Oulipo oder Hunderttausend Milliarden Gedichte

2. Mai 2010

••• »Oulipo« ist ein Akronym. Es steht für »L‘ Ouvroir de Littérature Potentielle«, also »Werkstatt für Potentielle Literatur«. Es bezeichnet auch einen Autorenkreis, gegründet 1960 von François Le Lionnais und Raymond Queneau, dem sich Surrealisten ebenso anschlossen wie Mitglieder des logenartigen »Collège de ’Pataphysique« und die Mathematiker des Kollektivs »Nicolas Bourbaki« (ein Gemeinschaftspseudonym).

Die Potentielle Literatur basiert auf dem Credo: Kein Spiel ohne Regeln. Nun könnte man sagen, Sprache an sich sei bereits ein Regelwerk. Mag sein, antworten die Oulipiens, aber: Die Festlegung von Regeln, die (auch) über das System Sprache hinausgehen (also etwa Vokabular oder Grammatik), würden durch bewusste Beschränkung einen neuen Verständnishorizont eröffnen. Die Regeln können mathematischer Natur sein (daher das Interesse der Mathematiker) oder auch poetologisch.


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Lesemaschinen

30. April 2010

Lesemaschine (Bücherrad) von Agostino Ramelli
Lesemaschine (Bücherrad) von Agostino Ramelli

••• Sie sehen hier einen antiken Vorläufer des eBook-Readers. Präsentiert wurde dieses mechanische Wunderwerk 1588 in einem aufwändig mit 194 Kupferstichen versehenen Buch von Agostino Ramelli: »Le diverse et artificiose machine« (deutsch 1620 unter dem Titel »Schatzkammer Mechanische Künste… Darinnen viel unterschiedene Wunderbahre… Machinae zubefinden…«).

Es handelt sich dabei um ein rotierendes Lesepult, das das nicht-sequentielle Lesen von etwa zwölf Folianten erlaubt. Die einzelnen Bücher befinden sich auf jeweils eigenen Pulten, zwischen denen durch einen Drehmechanismus gewechselt werden kann, so dass die Bücher »nicht fallen, genau so liegen bleiben, wie sie hingelegt worden sind, sie bleiben immer im gleichen Zustand und wann immer der Leser es wünscht, erscheinen sie so, ohne dass sie irgendwie angebunden oder befestigt werden müssen«. (Quelle: wikipedia)

Ramellis Erfindung war für die armen von der Gicht geplagten Gelehrten gedacht, denen das Hantieren mit den großen Folianten beschwerlich war.


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LovelyBooks

28. April 2010

Die Leinwand bei LovelyBooks

••• LovelyBooks ist eine Online-Community für »Leseratten«. Initiiert, gegründet und betrieben durch den Holtzbrinck-Konzern, wird die Plattform von einer sehr engagierten unabhängigen Redaktion (u. a. mit Büro in München) geführt. An die 20.000 begeisterte Leser/innen tummeln sich dort, können sich Bibliotheken anlegen, sich Lektüre- und Diskussionsgruppen anschließen und die gelesenen Bücher bewerten und gegenseitig empfehlen. Angeschlossen ist ein LovelyBooks-Weblog, auf dem ein Kreis von nicht nur lese- sondern auch schreibbegeisterten LovelyBooks-Autoren über Bücher und Autoren berichtet, aber auch Interviews präsentiert oder Eindrücke von Lesungen, Messen etc. vermittelt. In unregelmäßigem Turnus präsentiert LovelyBooks auch Livestream-Lesungen via Internet.


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Gestern in der Galerie °CLAIR

28. April 2010

Anna-Patricia Kahn im Gespräch mit Benjamin Stein (27.4.2010, Galerie °CLAIR München)
Anna-Patricia Kahn im Gespräch mit Benjamin Stein (27.4.2010, Galerie °CLAIR München)
© Kerstin S. Klein (2010)

••• Geradezu genossen habe ich die gestrige Lesung anlässlich der Zachmann-Finissage in der Galerie °CLAIR in München. Wir waren gut besucht, unter den Gästen °CLAIR-Freunde, Verlagsleute (nicht nur von Beck!), der (nicht nur von mir) hochgeschätzte Münchner Psychoanalytiker Richard Marx und (z. T. weit angereiste) Mitglieder des Exil-PEN, dessen Mitglied ich jüngst geworden bin.


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Lothar Müller über Charlotte Grasnick

28. April 2010

••• Mit freudiger Überraschung habe ich eben Lothar Müllers Besprechung des Charlotte-Grasnick-Bandes »So nackt an dich gewendet« in der heutigen »Süddeutschen« gelesen. Dass es überhaupt ein Lyrikband in die »Süddeutsche« geschafft hat, ist schon Anlass genug zur Freude. Aber auch was Müller schreibt, hat mich sehr gefreut, wenn auch ich als Herausgeber Schelte ernte:

Nein, Benjamin Stein tut der Autorin keinen Gefallen, wenn er sie auf das Liebesgedicht und den reinen Ausdruck des »Ich« festlegt.


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Radio Mikwe

27. April 2010

••• Ich war nicht schlecht erstaunt, als ich kürzlich erfuhr, dass das »Jüdische Museum Hohenems« (Österreich) einen Internet-Radiosender betreibt, der täglich von 9:00 Uhr bis 20:00 sendet: »Radio Mikwe«. Als ich gefragt wurde, ob ich zu einem geplanten Beitrag über »Die Leinwand« eine Lesung beisteuern würde, habe ich nicht gezögert und das Kapitel über Eli Rothsteins mutmaßliche Heilung in den Wassern der Mikwe von Moza eingelesen.

Die Sendung ist gestern gelaufen, und ich darf sie den Turmseglern hier dauerhaft im Podcast präsentieren. Viel Vergnügen.

Vom verlorenen Akkusativ

27. April 2010

Swetlana Geier - Foto: © Nikolaus Stauss
Swetlana Geier • Foto: © Nikolaus Stauss

••• Vor vielen Jahren hat mir mein damaliger Verleger Egon Ammann einen sehr zu recht in Leder gebundenen Wälzer geschenkt: »Verbrechen und Strafe« von Dostojewski in der – wie man unschwer schon am Titel erkennen kann – vielgerühmten Übertragung von Swetlana Geier.

Leider habe ich die Grande Dame der russisch-deutschen Literaturübersetzung nie persönlich kennenlernen dürfen. Aber seit dieser ersten Lektüre habe ich sie verehrt. Dafür gibt es viele Gründe, nicht nur ihr ungeheures Können als Übersetzerin. Wer den aktuellen »Spiegel« 17/2010 zur Hand nimmt, wird das vermutlich unschwer nachfühlen können. Die inzwischen 87 Jahre junge Dame hat dem »Spiegel« ein Interview gegeben.


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