11. Mai 2007Er hat noch immer diesen Blick
er will noch immer töten
der aus dem Anbeginn der Föten
dem ungeschiedenen Schlick
sich zäh und bös herausgelöst
der langsam, durstig, niemals satt
sich aus dem Ich gerichtet hat
und uns entblößt.
So frei der alte Mann und so allein
so stolz und so erbarmungslos
blieb er erbarmungslos gemieden
und will noch immer keinen Frieden
steht an der Pforte, würgt den Raucherkloß
laut raus. Und rotzt ihn auf den Stein.
© Alban Nikolai Herbst (2007)
••• Für Alban Nikolai Herbst beginnt heute der Countdown. Am morgigen Samstag wird er in der wundervollen Villa des Literarischen Colloqium Am Sandwerder in Berlin zum Finale um den diesjährigen Döblin-Preis antreten. Courage hat er; die muss man ihm nicht wünschen. Was man ihm wünschen kann: eine gute Hand gehabt zu haben bei der Auswahl aus den 1000 Seiten seines Roman-Typoscripts, um die ihm zugestandenen 25 Minuten des Wettlesens zu bestreiten. Und überhaupt: Hals und Beinbruch! So sagt man doch – auf dem Theater. Das sei ihm von Herzen gewünscht.
Aber es war nicht Prosa, über die ich an einem der letzten Tage in seinem Weblog gestolpert bin; nein, es war – ein Sonett.
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Tags: Alban Nikolai Herbst • Sonette • Lyrik
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10. Mai 2007••• Statt nach vorn schauen die Turmsegler heute nur zurück? Keine Spur von Rückwärtsgewandtheit! Dennoch: Die Musik spielt heute im Beitrag vom 6. Mai: „Absurditäten des Literaturbetriebs“. Die Debatte ist in vollem Gange. Lesen, mitreden… Es lohnt sich.
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10. Mai 2007Ein Gastbeitrag von Markus A. Hediger
zu „Spiegel und Maske“ von Jorge Luis Borges
••• Als Urlaut, der alles in sich enthält: So stelle ich mir die Sprache Gottes beispielsweise vor. Und so die Schöpfungsgeschichte: als Urlaut, der sich in winzigen Abweichungen seiner Urform zu artikulieren beginnt und so die Welten mit allem, was in und auf ihnen ist, hervorbringt. Die Verse 1-27 des ersten Kapitels des Buches Genesis gehören für mich zu den schönsten Texten überhaupt. Es ist eine einfach erzählte Geschichte aber in ihrer Einfachheit umso verstörender. Viele Nächte lang bin ich wach gelegen und habe über der Frage gebrütet, wie eine Sprache, die in der Lage ist, unser Universum hervorzubringen, beschaffen sein muss. Gott sprach und es wurde. Das ist ungeheuer.
Jorge Luis Borges, der in einigen seiner Erzählungen sehr feinfühlig dem Unerklärlichen (oder den Ungereimtheiten) in der Bibel nachgespürt hat, kann das Skandalon der göttlichen Sprache nicht entgangen sein. Aber Borges kannte die Grenzen des menschlichen Herzens und Geistes. Er wusste, dass die Sprache, die dem Menschen gegeben ist, nicht die Macht hat, tote Materie so zu ordnen, dass Leben in sie kommt. Menschliche Sprache bewegt den Geist und das Herz, nicht tote Materie. Im besten, wiewohl unmöglichen Fall bildet sie Vergangenes 1:1 ab.
Unmöglich?
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Tags: Jorge Luis Borges • Markus A. Hediger • Gastbeiträge • Prosa
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9. Mai 2007••• Ich freue mich sehr, für morgen den ersten Turmsegler-Gastbeitrag von Markus A. Hediger ankündigen zu dürfen.
„Niemand begegnet ungestraft dem Phantastischen“ – unter diesem Motto hat Markus ein Terzett von Beiträgen ausgelobt zu den Folgen einer Begegnung mit dem Phantastischen in den Erzählungen von Jorge Luis Borges. Der Blickwinkel, unter dem Markus die Borges-Erzählungen betrachtet, wird manchen verblüffen. Da bin ich mir sicher.
Tags: Jorge Luis Borges • Markus A. Hediger • Prosa
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9. Mai 2007••• Alexander Nicolai verkündet angesichts der heutigen Netzliteratur die literarische Revolte, ja er meint sogar, sie sei bereits in vollem Gange. Das wäre schön, wenn es denn so wäre. Leider fürchte ich, dass hier ein Irrtum vorliegt. Anstelle der Revolte beobachte ich nur ein Ausweichen in ein anderes Medium. Die Literatur im Netz revoltiert nicht. Sie ist im Exil.
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Tags: Alexander Nicolai • Ausser der Reihe
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