Auf dem Küchentisch
9. August 2009»Krötenwanderung« • Eine Gastkolumne von Markus A. Hediger
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Nachdem ich der Frau, die ihre Hand auf meine rechte Schulter gelegt hatte, einen Namen gegeben hatte, wollte ich von unserer letzten Begegnung erzählen und diese als Anlass dafür hernehmen, zu illustrieren, was mir an der Schweiz so fremd geblieben und wie fremd mir der brasilianische Gegensatz dazu geworden ist. Heute hätte ich den Text publizieren sollen, doch während ich ihn überarbeitete, beschlich mich ein ungutes Gefühl. Was ich da tat, war unaufrichtig, unlauter. Unsorgfältig.
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Der Versuch, mir den Abschied von der Schweiz schwer zu machen, bedeutet eben auch, mir die Ankunft in Brasilien nicht gerade leicht zu machen. Ich habe Angst vor dem, was mich in Rio erwartet. Angst, weil ich nicht weiß, was mich dort erwartet. Deshalb wohl erwische ich mich immer wieder dabei, wie ich alles auf Klischees reduzieren möchte. Mich ablenken vom Komplexen, Widersprüchlichen, Unvorhersehbaren. Der sorgfältige Blick auf die Schweiz aber zeigt mir kein Land, sondern Menschen. Karoline.