Die Sache mit dem Brot

23. April 2010

Challah

••• Orthodoxie macht Spaß – naja, kann Spaß machen. Die Herzdame schickt mir gerade einen Artikel von einem frummen Blog: »The Challah Rant«.

Es geht um »Hamotzi«, das ist der Segen über das Brot (Challah) und das Anschneiden desselben, womit jede Festmahlzeit – etwa am Schabbes – offiziell eröffnet wird. Für die Uneingeweihten muss man die Details erklären, die zur Verärgerung der Gäste beitragen können.

Vor dem Genuss von Brot muss man sich die Hände waschen, nicht einfach so, sondern durch Übergießen aus einem Gefäß und mit dem dazugehörigen Segensspruch. Zwischen diesem Segensspruch nach dem Händewaschen und dem ersten Bissen Brot darf man nicht sprechen. Tut man es doch: Gehe zurück auf »Los« (Händewaschen). Bevor nun alle ihr Brot essen können und also vom Schweigen erlöst sind, muss das Brot geschnitten werden. Dafür gibt es spezielle Bretter und Messer und – eben – Schneideprozeduren. Einige ritzen das Brot vor dem Segensspruch ein, um an die Zerstörung des Tempels zu erinnern und damit an den Fakt, dass nichts mehr unversehrt ist. Die einen schneiden Scheiben, die anderen kleine Stücke, die echten Künstler 613-zackige Sterne … Dann streut man noch Salz über die Stücken. Das kann dauern. Besonders, wenn das Salz nicht aufzufinden ist.


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Ingeborg Bachmann: Kriegstagebuch

20. April 2010

Ingeborg Bachmann. Kriegstagebuch (Suhrkamp)••• Zurück aus Hamburg erreicht mich heute eine Büchergeschenksendung von der Herzdame. Im Päckchen liegt ein schmaler grauer Band aus dem Hause Suhrkamp. Neues von der Bachmann? Kann es das noch geben? Ja, es kann. Hans Höller hat sich die Mühe gemacht, das »Kriegstagebuch« der Bachmann aus der Zeit Spätsommer 1944 bis Frühsommer 1945 (da war sie 18-19) aus dem Nachlass zu edieren.

Bevor die eingefleischten Bachmann-Fans vor Freude im Quadrat springen, muss man ein wenig Erwartungsmanagement betreiben. Das Tagebuch selbst besteht aus 15 1/2 großzügig gesetzten Seiten. Ich habe es heute früh in der U-Bahn gelesen, also innerhalb 15 Minuten. Man muss sich schon überlegen, ob man dafür 15,80 € auf den Zahlteller legen möchte. Herausgeber Höller wird sich das auch gefragt haben und liefert denn auch noch einiges an Material, das nicht von der Bachmann stammt, aber Licht auf dieses letzte Kriegsjahr und noch mehr auf das erste Friedensjahr wirft. Denn man hätte das Tagebuch mit wenigstens gleichem Recht auch »Friedenstagebuch« nennen können. Mehr als die Hälfte des Textes befasst sich nämlich mit Erlebnissen der Bachmann nach dem Eintreffen der Briten. In einen von ihnen – Jack Hamesh – verliebt sich die Bachmann.


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Ein bibliophiler Schatz

18. April 2010

Wladimir Majakowski: »Wie macht man Verse?«, Verlag Volk und Welt 1949
Wladimir Majakowski: »Wie macht man Verse?«, Verlag Volk und Welt 1949

••• Erinnert sich noch eine(r): Wladimir Majakowski ist jener unsterbliche futuristische Dichter, der vor genau zwei Jahren hier im Turmsegler eine Gastkolumne über das Versemachen schrieb – und unerkannt blieb, weil er, wie wir herausfanden, 20x weniger berühmt ist als Salinger (sic!).

Einen Gastbeitrag ganz besonderer Art kann ich heute ankündigen. Es handelt sich sogar um eine Reihe von Gastbeiträgen, also gewissermaßen eine Gastkolumne.

Das Thema ist schwergewichtig: Was ist Dichtung? Und: Wie schreibt man Verse? Dass ich keinen Zweifel daran hege, dass der Kolumnist uns Wesentliches zu sagen haben wird, das wird nicht verwundern, wenn ich den Namen des Autors nenne: Wladimir Majakowski.

Er hat übrigens zugesagt, sich an allfälligen Diskussionen hier im Turmsegler zu beteiligen.

Ich hatte mir das so schön ausgedacht, und doch ging die Reihe völlig in die (Wolke in) Hose(n). Zu schade!

Letzte Woche nun fuhr ich mit einer Freundin in Berlin zur Lesung im LCB am Wannsee raus, und sie zog ein Geschenk für mich aus der Tasche. Ich konnte es kaum glauben: In einem Antiquariat hatte sie die deutsche Erstausgabe von »Wie macht man Verse?« des Verlages Volk und Welt von 1949 in bestem Zustand gefunden. Und schenkte es mir. Ich strahlte.


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Vattenfall Lesetage 2010

16. April 2010

••• Aschewolken über Europa… Für die Organisatoren der Vattenfall Lesetage 2010 ist das eine ungute Sache. Viele Autoren, die aus dem weiter entfernten Ausland per Flugzeug hätten anreisen sollen, mussten absagen, da diverse Flughäfen geschlossen und Flüge gestrichen wurden.

Auch ich musste nun auf den ICE umbuchen. Da Monique Truong zu den Autorinnen zählt, deren Lesungen Veranstaltungen ausfallen in Abwesenheit der Autoren stattfinden müssen, werde ich auch nicht, wie urprünglich geplant, Sonntag und Montag, sondern nur am Montag im Hamburg sein.

Ich lese also am Montag, 19. April, um 20:00 in der Zentralbibliothek Hamburg. Wie ich gehört habe, gibt es nur noch wenige Karten… Reservierungen sind möglich unter der Rufnummer 01801 – 63 87 67 (14ct/min. aus dem deutschen Festnetz).

Zusatz: Online kann man auch bestellen, und zwar »» hier für 0 ct/min.

Verbrecher ehrenhalber

15. April 2010

buchmarkt.de über Charlotte-Grasnick-Buchpremiere
buchmarkt.de über Charlotte-Grasnick-Buchpremiere

••• Ich bin zurück aus Berlin. Zwei wunderbare Veranstaltungen habe ich »absolviert«. Es ging los am Dienstag in Kreuzberg, wo ich endlich einmal ganz offziell auf der »Verbrecherversammlung« Verbrecher sein durfte (man bemerke: ohne Krawatte!). Die offizielle Buchpremiere des Charlotte-Grasnick-Bandes »So nackt an Dich gewendet« war gut besucht. Und besonders angenehm ist, dass ich gar nicht selbst berichten muss, sondern die Turmsegler zu buchmarkt.de schicken kann, wo gestern in Bild und Text von der Veranstaltung berichtet wurde.

Es wurde eine lange Nacht in der Café-Bar »Monarch«. Man hatte sogar koscheren Wein besorgt, worüber ich mich sehr gefreut habe, so sehr, dass ich eventuell ein oder zwei Gläser zu viel hatte, als ich mit Verleger Jörg Sundermeier nach 3:00 Uhr aus dem »Monarch« taumelte.


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Zichroni trifft Zachmann

11. April 2010

••• Begeistert habe ich vor kurzem hier von Patrick Zachmanns Fotos berichtet, die derzeit in München in der Galerie °CLAIR gezeigt werden. Dieser Ausstellungsbesuch wird nun ein »Nachspiel« haben.

Bei der ersten Begegnung mit Zachmanns Werk entdeckte der Münchner Autor Benjamin Stein eine Fülle thematischer und motivischer Parallelen zu seiner eigenen, literarischen Auseinandersetzung mit dem Thema Identitätsunsicherheit und –suche, verarbeitet u.a. in seinem soeben bei C.H.Beck erschienenen Roman »Die Leinwand«. Spontan entstand die Idee eines künstlerischen Dialogs zwischen Fotograf und Autor. Ist das Abgeschnittensein von den Wurzeln der eigenen Herkunft und die damit einhergehende Identitätskrise womöglich ein spezifisch jüdisches Thema? Und welche Rolle spielt »erzählte Herkunft« für unser Selbstbild. Diesen und anderen Fragen soll anlässlich der Finissage der Patrick-Zachmann-Ausstellung in der Galerie °CLAIR nachgegangen werden.

Leider wird Patrick Zachmann zur Finissage nicht kommen können, da er wieder einmal mit seiner Leica bewaffnet in China unterwegs ist. Ich bin aber sicher, dass es dennoch ein sehr spannender Abend werden wird. Noch einmal wird Zachmanns Halbstundenfilm »La memoire de mon père« zu sehen sein. Das anschließende Gespräch werde ich mit Anna-Patricia Kahn führen.


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Stein in Berlin

9. April 2010

••• Ich bin schon hibbelig. Kommenden Dienstag gehts auf nach Berlin. Zwei Veranstaltungen stehen auf dem Programm.

Am Dienstag, 13. 4. 2010 tagt in der Skalitzerstr. 134 (1. Stock) die »Verbrecherversammlung«. Ab 20:30 Uhr werde ich gemeinsam mit Verbrecherei-Verleger Jörg Sundermeier Charlotte Grasnicks gesammelte Gedichte vorstellen, die – von mir herausgegeben und mit einem Nachwort versehen – zur Leipziger Buchmesse unter dem Titel »So nackt an dich gewendet« erschienen sind. Auch Prof. Dieter Goltzsche, dem wir die ausdrucksstarken Zeichnungen verdanken, mit denen der Band illustriert ist, wird anwesend sein.

Tags drauf, also am Mittwoch, 14. 4. 2010, lese ich um 20:00 Uhr im Literarischen Colloquium Berlin (Am Sandwerder 5, Wannsee). Ijoma Mangold von der »ZEIT« wird »Die Leinwand« vorstellen und den Abend moderieren.