September im hohen Norden

26. Juli 2010

••• Bald werde ich wohl wissen, was »Leinwand« auf Finnisch heißt. Im September nämlich werde ich, wenn alles kommt wie geplant, im hohen Norden sein. Jürgen Becker vom Literarischen Colloquium Berlin wird eine kleine Abordnung deutscher Autoren und Autorinnen nach Finnland lotsen, darunter Hanna Lemke, Judith Schalansky, Lutz Seiler, David Wagner und meine Wenigkeit. Es soll Lesungen im »Prosak Club« und der »Villa Kivi« in Helsinki sowie im Goethe-Institut in Tampere geben. Unterstützt wird die Tour vom »Finnish Literature Exchange« (FILI) und der Literaturzeitschrift »Nuori Voima Liitto«, die Übersetzungen aus aktuellen Büchern der mitreisenden Autoren präsentieren wird.

Ich freue mich jedenfalls jetzt schon riesig und bin sehr gespannt auf Finnland, die Finnen und Finninnen und vor allem – den Klang dieser ganz eigenen Sprache.

Übrigens: Sollte sich dieser Beitrag etwas gestelzt lesen, so liegt es ganz sicher einzig daran, dass die Kinder heute partout nicht schlafen wollten und sich nur zur Ruhe bringen ließen durch den Vortrag einer Erzählung von Thomas Mann. »Das Eisenbahnunglück« war es, gelesen von Gert Westphal, eine eigentlich ganz unfassbar affektierte Prosa, aber mit so feiner Ironie durchzogen, dass man sie mit großer Freude anhören kann und prompt infiziert wird, also mannifiziert, gewissermaßen, nun ja, das muss ich jetzt erst einmal wieder abschütteln.

Das Böse wie das Gute

20. Juli 2010

Von römischen Soldaten im Jahr 70 n. d. Z. aus der Westmauer des Tempelberges herausgerissene Steine
Von römischen Soldaten im Jahr 70 n. d. Z. aus der Westmauer
des Tempelberges herausgerissene Steine
Foto: Mark A. Wilson (Department of Geology, The College of Wooster)

Sollte aus dem Mund des Höchsten nicht
das Böse wie das Gute hervorgehen?
Klagelieder 3.38

••• »… Einst werden meine Städte überfließen vom Guten, und einst tröstet der Ewige Zion und erwählt Jerusalem wieder (Sech. 1.17). Ferner heißt es: Ja, es tröstet der Ewige Zion, tröstet alle seine Trümmerstätten, macht seine Wüste wie Eden und seine Steppe einem Garten Gottes gleich. Wonne und Freude wird dann in ihm gefunden, Dank und Lobgesang (Jes. 51.3)«

aus den »Trauergesängen für Tisha b’Av«
9. Av 5770 / 20. Juli 2010

Hugo Alfredo Olivera Cartas

18. Juli 2010

Hugo Alfredo Olivera Cartas••• Mexiko ist für Journalisten und Autoren ein heißes Pflaster. Seit 2004 wurden dort 34 Journalisten und ein Schriftsteller ermordet. Neun weitere Print-Journalisten sind spurlos verschwunden, und man muss davon ausgehen, dass auch sie tot sind und man lediglich ihre Leichen bislang nicht gefunden hat. Allein in diesem Jahr hat es bereits 8 Journalisten getroffen.

Warum mussten sie sterben? Sie erfüllten ihre journalistische Informationspflicht und ermittelten zumeist in Fällen der organisierten Kriminalität. Dass dies in jedem Land gefährlich ist, steht außer Frage. Speziell ist an diesen Fällen jedoch, dass die mexikanischen Behörden wenig bis gar nichts unternehmen, um die Morde aufzuklären, so dass die Vermutung nahe liegt, dass einzelne hochrangige Mitglieder der Strafverfolgungsbehörden und der Regierung in Fälle verstrickt sind, die von den verschwundenen und getöteten Journalisten recherchiert wurden.


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Fiktion braucht den Tod

16. Juli 2010

Es geht schließlich darum zu begreifen, dass jeder Versuch einer Selbstfindung immer in einer Selbst-Erfindung mündet. Hediger erzählt nicht von sich, sondern das erzählende »Ich«, das Markus A. Hediger heißt, erzählt sich, d.h. es erschafft sich schreibend als einen Anderen. Daher gehen diese »Autobiographischen Fiktionen« unweigerlich durch diese Verstörung: »Ich weiß nicht mehr, wer ich bin.«

••• Mit großer Freude habe ich in den »Gleisbauarbeiten« von MelusineB die Rezension zum »Krötenkarneval« von Markus A. Hediger gelesen. Das hat mehrere Gründe.

Zum ersten bin ich immer froh, wenn bloggende Autoren sich in ihren Weblogs intensiv mit Veröffentlichungen anderer Autoren auseinandersetzen, wie es – für mein Gefühl – noch zu selten geschieht. Zum zweiten formuliert die Rezension deutlicher, als ich es je hätte tun können, warum ich dieses Buch in der Edition Neue Moderne herausgeben wollte, ja musste. Und drittens schließlich freut mich, dass Hedigers Text in dieser Rezensentin eine so aufmerksame und analytische Leserin gefunden hat.

»Krötenkarneval« ist die Geschichte eines Mordes. Zu Tode kommt: der »Ich-Erzähler«.

Nachzulesen ist die Rezension nebenan bei MelusineB.

Blogosphärenrauschen

12. Juli 2010

••• Die ersten Rezensionen zur »Leinwand« erschienen Anfang des Jahres im Netz, so etwa bei »Begleitschreiben«, ein sehr umfassender Beitrag, der dankenswerterweise vom Online-Magazin »Glanz & Elend« übernommen wurde. Dann folgte die Presse, und die Litblogger hielten sich eher bedeckt.

Eine wahre Offensive startete zwischenzeitlich das Blog von Lovely Books. In den letzten Wochen jedoch ist das Buch nun auch in der Blogosphäre Thema, was mich besonders freut, ist doch das Netz so etwas wie mein zweites Zuhause.


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