••• Ich glaube nicht, dass ich »Brave New World« tatsächlich früher schon einmal gelesen habe. Interessanterweise sind die Entdeckungen an diesem Buch eher (erzähl-)technischer Natur. Ein wenig Soma und »erotic play« kämen gerade zupass. Substituieren? Ich lese erst einmal weiter.
••• Zehn Monate hat es gedauert. Heute nun endlich konnte die Sache geklärt werden: Die Haupt- und Nebenrechte am »Alphabet des Juda Liva«, meinem Debüt-Roman von 1995, bei Ammann als Hardcover und später bei dtv als Taschenbuch erschienen, liegen wieder bei mir. So hatte ich es mir gewünscht – mein Rechtepaket en bloc wieder selbst im Köcher zu haben. Es hängt nun ganz davon ab, wie die »Leinwand«, wenn sie im Frühjahr 2010 erscheint, aufgenommen und verkauft werden wird. Natürlich hoffe ich, dass sich später beim neuen Verlag Neuauflagen oder Taschenbuchausgaben der bisherigen Titel realisieren lassen. Aber darüber zu reden, ist es noch lange nicht an der Zeit.
Den Namen meines neuen Verlages kann ich noch immer nicht nennen, aber der Vertrag ist »in Sack und Tüten«, und ich bin mit den angebotenen Bedingungen außerordentlich zufrieden.
••• In Vorbereitung auf die Arbeit an »Pans Wiederkehr« möchte ich mir einige der klassischen Dystopien des letzten Jahrhunderts ansehen. Meine nachhaltigste Begegnung mit diesem Genre war Orwells»1984« (1948). An Huxleys»Brave New World« (1932) erinnere ich mich hingegen kaum. Beim Stöbern nach anderen dystopischen Romanen bin ich auf Jewgenij Samjatins (1884-1937) Roman »Wir« gestoßen, der bereits 1920, also 12 Jahre vor »Brave New World« und 28 Jahre vor »1984« entstand und Orwell wie Huxley als Inspiration diente.
In der sowjetischen Literaturenzyklopädie von 1929/39 wird Samjatin als Renegat und Konterrevolutionär letztmalig offiziell erwähnt und sein in der Sowjetunion nie vollständig erschienener Roman »Wir« als »niederträchtige Schmähschrift auf die sozialistische Zukunft« bezeichnet:
Die Theorien Samjatins sind eine bloße Maskierung der sehr prosaischen und sehr verständlichen Sehnsüchte der Bourgeoisie nach dem verwirkten Wohlstand und ihres Hasses auf diejenigen, die sie dieses Wohlstandes beraubt haben.
Betrachtet man das obige Gemälde, das Samjatin im Jahre 1923 zeigt, könnte man meinen, tatsächlich einen Vertreter der enteigneten russischen Bourgeoisie vor sich zu haben. Dieser Eindruck aber täuscht.
Chasan Yaakov Y. Stark singt das El Male Rachamim zum Gedenken an die Opfer der Shoah
auf der Feier anlässlich des 11. Siyum HaSchas
Erbarmungsvoller Gott, in den Höhen thronend, gewähre vollkommene Ruhe unter den Fittichen Deiner göttlichen Gegenwart in der Erhabenheit der Heiligen und Reinen, die im himmlischen Glanz leuchten, allen Seelen der sechs Millionen Juden, den Opfern der Shoah in Europa, die zur Heiligung des göttlichen Namens ermordet, hingeschlachtet oder verbrannt und vernichtet wurden in Auschwitz, Bergen-Belsen, Majdanek, Treblinka und den weiteren Vernichtungslagern. Die ganze Gemeinde betet für die Erhebung ihrer Seelen. Deshalb wird der Herr des Erbarmens sie für ewig im Schutz Seiner Fittiche bergen und ihre Seelen in den Bund des Lebens aufnehmen. Der Ewige ist ihr Erbteil, im Garten Eden werden sie weilen, in Frieden auf ihrem Lager ruhen. Ihren Anteil werden sie am Ende der Tage bekommen, und wir sagen: Amen.
••• Lernt man jeden Tag eine Seite Gemara, braucht man 7 1/2 Jahre, um den gesamten Talmud einmal durchzulernen: 2.711 Seiten. Der Siyum HaSchas ist die Feier anlässlich der Vollendung eines solchen Zyklus des Lernens. Direkt im Anschluss beginnt man von neuem. Der letzte Siyum fand 2005 statt. An die 120.000 Lernende feierten weltweit. Die wohl größte Veranstaltung fand in New York im Madison Square Garden statt.
Heute am Yom HaShoah wird Bava Kamma 113b gelernt. Wer immer es kann, sollte sich heute die Zeit nehmen, um diese Seite Gemara zu lernen. (Der Online-Shiur ist in Englisch als MP3, WMA und Real-Audio verfügbar.) Denn Lernen ist die einzige Antwort.
Meinen Sie, es ist leicht?
Meinen Sie, es ist schwer?
Weder noch, glauben Sie mir.
Meinen Sie, es ist faul?
Meinen Sie, es ist fair?
Weder noch, glauben Sie mir.
Man muß nur wissen, man hat niemals ein Zuhause
und daß man niemals ein Zuhause haben wird.
Und daß man, wenn man einmal sagt: „Ich geh nach Hause“,
sich höchstwahrscheinlich in der Ausdrucksweise irrt.
Meinen Sie, es macht klug?
Meinen Sie, es macht dumm?
Weder noch, glauben Sie mir.
Meinen Sie, man wird laut?
Meinen Sie, man wird stumm?
Weder noch, glauben Sie mir.
Man muß sich nur ein bisserl mehr als andre plagen
und sich nicht leid tun, sonst verliert man die Partie.
Denn ob man klug ist oder dumm ist – man wird sagen:
Sie ist nur klug oder nur dumm, weil sie ist sie.
Meinen Sie, das ist schlimm?
Meinen Sie, das ist gut?
Weder noch, glauben Sie mir.
Meinen Sie, man kriegt Angst?
Meinen Sie, man kriegt Mut?
Weder noch, glauben Sie mir.
Man muß nur denken: Na, was schadet schon das Wandern?
Und man darf weder sich noch andren Leuten grollen.
Denn man muß wissen: Man ist ganz so wie die andern.
Nur daß die andern grade das nicht wissen wollen.
••• Wir feiern Pessach, den Auszug aus Ägypten und die Befreiung aus der Sklaverei. Ich habe Urlaub, und auch der Turmsegler wird Urlaub machen bis Freitag, 17. April.