26. Januar 2011
••• Morgen (27.01.2011) bin ich in Köln exklusiv zu Gast in der einstündigen Radio-Sendung »WDR3 WortLaut live«. Gastgeber (im Ü-Wagen) ist Adrian Winkler, mein Gesprächspartner in der Sendung wird Manuel Gogos sein. Die Veranstaltung ist öffentlich und startet um 21:30 Uhr in der »Bar zum scheuen Reh« (sic!) im Kölner Westbahnhof. Der Eintritt ist frei. Wer mag, kann also vorbeikommen.
Ganz live ist »WortLaut live« dann doch nicht. Übertragen wird die Aufzeichnung auf WDR3 um 23:05 Uhr und kann über den WDR-Recorder via Internet mitgeschnitten werden.
Tags: Adrian Winkler • Manuel Gogos • Die Leinwand
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26. Januar 2011
Am frühen Abend war ich aus, mit Katelyn, einem fitnessbegeisterten Wirbelwind mit blondem Bob und mädchenhaftem Busen, knapp über Dreißig, im interessantesten Alter. Sie arbeitet als Auditorin für »Anderson, Pinchet & Laurie«, die mit der jährlichen Buchprüfung der Firma betraut sind. Ich traf sie vor einigen Wochen im Aufzug, und da ich mich zwischen dem ersten und zwölften Stockwerk nicht entscheiden konnte, ob ihre Waden, die sie in einem Hauch von Strumpf unterm knielangen Bleistiftrock sehr gekonnt in Szene setze, oder aber ihre grünen Augen mich mehr faszinierten, sprach ich sie an, um Gelegenheit zu bekommen, dieser Frage in Ruhe nachzugehen. Sie war nicht leicht zu entscheiden und verkompliziert sich ganz im Gegenteil von Date zu Date, da ich immer mehr Details an Katelyns Erscheinung entdecke, die mein ästhetisches Vergnügen befeuern.
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25. Januar 2011
Nein, ich fürchtete damals, so leicht konnte es nicht gewesen sein, und heute weiß ich es. Wolsey hat uns vor Gedanken gewarnt. Mit Gefühlen steht es nicht besser. Am schlimmsten ist es mit Gedanken, die aus Gefühlen aufsteigen, sich im Kopf einnisten und schließlich ins Unbewusste sinken. Sie wieder auszutreiben, ist nahezu aussichtslos.
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24. Januar 2011
Wer mit Engeln verkehrt, ist ihnen in der Regel auf einem Ausweg begegnet.
••• Philipp Engel von der »Jüdischen Allgemeinen« hat mich letzte Woche für die Rubrik »Redezeit« interviewt. Online ist der Beitrag bereits erschienen.
Tags: Philipp Engel • Ausser der Reihe
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23. Januar 2011
Als erstes ging ich zum Friseur. Danach kaufte ich ein: Schuhe, zwei Anzüge, Hemden und Manschettenknöpfe, Krawatten, Socken, Unterwäsche. Ich würde noch einmal gehen müssen, die nötigen Anschaffungen über die kommenden Monate verteilen. Dann kam der schwierigste Part: Ich erkundigte mich bei einer ehemaligen Kommilitonin nach einem Spa. Sie empfahl mir einen Salon in meiner Nähe, von dem sie Gutes gehört hatte.
Ich rief an, um einen Termin zu machen, aber ich konnte nicht sagen, was ich eigentlich wollte. Das Angebot an Behandlungen war überwältigend, und ich hatte keine Ahnung, was sich hinter Begriffen wie Waxing und Peeling oder hinter Fango-, Ölguss- und Lavasteinbehandlungen verbarg. Ich stammelte umständlich etwas Blumiges von der Notwendigkeit einer Häutung, natürlich im übertragenen Sinne und so weiter, und dass ich es mir einfach einmal gut gehen lassen wolle. Am liebsten hätte ich sofort wieder aufgelegt. Aber Nee antwortete ganz unbekümmert, als würde sie täglich in Beautydingen ahnungslose Männer beraten, das sei gar kein Problem. Ich solle viel Zeit mitbringen, einen halben Tag Minimum, und fünfhundert Dollar etwa, und dann würde man vor Ort schon das Richtige für mich finden.
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22. Januar 2011
Tears • © Eowyn Saule
Zwei Wochen gab er mir Zeit. Dann sollte ich noch einmal kommen. Er wollte sich vergewissern, dass ich seine Bedingung erfüllen konnte. Und dann, meinte er, würden wir über die Details des Jobs sprechen, den er mir anbot.
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21. Januar 2011
Manteles Kolibri • © M. Rietze (2008)
Jener Mann, der mit freudiger Neugier auf mich zukam, erschien mir zunächst wie eine Karikatur, eine erbarmungslose Überzeichnung. Er war mit einem Körper geschlagen, an dem nichts zusammenpasste. Er musste als Kind unter Polio gelitten haben. Für jemanden seiner Generation, er war vielleicht zwanzig Jahre älter als ich, war das sehr ungewöhnlich. Sein linkes Bein war deutlich verkürzt und steif, ebenso sein linker Arm und seine linke Hand, die Hand eines Kindes, die er allerdings leicht und sogar anmutig bewegen konnte und mit der er mich einladend in sein Büro winkte. Er trug orthopädische Schuhe, deren unterschiedlich dicke Sohlen die Diskrepanz seines Wuchses ausgleichen mussten. In der Rechten hielt er einen schwarzen Gehstock mit silbernem Griff, ein Kolibri, wie ich später bemerkte. Als er sich umdrehte, sah ich, dass auch sein Rücken verformt war. Ein deutlicher Buckel zeichnete sich zwischen den Schulterblättern ab. Ich zögerte, ihm zu folgen, und er merkte es, drehte sich um, winkte noch einmal, lächelte und sagte in völlig unbeschwertem Ton: Kommen Sie, man gewöhnt sich daran.
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