Coen Brothers Retrospektive

3. Februar 2010

Coen Brothers
Joel David Coen und Ethan Jesse Coen – aka Coen Brothers

••• Solltet ihr aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen noch nicht auf den »Umblätterer« abonniert sein, wird es jetzt aber höchste Zeit. Umblätterer San Andreas hat dort nämlich heute seine umfassende Coen Brothers Retrospektive gestartet.

Was in den nächsten Tagen folgt, ist ein Film-für-Film-Durchmarsch des kompletten Coen-Kanons, von 1984 bis 2009: 25 Jahre, 14 Filme, jeden Tag einen.

Für Cineasten ein Muss, und auch für die reinen Literaten lohnt sich das Reinschauen. Denn die Umblätterer schreiben immer mit Schmiss.

Da fällt mir ein, dass ich vergessen habe, über den »Goldenen Maulwurf 2009« zu berichten, die jährliche von den Umblätterern veranstaltete Best-of-Feuilleton-Kür. Dieses Jahr recht unangefochten auf Platz 1 … Ach, geht selbst nachschauen.

Der unbegangene Weg

3. Februar 2010

Zwei Wege boten sich mir dar,
Ich nahm den Weg, der weniger begangen war,
und das veränderte mein Leben.

••• Letzte Woche stand ich in der Pause der Honing-Quartet-Session rauchend vor der »Unterfahrt« vor einem Plakat und blieb hängen bei den zitierten Zeilen von Robert Frost. Sie sind so manchem womöglich noch in Erinnerung aus dem Film »Der Club der toten Dichter«. In der deutschen Synchronisation wird eben diese Übersetzung bemüht, die … gefällig ist, sich bei genauerem Hinsehen aber doch ein gutes Stück vom Original entfernt.


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Bemächtigung

3. Februar 2010

Sigmund Freud, Foto: Max Halberstadt (1914)
Sigmund Freud (1856-1939)
Foto: Max Halberstadt (1914)

Eine intellektuelle Funktion in uns fordert Vereinheitlichung, Zusammenhang und Verständlichkeit von jedem Material der Wahrnehmung oder des Denkens, dessen sie sich bemächtigt und scheut sich nicht, einen unrichtigen Zusammenhang herzustellen, wenn sie infolge besonderer Umstände den richtigen nicht erfassen kann.

Sigmund Freud, aus: »Totem und Tabu« (1912)

Schreiben als moralischer Akt

2. Februar 2010

••• Patrick Kurp und im Bezug auf ihn auch D. G. Myers diskutierten letzte Woche die Frage, inwiefern Schreiben ein moralischer Akt sei. Damit tragen sie bei zu einer Debatte, die momentan leider nicht hier in Deutschland geführt wird, obgleich es Anlass gäbe.

Kurp zitiert Samuel Johnson:

The only end of writing is to enable the readers better to enjoy life, or better to endure it.

Kurp empfiehlt, »or« durch »and« zu ersetzen schreibt weiter:

Writing, in other words, is a moral act (a tautology if we assume every human act possesses a moral component). It carries responsibility and should not be undertaken frivolously.

Diese Äußerung nimmt Myers auf und bemerkt zu Recht, dass man sie präzisieren müsse, um sie so stehen lassen zu können. Er zitiert seinerseits zur Illustration Philip Roth aus »Zuckerman Unbound«:

He’s not merely a monster, he’s a great moralist too.

und merkt treffend an:

The moralist is a monster — of morality. He does not engage in moral reflection, but in moral legislation. He knows right and wrong clearly and in advance, because he has reduced human experience to a universal code, which admits of no exceptions.


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Die Vorleser

29. Januar 2010

ZDF - Die Vorleser

••• Dass ich mich über diese Mitteilung wie ein Schneekönig freue, muss ich wohl nicht betonen …

In der fünften Ausgabe der ZDF-Literatursendung „Die Vorleser“ stehen zwei Neuerscheinungen im Mittelpunkt, zwei aufregende Entdeckungen aus Deutschland. Bereits viel diskutiert wird der Debütroman der erst 17-jährigen Helene Hegemann: „Axolotl Roadkill“, ein radikaler jugendlicher Trip durch die Berliner Szene. Eine neue Stimme der deutsch-jüdischen Literatur ist der Schriftsteller Benjamin Stein. Sein Roman „Die Leinwand“ ist von zwei Seiten zu lesen, zwei Geschichten um trügerische Erinnerungen und jüdische Identität, die sich in der Mitte des Buches treffen und verschränken.

Ijoma Mangold, stellv. Feuilleton-Chef der »ZEIT« und gemeinsam mit Amelie Fried Moderator der Sendung, werde ich übrigens kommende Woche in München für ein ausführliches Gespräch treffen. Auch darauf bin ich bereits sehr gespannt.

Sendezeit: 5. Februar 2010, 23:00, ZDF

Salingers Safe

29. Januar 2010

••• Letzten Mittwoch starb Jerome David Salinger, Autor des »Fänger im Roggen« im Alter von 91 Jahren. Seine letzte Erzählung erschien vor 45 Jahren, nicht etwa, weil der bekennende Grantler Salinger nicht mehr geschrieben hätte, sondern weil er nicht veröffentlichen wollte.

»There is a marvelous peace in not publishing«, gab er 1974 der New York Times zu Protokoll: »Publishing is a terrible invasion of my privacy. I like to write. I love to write. But I write just for myself and my own pleasure.«

Kaum ist Salinger kalt, überstürzen sich nun die Spekulationen über die mutmaßlichen literarischen Schätze, die er in all den Jahren produziert haben mag. Seine Tochter berichtet, er hätte die Manuskripte mit Farbmarkierungen versehen, wenn er sie ablegte: Rot für »kann so veröffentlicht werden«, Blau für »braucht Lektorat«.


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Dutch Delight

29. Januar 2010

»Yuri Honing Acoustic Quartet« am 28. 01. 2010 in der Münchner »Unterfahrt«
»Yuri Honing Acoustic Quartet« am 28. 01. 2010 in der Münchner »Unterfahrt«

••• Die Münchner »Unterfahrt« ist für Jazzfreunde immer einen Besuch wert. Was allerdings gestern dort geboten wurde, war Jazz der Extraklasse.

Der Babysitter war bestellt, damit wir – die Herzdame, mein Busenfreund Jens-Christian und ich – gebührend den geglückten Start der »Leinwand« feiern konnten. Jens-Christian ist Schweizer, seit letztem Sommer aber drei Tage die Woche in München bei einem IT-Kunden, und da ich ihm einige der besten Tipps in Sachen Jazz verdanke, wollten wir ihn unbedingt einmal in die »Unterfahrt« ausführen. Dass wir es ausgerechnet gestern getan, war ein Glücksfall, denn wir wurden geradezu beschenkt mit Jazz in mystischer Dimension.

Es spielte das »Yuri Honing Acoustic Quartet«, bestehend aus dem Sax-Player Yuri Honig, Pianist Wolfert Brederode, Bassist Frans van de Hoeven und dem Drummer Joost Lijbaart, allesamt Holländer.


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