Die heimlichen Literaten

31. März 2009

••• Lisa Sonnabend (Das ist mal ein Name!) schreibt heute auf sueddeutsche.de über die »Die heimlichen Literaten« und nennt es einen »Streifzug durch das literarische München im Netz«.

Es sind vielmehr die Seiten einzelner, die das literarische München im Netz ausmachen. Der Schriftsteller Benjamin Stein zum Beispiel präsentiert auf turmsegler.net eigene Gedichte und berichtet von seiner Skepsis gegenüber Handy-Büchern. Die „Kaltmammsell“ schreibt auf www.vorspeisenplatte.de über den Dampf im Warmwasserbecken im Dantebad, über verkorkste Theaterbesuche oder über München, wie es in 20 Jahren aussehen könnte. Auf kapinski.wordpress.com liest man von Erlebnissen aus dem nächtlichen München oder Erkenntnissen im Fieberwahn. Karla Paul bespricht in ihrem Blog Buchkolumne Bücher und organisiert derzeit einen Literaturstammtisch.

Zu dumm, dass Frau Sonnabend (oder den ausführenden Redakteuren) einige Links im Text missraten sind…

Generation iPod

29. März 2009

••• Endlich bringt jemand auf den Punkt, was mir seit Monaten im Kopf umhergeistert: Wie lange wird es noch Romane geben?

if:book ist ein Blog-Projekt des »Institute for the Future of the Book«. Sebastian Mary schreibt dort vor einigen Tagen über eBooks. Dabei geht es ihm nicht um die Frage, ob eBooks nun gut seien oder nicht. Es gibt sie, und sie werden ein regulärer Bestandteil der Literaturlandschaft werden. Aber Mary zieht einen Vergleich zwischen Literatur und Musikindustrie und illustriert seinen Gedanken am Beispiel des iPod: Die Frage sei nicht, ob und wie komfortabel man auf eBook-Readern längere Prosa lesen kann; die Frage sei vielmehr, ob die längere Prosa noch eine Zukunft hat.

It makes economic sense to sell LPs or CDs at a runtime of 60-odd minutes. It makes economic sense to sell books of around 80,000 words. But music for iPods can be sold song by song. So, extrapolating from this to an iPod for reading, what is the written equivalent of a single song? In a word (or 300), belles lettres.


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Rashomon-Effekt (II)

27. März 2009

••• Der Begriff des Rashomon-Effekts lässt sich – bedenke ich es recht – doch nicht auf die »monologische Methode« anwenden. In der Erzählung »In a Grove« von Akutagawa erzählen die am fraglichen Geschehen beteiligten Personen zwar jeweils Ihre Version des Verbrechens. Sie alle aber – zumindest alle außer einer/m – lügen, und zwar aus gesellschaftlichem Druck heraus. Sie erzählen vom Geschehenen die jeweils einzig mögliche Version, die es ihnen erlaubt, ihr Gesicht zu wahren. Gerade dieser Umstand macht »In a Grove« so bedeutsam. Während Akutagawa auf diese Weise gesellschaftliche Normen thematisiert (ohne sie explizit zur Sprache zu bringen!), interessiert mich mehr die psychologische Dimension, die Weltsicht des Einzelnen, des Subjekts. Gibt es hier Lüge, ist sie unbewusst. Wie groß ist die Diskrepanz zwischen Spiegelbild und Gespiegeltem?

Rashomon-Effekt

26. März 2009


Rashomon – Verfilmung nach zwei Erzählungen von Ryunosuke Akutagawa

••• Meine ans Ideologische grenzende Begeisterung für die »monologische Methode« – in zwei unterschiedlichen Ausprägungen exerziert sowohl im »Anderen Blau« als auch in der »Leinwand« – beruht auf dem subjektiven Wirklichkeitsverständnis, das notgedrungen aus ihr resultiert. Was ich bis eben nicht wusste: Es gibt einen Begriff dafür.

The Rashomon effect is the effect of the subjectivity of perception on recollection, by which observers of an event are able to produce substantially different but equally plausible accounts of it. A useful demonstration of this principle in scientific understanding can be found in the article „The Rashomon Effect: When Ethnographers Disagree,“ by Karl G. Heider (American Anthropologist, March 1988, Vol. 90 No. 1, pp. 73-81).

It is named for Akira Kurosawa’s film Rashomon, in which a crime witnessed by four individuals is described in four mutually contradictory ways. The film is based on two short stories by Ryūnosuke Akutagawa, „Rashōmon“ (for the setting) and „Yabu no naka“, otherwise known as „In a Grove“ (for the story line).

Darauf gestoßen bin ich, weil ich den Link zur Roshomon-Verfilmung gesucht habe, den ich irgendwo in den Untiefen des Turmseglers vergraben zu haben meinte. Gefunden habe ich den Link zu dem frei online zugänglichen Film bei der Herzdame und liefere ihn nun hier nach.

Ceterum censeo …

26. März 2009

Die Ruinen Karthagos
Die Ruinen Karthagos

Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

Marcus Porcius Cato Censorius (234 vdZ-149 vdZ)

Oll Klor

24. März 2009

••• Von der Herzdame kann man immer was lernen. Am 23. März 1839 wurde »OK« in der »Boston Morning Post« verwendet und damit gewissermaßen für den allgemeinen Sprachgebrauch salonfähig. Hätte ich nicht gewusst; und dass es vom plattdeutschen »Oll Klor« (Alles klar) kommt oder doch zumindest kommen könnte, erst recht nicht.

Für dieses Wissen habe ich nun allerding KY … »know yuse« (no use).


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Empfehlungen

18. März 2009

Markus A. Hediger: Krötenkarneval

••• Wenn wir schon – anlässlich des heutigen »Rückspiegels« – bei Empfehlungen sind: Auch Markus A. Hedigers Prosa ist ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst. Erschienen in der edition neue moderne, sind seine autobiographischen Fiktionen »Krötenkarneval« noch lieferbar.

La Tortuga schrieb kürzlich über Hedigers letzten Band »Das TamTam Grand Hotel«, ein halsbrecherisches Verwirrspiel um die Frage: Bin ich, und wenn ja, wer?

Kaufen! Lesen! Glücklich sein!