19. Februar 2011••• Es hilft, nicht ganz bei Trost zu sein, wenn man Endlos-Haikus schreibt wie Franz Dodel. Vielleicht ist es sogar eine Voraussetzung dafür. Über Dodels Mammutgedichte im Haiku-Silbenmaß habe ich hier schon ausführlich berichtet. Umso mehr freut es mich, dass Franz Dodel nun auch mit einem Weblog Präsenz zeigt und Aufnahme in den illustren Kreis der Litblogger von litblogs.net gefunden hat. Herzlich Willkommen, Franz!
Sein Blog »Nicht bei Trost« kann man per eigenem RSS-Feed oder über die Website bzw. den Feed von litblogs.net verfolgen. Viel Vergnügen!
Tags: Franz Dodel • Lyrik
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15. Februar 2011![Rochen](data:image/svg+xml,%3Csvg%20xmlns='http://www.w3.org/2000/svg'%20viewBox='0%200%201%201'%3E%3C/svg%3E)
Eben bin ich noch geschwebt, in einem nächtlichen Meer. Dunkel ringsum, nur weit über mir flirrte rund und fahl der Mond und warf einen schmalen Streif Licht herab, in dem das Plankton flimmerte wie eine Sternenschar. Ein gewaltiger Rochen segelte auf mich zu und über mich hinweg, so nah, dass ich von unten seinen weißen Bauch, die pumpenden Kiemen, das schmale Maul und die wie irr starrenden Augen sehen konnte. Beinahe hätte mich die Spitze einer Flosse gestreift. Ich ließ mich langsam, langsam nach oben treiben und tauchte auf. Windstill war es, und das wie bleiern ruhende Meer schien unendlich weit und schwarz. Ich schloss die Augen und ließ mich treiben. Das Schwarz wechselte nach und nach in ein tiefes und schließlich ein helleres Blau.
Und jetzt … dringt warmgelbes Licht durch meine geschlossenen Lider, als läge ich in der Mittagssonne auf einer Sommerwiese. Ich öffne die Augen, und die Wiese ist tatsächlich da. Ich liege nackt im Gras, und dicht neben mir liegen zwei Frauen, Katelyn und Lian. Auch sie sind nackt. Bauch an Rücken aneinander geschmiegt, lächeln sie versonnen im Schlaf, als schwelgten sie in zärtlichen Träumen…
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4. Februar 2011![Colored Contact Lenses](data:image/svg+xml,%3Csvg%20xmlns='http://www.w3.org/2000/svg'%20viewBox='0%200%201%201'%3E%3C/svg%3E)
Katelyn und Hayman, nackte Nymphen, Pan und ein Anfall von Zärtlichkeit. Und schließlich Matana, ein unterbrochenes Schachspiel, Ameisen und ein Angebot, das mir Angst machte. Das war der gestrige Abend. Dass ich überhaupt einschlafen konnte, grenzt an ein Wunder. Jetzt sind sie alle fort, nur die Angst ist geblieben. Ich liege im Bett, die Decke bis zur Nase hochgezogen, und wage es nicht, die Augen zu öffnen.
»Nichts aber gleicht dem Gift aus deinen grünen Augen…« An diese Zeile Baudelaires dachte ich, als ich Katelyn im Fahrstuhl traf und zum ersten Mal in ihre unwirklich grünen Augen sah.
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3. Februar 2011![](data:image/svg+xml,%3Csvg%20xmlns='http://www.w3.org/2000/svg'%20viewBox='0%200%201%201'%3E%3C/svg%3E)
Als vor einigen Jahren die ersten 3D-Filme in den Kinos gezeigt wurden, war ich nie versucht, mir einen anzuschauen, weil ich davon ausging, ich würde nichts davon haben. Inzwischen gibt es manche Filme nur noch in 3D. Also habe ich es versucht. Als ich die 3D-Brille, die ich am Eingang bekommen hatte, aufsetzte, war ich noch skeptisch. Als dann aber der Vorhang aufging und der Film begann, überwältigten mich die Bilder wie nichts anderes je zuvor. Ich hatte keine Ahnung, wie es funktionierte, aber das tat es. Starrte der Held in einen Abgrund, fühlte ich tatsächlich die gähnende Tiefe. Alles kippte ins Bodenlose. Ich stürzte in eine völlig unbekannte Welt und wälzte mich genussvoll in den Bilderfluten. Es war wie ein Trip, ein berauschendes Fest, wie ich es noch nie erlebt hatte.
Läufer e2-d3 diktierte ich meinen nächsten Zug, und während Matana schrieb und ich setzte, gab ich zu, dass es schön wäre.
Schön! Matana seufzte. Das ist alles?
Zum ersten Mal zog er die Dame: d8-c8. Er brachte die Artillerie in Stellung.
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2. Februar 2011![Auge • © Thomas Seliger](data:image/svg+xml,%3Csvg%20xmlns='http://www.w3.org/2000/svg'%20viewBox='0%200%201%201'%3E%3C/svg%3E)
Auge • © Thomas Seliger
Dein Auge, sagte er.
Das traf mich wie ein gezielter Schlag in den Magen. Wie wenig hatte ich doch erreicht! Mein positives Körpergefühl war von den Füßen aufgestiegen, aber unter der Augenlinie hatte es halt gemacht. Es genügte offenbar noch immer die bloße Erwähnung meines unübersehbaren Defekts, um mich in die Gefühlswelt meiner Kindheit zurück zu katapultieren, in ein Chaos aus Verletzungen, Scham und Wut darüber, nicht ändern zu können, weswegen ich begafft und gehänselt wurde. Es konnte doch wohl nicht möglich sein, dass ausgerechnet Matana, der dieses Gefühl kennen musste, einem ähnlichen Impuls der Neugier nachgegeben hatte.
Natürlich wusste ich, dass er sich für Augen interessierte. Als Biologe hatte er sich über Jahrzehnte mit dem menschlichen Sehvermögen und den Ursachen verschiedenster Sehstörungen beschäftigt. Es war auch kein Zufall, dass das Logo seiner Firma ein Paar weit geöffneter Augen darstellte. Matanas Vision war es, Blinde sehend zu machen, was nach seiner Vorstellung bedeutete, ihnen eine Welt zu Füßen zu legen oder – noch genauer – eine Welt für sie zu erschaffen.
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