herzland

11. August 2007

Paul Celan
Paul Celan

das gedicht kann, da es ja eine erscheinungsform der sprache und damit seinem wesen nach dialogisch ist, eine flaschenpost sein, aufgegeben in dem – gewiß nicht immer hoffnungsstarken – glauben, sie könnte irgendwo und irgendwann an land gespült werden, an herzland vielleicht. gedichte sind auch in dieser weise unterwegs: sie halten auf etwas zu.

Paul Celan

[via: nirmana-cittany]

Die Hochöfen des Schmerzes

10. August 2007

Yvan Goll (1891 - 1950)

In den Hochöfen des Schmerzes
Welches Erz wird da geschmolzen
Die Eiterknechte
Die Fieberschwestern
Wissen es nicht

Tagschicht
Nachtschicht allen Fleisches
Blühn die Wunden und die Feuer
Wild in den Salpetergärten
Und den heißen Rosenäckern

Asphodelen meiner Angst
An den Abhängen der Nacht

Ach was braut der Herr der Erze
In den Herzen? Den Schrei
Den Menschenschrei aus dunklem Leib
Der wie ein geweihter Dolch
Unsre Totensonne schlitzt

Yvan Goll, aus:
„Traumkraut“ (1941-1949)

••• Nach dem „Traumkraut“-Vorwort nun heute auch ein Gedicht aus dem Zyklus, der in meiner Goll-Ausgabe nur in Auszügen abgedruckt ist.

Ausgerechnet dieses Gedicht hat der Herausgeber dabei ausgespart. Im Nachwort hingegen bringt er es und bemerkt – mit sehr dezentem Naserümpfen – den Reichtum an Genitiv-Metaphern. Das, so habe auch ich es gelernt, gilt ja als poetische Kardinalsünde.


Den ganzen Beitrag lesen »

Die ganze Wahrheit über Gedichte

9. August 2007

Für viele Frauen oder auch so manchen Mann ist die beste Freundin der wichtigste Mensch im Leben, kann man doch nur ihr seine intimsten Geheimnisse und Gefühle enthüllen und herrlich alle Besonderheiten der männlichen Individuen ausdiskutieren. Also was liegt näher, als dieser Person, die einem in allen Lebenslagen zur Seite steht, einmal Dankeschön zu sagen. Da die beste Freundin etwas ganz Besonderes ist, sollte auch dieses Geschenk etwas ganz Besonderes und Persönliches sein… und welche Geschenkidee ist dazu besser geeignet, als ein selbst verfasstes Gedicht für eben diese beste Freundin?

••• „Wie Sie ein Gedicht für eine beste Freundin schreiben…“ Entschuldigung, aber ich konnte nicht widerstehen. Wie das so ist mit Gedichten? Wie man das macht? Die ganze Wahrheit findet man » hier.

Traumkraut

9. August 2007

Katsushika Hokusai: The Mad Poet
Katsushika Hokusai: The Mad Poet

••• Nachdem Yvan Goll zwanzig Jahre Französisch und Englisch gesprochen und geschrieben hatte, kehrte er kurz vor seinem Leukämietod zum Deutschen zurück. Sein letzter Zyklus „Traumkraut“, der erst postum erschien, thematisiert den Schmerz, den Verfall und die Todesnähe. Und er schrieb ihn – in seiner „Muttersprache“.

Einige Sätze, rekonstruiert aus dem kurzen , verlorengegangenen oder von Yvan Goll zerrissenen Vorwort zu „Traumkraut“ , das er, zusammen mit den Gedichten, 16 Tage vor seinem Tod, Alfred Döblin und dessen Frau, Marcel Mihalovici und mir, die an seinem Krankenbett im Amerikanischen Hospital in Paris saßen, vorlas.

Claire Goll

Jetzt, dem Tode nahe, glaube ich in den Gedichten des „Traumkraut“ zum erstenmal dem Geheimnis des Wortes nahegekommen zu sein.

Es ergeht mir wie dem Meister des japanischen Farbholzschnitts, Katsushika Hokusai, der, neunzigjährig, auf seinem Sterbebette seufzte: „Wären mir nur noch zehn, ja nur noch fünf Lebensjahre vergönnt, dann würde ich ein vollkommener Künstler werden!“


Den ganzen Beitrag lesen »

Katsushika Hokusai

8. August 2007

Katsushika Hokusai: Mt Fuji and Roots
Katsushika Hokusai: Mt Fuji and Roots

••• Diese Bilder haben etwas mit Yvan Goll zu tun. Was? Morgen mehr…


Den ganzen Beitrag lesen »