Die Finten der Identität

7. Juli 2010

••• Verena Auffermann hat sich gestern per Rezension und im Gespräch auf »Deutschlandradio Kultur« zur »Leinwand« geäußert:

Das erfundene Holocausttrauma eines Geigenbauers macht Skandal: Benjamin Steins zweiter Roman ist eine große Abhandlung über eine Vergangenheit, die sich nicht bewältigen lässt. „Die Leinwand“ treibt ein Verwirrspiel mit der Unbeständigkeit der Erinnerung. Das ist das verwirrendste Buch des Jahres.


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Mit DW-TV auf Wechslers Spuren

6. Juli 2010

DW-TV Kultur.21

••• Mit Ulrike Sommer und einem sehr netten Drehteam war ich im Mai in Berlin auf Wechslers Spuren. Wir waren auf der Oberbaumbrücke, am Fraenkelufer, bei »Bleibergs« und schließlich abends im »Soupanova«, wo ich gemeinsam mit Ulrike Almut Sandig gelesen habe.

Der Beitrag lief am letzten Wochenende auf Deutsche Welle TV im Magazin »Kultur.21« und ist auch auf youtube zu finden. Hier ist er.


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Method Writing

2. Juli 2010

Konstantin Sergejewitsch Stanislawski
Konstantin Sergejewitsch Stanislawski (1883-1938)
gezeichnet von Valentin Alexandrovich Serov (1865-1911)
Quelle: Wikipedia

••• Das »Adam Seide Archiv« hat mich zu einer Lesung im Rahmen des 5. Adam-Seide-Lesetags eingeladen. Der Veranstalter gibt zu diesem Event jeweils ein sehr aufwändig gestaltetes Heft heraus, in dem die Lesenden vorgestellt werden und sich mit einem Text über ihr Schreiben selbst vorstellen.

Diesen Text bin ich bislang schuldig geblieben. Nun ist es nicht so, dass ich nicht wüsste, was ich treibe. Und es ist auch nicht so, dass ich in den letzten Wochen nicht darüber nachgedacht hätte, was ich wohl schreiben sollte. Gestern nun wurde ich von den Veranstaltern dezent erinnert und muss also.

Als Entwurf liest sich das so …

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Bibel und Koran (V)

1. Juli 2010

Nähe und Unvereinbarkeit zweier Konzepte
Ein Gastbeitrag von Chaim Noll

Krieg und Frieden

Die in unseren Augen geringe Wertschätzung des einzelnen Menschenlebens liegt im jihad begründet, dem der islamischen Glaubensgemeinschaft gebotenen heiligen Kampf zur weltweiten Durchsetzung des Islam. Der Prophet lässt keinen Zweifel daran, dass dieser Kampf erst dann zu Ende sein kann, wenn alle Menschen Allah anbeten (Suren 8,39; 61,9 u.a.). Während es missionierenden Christen erklärtermaßen um das Gewinnen von Individuen geht – Jesus bezeichnete seine Jünger als »Menschenfischer« (Matthäus 4,19) – geht es dem Islam um die Ausweitung des dar al Islam, also um die Beherrschung von Territorien.

Im Koran-Text finden sich widersprüchliche Angaben, wie dabei vorzugehen sei. Sure 2, Vers 187 gebietet für Allah zu kämpfen, jedoch nicht der Aggressor zu sein, »Gott liebt nicht den Angreifer«. Andere Stellen machen klar, dass bereits die Existenz von Nichtmuslimen in einem bestimmten Gebiet als Angriff auf den Islam, daher ein aggressives Vorgehen gegen sie als Verteidigung zu verstehen sei. In diesem Sinne wird für Verteidigung erklärt, was nach unseren Begriffen Aggression ist. Sure 4,104 spricht vom »Aufsuchen« oder »Aufspüren« der Ungläubigen – zweifellos ein offensiver Vorgang. Auch Sure 9, Vers 5 gebietet Taktiken des Angriffs: die Ungläubigen sollen getötet werden, »wo immer ihr sie findet«, sie sollen ergriffen, bedrängt oder belagert, ihnen soll »aus jedem Hinterhalt aufgelauert« werden. Mehrfach wird betont, dass Muslime im Kämpfen nicht nachlassen dürfen. Von »vorzeitigem Frieden« oder Waffenstillstand wird abgeraten, der Kampf bis zum siegreichen Ende angemahnt, »da ihr doch die Oberhand haben werdet und Gott mit euch ist« (Sure 47,35)


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Bibel und Koran (IV)

30. Juni 2010

Nähe und Unvereinbarkeit zweier Konzepte
Ein Gastbeitrag von Chaim Noll

Menschenbild

»Gott ist gütig gegen alle, und sein Erbarmen waltet über all seinen Geschöpfen«, heißt es in Psalm 145,9. In dieser Textstelle wird – stellvertretend für viele – das entscheidende Kriterium des biblischen Menschenbildes ausgesprochen: die Gleichwertigkeit aller Menschen vor dem Schöpfer. Das Volk der Bibel hält sich nicht für besser oder moralischer als andere Völker und Religionen. Die hebräische Bibel versucht nirgendwo, Israel zu glorifizieren. Eher im Gegenteil: alle seine Schwächen und Verfehlungen werden in einer Offenheit dargestellt, die nicht wenige Judenfeinde zu dem irrigen Eindruck verführt, es handle sich um ein schwaches, von seinem eigenen Gott »verworfenes« Volk. Auch Mohamed, der seinerseits eine gänzlich andere Selbstdarstellung zelebrierte, verfiel dieser Täuschung.

Die »Erwähltheit« des biblischen Volkes ist als Verpflichtung gemeint, als kritischer Anspruch an sich selbst, nicht als Erhöhung über andere. Der Text betont, dass die Flüchtlinge aus Ägypten, die am Berg Sinai das Gesetz empfingen, nur zu einem Teil Hebräer waren, zum anderen Teil Unterdrückte und Verzweifelte anderer Völker, die sich ihnen angeschlossen hatten, im hebräischen Original erev rav(50), a mixed multitude in der Übersetztung der King James Bible, fremdes Volk in der Luther-Bibel, und diese Fremden »stiegen mit Israel auf«, wie das Verb alah im Hebräischen wörtlich meint, sie nahmen das Gesetz an wie die Hebräer, und schon von daher ist das Sein und Wesen Israels seit seiner eigentlichen Geburtsstunde mit Fremden verbunden.


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