Was ist ein Dichter?

10. Juni 2007

Was ist ein Dichter? Ein unglücklicher Mensch, der heiße Schmerzen in seinem Herzen trägt, dessen Lippen aber so geartet sind, daß, während Seufzer und Geschrei ihnen entströmen, diese dem fremden Ohr wie schöne Musik ertönen. Es geht ihm, wie einst jenen Unglücklichen, die in Phalaris‘ Stier durch ein sacht brennendes Feuer langsam gemartert wurden, deren Geschrei nicht bis zu den Ohren des Tyrannen dringen konnte, ihn zu erschrecken: ihm klangen sie wie heitere Musik. Und die Leute umschwirren den Dichter und sprechen zu ihm: »Sing uns bald wieder ein Lied;« das heißt: mögen neue Leiden deine Seele martern, und mögen deine Lippen bleiben, wie sie bisher gewesen; dein Schreien würde uns nur ängsten, aber die Musik, ja, die ist lieblich. Und die Rezensenten treten herzu und sprechen: So ist es richtig; so soll es gehen nach den Regeln der Ästhetik. Nun, das versteht sich, ein Rezensent gleicht einem Dichter auf ein Haar, nur dass er nicht die Pein im Herzen, nicht die Musik auf den Lippen hat. Siehe, darum will ich lieber Schweinehirte sein auf Amagerbro und von den Schweinen verstanden werden, als Dichter sein und von den Menschen mißverstanden werden.

Sören Kierkegaard (1813-1855)

Ortswechsel

7. Juni 2007

Costa Blanca - Calpe - Felsen von Ifach
Costa Blanca – Calpe – Felsen von Ifach

••• Das wird für die kommenden zwei Wochen mein Ausblick sein. Im Turmsegler gibt es währenddessen die eine oder andere sporadische Überraschung als „Intermission“. Ob ich via Internet zwischenzeitlich hier nach dem Rechten sehen kann, ist fraglich. Der Laptop jedenfalls bleibt zu Hause.

thirtyseven

6. Juni 2007

München - Volgers Bar

••• Live Jazz. Single Malt. Eine wunderbare Frau – meine. Leben kann sehr schön sein. Das wird ein gutes Jahr.

Chelsea, Auster, Moon

6. Juni 2007

Paul Auster / Sam Messer - Cover der japanischen Ausgabe von 'The Stoy of My Typewriter'••• Vor 11 Jahren – 1996 – war ich zum ersten Mal in New York. Den Flug hatte Egon Ammann bezahlt. „Das ist Deine Stadt, hier musst Du unbedingt hin!“ hatte er mir geschrieben, handschriftlich auf Luftpostpapier aus einem New Yorker Hotel. Dieser Brief und das Flugticket waren mir geradezu ein Liebesbeweis. Und das von meinem Verleger. Ich war im siebten Himmel.

Tatsächlich fühlte ich mich in New York wie zu Hause, als ich schliesslich dort ankam. Da ich nur wenig Geld hatte, stieg ich in einem preiswerten, so genannten Jugendhotel ab. Das ertrug ich allerdings nur eine Nacht. Das Klo war verstopft; und die Kakerlaken in mir bis dahin unbekannten Grössen liefen nachts munter über die Bettdecke, so dass ich am nächsten Tag umgehend auscheckte und erneut auf Hotelsuche ging.


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Die Verweigerung im Konjunktiv

5. Juni 2007

Ein Gastbeitrag von Hartmut Abendschein
über Herman Melville: „Bartleby, the Scrivener“

••• Ich überlege mir, nicht mehr fernzusehen. Auch noch die Überreste meines Fernsehens über Bord zu werfen. Das sind nur noch: Eine kleine Nachrichtensendung, täglich, und ein sonntäglicher Tatort. Auf Letzteren habe ich schon seit Wochen verzichtet. Und der Rest? Wozu gibt es noch nachhaltige Zeitungen und, ja, die eine oder andere Seite im Internet?

Das Prinzip der Verweigerung, wie es bei Melvilles Kopisten Bartleby zum Tragen kommt, kulminiert in ein zur höflichen Formel geronnenes I would prefer not to, einer Aussteigerformel, die – irgendwie plötzlich – einen angestellten Schreiber aus der Umlaufbahn wirft, indem er diese setzt und immer dichter setzt und umsetzt, so dass er sich am Ende am Ende befindet.

Ohne mich jetzt weiter in den ganzen Wust der immer noch anschwellenden Kritik dieses Textes zu knien, denn das möchte ich lieber nicht, schreibe ich über diese einfache Formel und ihre Konsequenz, die dort natürlich nicht zum Guten endet, auch nicht so enden kann, denn was endet schon zum Guten?


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