Orwell vs. Huxley

2. Oktober 2009

Amusing Ourselves to Death
Amusing Ourselves to Death – © Stuart McMillen (2009)

Orwell feared those who would deprive us of information. Huxley feared those who would give us so much that we would be reduced to passivity and egotism.

••• Eine schöne Entdeckung von Jens-Christian, der gestern zum Abendessen kam und nach 2 Flaschen Wein und einer Flasche Moskovskaya (oy, wir sind alle etwas verlangsamt heute…) erst gegen 2:30 in ein Taxi fiel…

Robinson Crusoe

30. September 2009

Daniel Defoe, Originalausgabe von »Robinson Crusoe«
Originalausgabe von »Robinson Crusoe« (Quelle: wikipedia)

Während der nächsten fünf Jahre begegnete mir nun nichts Außergewöhnliches.

Daniel Defoe, in »Robinson Crusoe«

••• Vor 350 Jahren – 1719 – erschien Daniel Defoes »Weltbuch« »Robinson Crusoe«. Der Roman begründete ein Genre, die sogenannte Robinsonade. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurden bereits nicht weniger als 700 Ausgaben gezählt. Wie viele es bis heute sind, mag man sich ausmalen.

Daniel Defoe — auch so ein Popstar? Vielleicht.


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Paulo Coelhos Litblog

29. September 2009

Paulo Coelho
Paulo Coelho

It is funny to see all these multinational corporations saying that they don’t want to distribute free contents because they are »protecting« the author. As an author, I would like to stress that our goals are to be read to be listened or whatever. I believe everybody is going to find an economical model, so everybody will be happy, but till this happens let’s allow free contents as it is.

Paulo Coelho

••• Spiegel Online berichtet über den Aufschub der gerichtlichen Anhörung zum Vergleich zwischen Google und der Gegenseite – den US-Autoren und Verlagen – die gegen gegen das Google Books Settlement vorgehen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels betrachtet den Aufschub als Teilerfolg und damit Grund zur Freude.

Interessant scheint mir, dass es gar nicht mehr um die Autoren und deren Rechte zu gehen scheint, sondern nur noch um Pfründeverteilung. Anders kann man die scharfe Kritik etwa von Amazon kaum deuten und auch die Einlassung, dass für die europäischen Werke doch bitteschön ein europäisches Digitalisierungsprojekt gestartet werden sollte.

Man kann den Eindruck gewinnen, dass das ganze Beharren auf dem Urheberrecht den kämpfenden Kaufleuten lediglich Vehikel zur eigenen Besitzstandswahrung ist.


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Kein Kittel!

27. September 2009

Rabbi Yekutiel Yehudah Halberstam, der Klausenburger Rebbe
Rabbi Yekutiel Yehudah Halberstam, der Klausenburger Rebbe

••• Der Erzähler des ersten Teils von »Diamond District« kam als Kind aus Föhrenwald nach Antwerpen. Dort befand sich eines der größten DP-Lager, in denen aus den Vernichtungslagern befreite Juden untergebracht waren. Unter ihnen war auch der Klausenberger Rebbe. Am Vorabend von Yom Kippur 1945, dem ersten Versöhnungstag nach dem Holocaust, trat er auf die Bimah in der Mitte der provisorischen Synagoge und sprach auf Jiddisch zu den versammelten Überlebenden. Er zeigte auf seinen Kittel und sagte:

»Einer der Gründe, warum wir diesen Kittel tragen, ist der, dass es unser traditionelles Totengewand ist, in das wir unsere Eltern und jene, die vor uns kamen, kleiden, wenn wir sie zur Ruhe in die Erde betten. Am Yom Kippur den Kittel zu tragen, erinnert uns an den Tag des letzten Gerichts, wenn wir zur Ruhe gelegt werden. Und so bringt er unser Herz zu Demut und mahnt uns zur Umkehr. Der weiße Leinenkittel ist ein Symbol der Reinheit, die wir erreichen durch unser In-uns-Gehen und unser Bemühen, unser Fehlverhalten zu revidieren. Da der Kittel uns an die Grabkleider jener erinnert, die vor uns starben – warum tragen wir dann heute einen Kittel? Unsere Eltern und Liebsten wurden geschlachtet ohne Tachrichim [Grabkleider]. Sie wurden beerdigt ohne Kleider, in Massengräbern, oder in gar keinem Grab…«

Plötzlich riss sich der Klausenberger Rebbe den Kittel vom Leib und rief: »Kein Kittel! – Lasst uns sein wie unsere Eltern. Lasst uns die Kittel ablegen, so dass sie uns erkennen können. Sie werden uns nicht erkennen in Kitteln, weil sie nicht in Kittel gekleidet waren…«

Als ich diese Geschichte las, nahm ich mir vor, in »Diamond District« auch von der Kindheit des Erzählers in Föhrenwald zu berichten – und diese Geschichte zu erzählen.

Das Buch Jona

27. September 2009

Whale - © by basgitaar@deviantart.com
Whale – © by basgitaar@deviantart.com

••• Ich kenne keinen, der sich auf Yom Kippur freut. 25 Stunden ohne Essen und Trinken, die man zum größten Teil in der Synagoge verbringt, das ist kein Spaziergang. Für mich ist es gerade die ausufernde Liturgie, die den Tag zumeist doch schnell vorübergehen lässt. Sie beginnt gleich mit einem Höhepunkt: Kol Nidre, das dreimal wiederholt wird, meist gesungen in der aufwühlenden Komposition von Max Bruch.

Hier in München bleiben nach dem Abendgottesdienst einige Männer noch für eine weitere Dreiviertelstunde in der Synagoge, um die »Shirei ha-Jichud« des Rabbi Judah HaChassid zu beten. Das sind sieben mystische Hymnen auf die Einzigkeit des Ewigen. Das sind sehr intensive, aber auch schwierige Texte. Seit Jahren habe ich vor, eine aufwändig gestaltete hebräisch-deutsche Ausgabe mit Kommentaren herauszubringen, um diesen Brauch in Deutschland auch Jüngeren wieder nahezubringen. Bislang ist das Projekt jedoch nicht zustandegekommen, weil die Kosten für die Erschließung, Übersetzung und Kommentierung des Textes zu hoch wären.


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Roman essen Seele auf

25. September 2009

Wolfgang Koeppen: Ich?

Der Roman lebt von der Seele des Schreibers. Manchmal (ist es) die verkleidete Seele, aber die Seele schon. Stil ist der Autor.

Wolfgang Koeppen, in:
»Wolfgang Koeppen: Ich?«

••• Der Roman lebt davon. Manchmal zehrt er sie auf. Wächst Seele nach?

Wechsel der Person

24. September 2009

Wir waschen die Toten meist nachts. Das ist die beste Zeit. Wenn eine scheidende Seele zum ersten Mal ahnt, dass es kein Schlafen und Träumen mehr für sie gibt, sucht sie häufig noch einmal die Nähe des Körpers, den sie verlassen hat. In jener ersten Nacht braucht sie Schutz und Trost, und wir wachen mit ihr.

••• »Meist wasche ich die Toten nachts.« So sollte der erste Satz von »Diamond District« lauten. So dachte ich jedenfalls, bevor ich nach Antwerpen fuhr. Solche Recherchen sind aufwändig, aber ich liebe sie, denn sie rücken die Ideen zurecht.


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