Herr Graus Höhenangst

19. Februar 2010

»Graupausen« • Eine Gastkolumne von Markus A. Hediger

… Translation always involves cultural translation.
Cristina Ungureanu
in: »Equivalence. Theory & Text Analysis« (Word-Datei)

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Die vom Arzt verordnete Nackenmassage hat Herrn Grau gut getan. Noch immer spürt er die kräftigen aber geschmeidigen Hände des Physiotherapeuten auf seinen verhärteten Muskeln. Wie er da bäuchlings auf dem Schragen lag und durchgewalkt wurde – die bloße Erinnerung daran jagt ihm einen wohligen Schauer vom Nacken bis ins Steißbein hinab. Es entgeht ihm auch nicht, dass er Geringfügigkeiten, an denen er sich bislang immer störte, jetzt gelassener hinnimmt. Nur um ein Beispiel zu nennen: Seit seiner Ankunft in Bruanien hat er sich wegen seiner ins Farblose gehenden Haut unwohl gefühlt und sie dafür verantwortlich gemacht, dass er keinen Anschluss zu den Einheimischen fand. Ihretwegen erkannte man in ihm sofort einen Fremden.


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Die unsichtbaren Städte

18. Februar 2010

Italo Calvino
Italo Calvino (1923-1985)

••• Über einen Wikipedia-Artikel bin ich auf ein Juwel gestoßen. Seit gestern lese ich in Calvinos »Die unsichtbaren Städte«, und zwar in der Hanser-Neuübersetzung von Burkhart Kroeber (die Übersetzerangabe bei amazon ist falsch).

Das Buch besteht aus fiktiven Städteporträts in Form von Prosagedichten. »Marco Polo, der große venezianische Asien-Reisende im späten 13. Jahrhundert, berichtet dem alternden Mongolenherrscher Kublai Khan, Begründer der Yuan-Dynastie und somit Kaiser von China, an lauschigen Abenden in dessen Palast zu Kambaluk (= Peking), in welche Städte er auf seinen Inspektionsreisen durch das weitläufige Reich gekommen ist.«


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Habich und Hättich

16. Februar 2010

••• Als ich letztens von der übersetzten Identität meines Großvaters schrieb, bat thymianteppich um ein Beispiel der von ihm aus dem Russischen ins Deutsche rückübertragenen Sprichwörter. Ich versprach nachzusehen. Das habe ich getan – und stehe vor einer schönen Bescherung: Möglicherweise, und ich sage bewusst möglicherweise und nicht etwa erwiesenermaßen, habe ich es mit einem »Wechsler«-Phänomen zu tun. Die berichtete Geschichte vom ererbten Manuskript war schön, aber war sie auch wahr?


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Herr Grau zerfällt zu Asche

15. Februar 2010

»Graupausen« • Eine Gastkolumne von Markus A. Hediger

… translation always involves hindrances …
Adel Salem Bahameed
in: »Arabic-English Intercultural Translation«

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Seit Herr Grau den Entschluss gefasst hat, die Übersetzung seines Ichs voranzutreiben, ertappt er sich vermehrt dabei, wie er sich wünscht, es hätte ihn nicht nach Bruanien, sondern in ein anderes Land verschlagen. Zum wiederholten Mal ist es ihm jetzt schon passiert, dass er eine seiner Eigenschaften in die Landessprache übertragen wollte und sich plötzlich um Aspekte erweitert sah, in denen er sich nicht wiedererkannte.
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Übersetzte Identität

11. Februar 2010

••• Als mein Großvater 1933 auf Schleichwegen Deutschland verließ, hatte er nur noch seine Mutter, die ihn an der Hand hielt, und die Sachen, die er am Leib trug. Er trug freilich auch Erinnerungen mit sich, etwa an seinen Vater, wenige Tage zuvor in der Nacht abgeholt und totgeschlagen. Und natürlich hatte er die deutsche Sprache, die einzige, die er verstand. Auch seine Mutter und seine Sprache hätte er verlieren sollen, wäre es nach dem Willen der »Gastgeber« im Exil-Land gegangen.

Er kam in die Sowjetunion. Stalin misstraute den deutschen Exilanten, und so trennte man die Kinder von den Eltern, um wenigsten sie noch zu loyalen Sowjetkommunisten erziehen zu können. Man schickte die Kinder ins »Allunions-Pionierlager Artek«. Deutsch zu sprechen, war dort verboten. Die Sprache des Feindes abzulegen und ins Russische einzutauchen, war elementarer Bestandteil des Umerziehungsprozesses.


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Herr Grau übersetzt

10. Februar 2010

»Graupausen« • Eine Gastkolumne von Markus A. Hediger

… the very act of translation always involves change and domestication.
Riitta Oittinen
in: »Translating for Children«

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Herr Grau ist ein unscheinbares Männlein. Das war nicht immer so. Früher, da war er anders gewesen. Ein Mann. Zwar nicht gerade eine imposante Erscheinung, das nun auch wieder nicht. Keiner, der, betrat er einen Raum, alle Blicke auf sich zog. Aber einer, der seine Meinung kundzutun und sich Gehör zu verschaffen verstand. Einer, der nicht nur in Schwarz und Weiß zu denken vermochte, sondern auch den Zwischentönen zu ihrem Recht verhalf. Heute ist er zu einem Männlein verkommen. Grau geworden, im – nicht auf dem – Kopf, ein Zwischenton.
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Inmitten der Wälder

10. Februar 2010

Snow • © by Jodmiester@deviantart.com
Snow • © by Jodmiester@deviantart.com

••• Räuspern. Wir waren bei Robert Frost. Und ich habe da noch etwas nachzutragen. Bei meiner Suche nach Frost-Übertragungen bin ich auf einige interessante Beiträge gestoßen, die ich mit den Turmseglern teilen möchte.

Auf AdamSmithAcademy.org – einem Education Channel als Podcast – gibt es allerhand zu entdecken und zu lernen. Aufmerksam geworden bin ich auf diesen Podcast – eben über Robert Frost, dessen berühmtes Gedicht »Stopping by Woods on a Snowy Evening« dort würdigend vorgestellt wird.

Hier ist es.


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