Schmerzen waren so gewaltig, dass er in den nächsten Teich lief, um die über seinen Körper züngelnden Flammen zu löschen. Bei dem Versuch ertrank er.
Wollten wir das wirklich wissen?
PS: Für die Richtigkeit der obigen Aussagen übernehme ich keine Gewähr!
Eye Bee Em
••• Die Herzdame versucht dieses Jahr noch einmal, täglich ein Kalenderblatt zu posten. Heute hat sie mir eine Freude gemacht. Obiges Logo halte ich für einen Geniestreich. Und es ist – zu Recht, wie ich finde – im Museum of Modern Art ausgestellt.
Tamara Rojo tanzt 5 Brahms-Walzer im Stil der Isadora Duncan
••• Die Rede war von Todes- respektive Sterbensarten. Die Ausdruckstänzerin Isadora Duncan verlor 1913 bei einem Autounfall ihre beiden Kinder. Der Chauffeur hatte vergessen, die Handbremse anzuziehen, als er ausstieg, um den in einer Kurve stockenden Motor zu reparieren. Das Auto stürzte in die Seine, und die Kinder und das Kindermädchen ertranken.
Vierzehn Jahre später – die überzeugte Jungesellin hatte 1922 doch noch geheiratet (Sergei Jessenin) – starb auch die Duncan selbst in einem Auto. Sie wollte ein Sportcoupé kaufen, setzte sich für eine Probefahrt in den Wagen und rief – so will es die Legende – ihren wartenden Freunden zu: »Lebt wohl, meine Freunde, ich fahre gen Himmel.«
Beim Anfahren verfing sich ihr Schal in den Speichen des Hinterrades und brach ihr das Genick. Sie war auf der Stelle tot. Die Legende behauptet auch, das Sportcoupé sei ein Bugatti gewesen. Das allerdings trifft nachweislich nicht zu. Es war ein Amilcar.
Johannes R. Becher (1891-1958)
Es sind die alten Weisen,
die neu in uns erstehn,
und die im Wind, dem leisen,
von fern herüber wehn.
Wenn sich die Wipfel neigen,
allabendlich im Wind,
dann gehn durch unser Schweigen,
sie, die gefallen sind.
Es sind die alten Lieder,
die singen neu aus mir,
und wie vorzeiten wieder,
am Abend singen wir.
Es ist in uns ein Raunen
und wird zum großen Chor,
und zu den Sternen staunen,
staunen wir empor!
Johannes R. Becher
aus: »Neue deutsche Volkslieder«,
vertont von Hanns Eisler
••• Als Nachtrag zum letzten Beitrag hier der vollständige Text der »Alten Weisen«. Ich bekomme noch immer eine Gänsehaut, wenn ich das Lied höre, und ich singe unweigerlich sofort mit.
Hanns Eisler im Gespräch mit Bertolt Brecht (Quelle: Bundesarchiv)
••• Ich habe eine Schwäche für Eislers »Neue deutsche Volkslieder«. (»Es sind die alten Weisen, die neu in uns erstehn…«) Während meiner (zu kurzen) Gesangsausbildung habe ich sie allesamt einstudiert. Damals stieß ich in einer Eisler-Werkliste auf einen Titel, den ich nie vergessen habe: »14 Arten, den Regen zu beschreiben«. Gehört habe ich das Stück jedoch nie. Gestern fiel mir der Titel wieder ein, als ich über »Todesarten« assoziierte.
Bei Classics Online, einem MP3-Download-Portal (320kbps und kein DRM!) des Classic-Labels Naxos, habe ich nun eine Aufnahme gefunden.
Irgendwo habe ich gelesen, das Wort »Todesarten« sei in sich falsch. Es müsse »Sterbearten« heißen, denn während es viele Varianten des Sterbens gäbe, wäre das Ergebnis, das Tot-Sein immer das gleiche. Das Argument ist nur auf den ersten Blick einleuchtend. Es ist ein atheistisches Argument, lassen doch fast alle Religionen Raum für individuelle Fortsetzungen nach dem Sterben. Das Wort »Todesarten« bezeichnet allerdings nicht das Danach, sondern tatsächlich die Arten des Sterbens. Man muss ja aber, würde man das Wort als themengebenden Titel wählen, es nicht bei dieser Bedeutung belassen.
Anonymes Postkartengeständnis auf postsecret.com
Alle, die mich vor 9/11 kannten, glauben, ich bin tot.
Ich stolpere über unzählige potentiell zu erzählende Geschichten. Das ist eine davon. Vielen Ideen werde ich nicht nachgehen, weil sie sich nicht mit einem Thema verbinden lassen, das mich so bewegt, dass ich zu erzählen beginnen müsste. Einige aber sind verheißungsvoll, und ich sammle Materialien, die ich um meinen Schreibtisch und in die Regale staple – unsortiert, so dass sie bald schon nicht mehr auffindbar sind.
Was mir fehlt, ist ein geeigneter »Container« für diese Materialien. Man möge mir nachsehen, dass ich den Turmsegler nicht als elektronisches Notizbuch für potentielle neue Buchideen benutzen mag. Ich habe es mit Notizbüchern versucht, aber die taugen nicht. Viele Anregungen kommen aus dem Netz, aus Büchern, aus Artikeln in Zeitschriften. Es müsste schon eine Art elektronisches Notizbuch sein, in dem man Text, aber auch Bilder, Scans und Links kategorisieren und volltextindiziert ablegen kann. Kennt jemand vielleicht eine Software, die so etwas leistet?