Perfide

29. September 2007

••• Ich habe sehr viel geschlafen. Das hat gut getan. Und ich habe geträumt, was auch wohltuend war nach so langer Zeit kurzer Nächte voll bleiernen Schlafs ohne jeden (erinnerbaren) Traum.

In einem dieser Träume sass ich am Schreibtisch und las ein neues Gedicht, wieder und wieder. Es war wunderbar, es war vielleicht sogar perfekt, einfach gelungen vom ersten bis zum letzten Wort. Und ich freute mich darüber unbändig wie ein Kind über einen Glitzerstein. Die Freude füllte mich noch ganz und gar aus, als ich erwachte.

Perfide ist nur, dass ich mich zwar an den Traum erinnere und die Freude noch nachschmecken durfte. An das Gedicht aber erinnere ich mich nicht, an keine einzige Zeile.

Geschwindigkeitskontrolle

26. September 2007

Tachometer

Ich spreche zu schnell. Ich verschlinge
Die Mahlzeiten. Auch die Zahl
Am Tachometer ist ungesetzlich. Ich bin
Ein schlechtes Beispiel. Ich lebe gern.

Um Verzeihung bitt ich für meine Hast,
Wenn die Schwalben aufbrechen oder Freunde
Verdächtigt werden, um Vergebung
Bitt ich euch für all die Niederlagen,
Die sich mit mir zu Tisch setzen,
Für die Verzweiflung über uralte Geschichten,
Die ich in zwei Minuten aufklären möchte.


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Lieder von Liebe und Tod

26. September 2007

Lieder von Liebe und Tod

••• Liebe und Tod — das war das poetische Alchemistenzauberwort, bevor Yom Kippur und kalter Nebel mich ins Stocken brachten.

Einen Tipp zum Surfen, Lesen und Hören will ich dazu noch loswerden: „Lieder von Liebe und Tod“ ist der Titel einer CD und einer Webpräsenz von Bobo. Beides entstanden unter Mitwirkung von Sebastian Herzfeld und Anne Kaftan. Auf der Website finden sich nicht nur Ausschnitte aus der CD, sondern auch die zum Teil schaurig schönen Texte aus der Weltliteratur, die hier vertont wurden.

Das passt zum heutigen Wetter. Wohl bekomms!

nicht angerührt

25. September 2007

Got the key? - © 2006-2007 by Hadiya@deviantart.com

Got the key? – © 2006-2007 by Hadiya@deviantart.com

seit jahren hängen
die schlüssel im bund
an einem haken
neben der tür

du hast sie nicht angerührt

jetzt schließe ich auf
und öffne die tür
weit für dich
damit du nicht anstößt
an den eisenpfosten
wenn du hinaus
gehst

© Benjamin Stein (2007)

Neue Töne

21. September 2007

Bright Eyes - © 2006-2007 by ~netnit@deviantart.com

Bright Eyes – © 2006-2007 by ~netnit@deviantart.com

Jetzt soll ich dir neue Töne erfinden,
und ich habe doch nur dieses eine Lied.
Ich sing es und rufe, und du antwortest nicht;
und Nebel fällt kalt ins Herz.

So wird es immer bleiben, nicht wahr?
Wir stehen im Herbst,
die Augen weit geschlossen,
und schwanken im Sturm unserer Träume.

© Benjamin Stein (1999)

••• Mir fiel gestern ganz plötzlich der Nebel kalt ins Herz. Und das rief die Erinnerung an diese Zeilen wach. Ich habe den Fliesstext wieder in die ursprüngliche Versform gebracht und das Partizip in der letzten Zeile entsorgt. Mit dem Verb scheint es mir doch stärker.