»Replay«-Lesung in der »Buchhandlung Roth« in Offenburg
••• Seit 150 Jahren ist die »Buchhandlung Roth« in Offenburg in Familienbesitz. Dass die Buchhandlung, heute in der Fußgängerzone in der Hauptstraße gelegen, in Offenburg so etwas wie eine Institution in Sachen Buch ist, verwundert da nicht. Auf zwei geräumigen Etagen wird ein breites Sortiment angeboten, und nach wie vor gilt die besondere Zuneigung der Literatur. Die Buchhandlung gehört zu den Mitinitiatoren der Lesereihe »Wortspiel«, die in diesem Jahr bereits zum fünften Mal stattfindet: zehn Veranstaltungen innerhalb von sechs Wochen. Am vergangenen Dienstag stellte ich in der »Buchhandlung Roth« »Replay« vor. Etwa fünfzig Zuhörer waren gekommen, ein sehr interessiertes Publikum und eine gelungene Veranstaltung, die von der Inhaberin der Buchhandlung, Frau Roth, sehr sympathisch moderiert wurde.
••• Gelegentlich ist es ermutigend und erschreckend zugleich, festzustellen, dass und welche heftigen emotionalen Reaktionen ein Buch hervorrufen kann. Eben habe ich eine solche Erfahrung gemacht. Meine Pedikurista, hörte ich eben, blätterte letztens in »Replay«, las den Klappentext, überflog die Passage mit Rosens »Bride Groom Treatment« und jene im Thai-Salon. Mehr lesen mochte sie nicht. Sie ist zutiefst verärgert und weigert sich, mich weiterhin zu behandeln.
Sie sei so genau porträtiert, dass man sie zweifellos erkennen würde. Das Buch vermittle den Eindruck, als würden im beschriebenen Salon Pediküren mit Happy Ending angeboten! Da war nun ich verstört.
••• Insbesondere im Zusammenhang mit »Replay« werde ich in letzter Zeit häufiger gefragt, was genau ich denn da eigentlich beruflich die letzten Jahre gemacht habe. Für Laien ist das gar nicht so leicht zu erklären. Ich bin System Architekt für Softwaresysteme im Umfeld von Data Warehouses. Das sind zumeist sehr große Datenbanksysteme, in denen Informationen aus den operativen Systemen, über die Firmen ihre Geschäfte abwickeln, in einer Form zusammengeführt werden, die sich für Analysen des Geschäfts, der Kunden und der Kundenbeziehungen eignen. Diese Art Analysen nennt man Data Mining. »Unschuldig« anmutende Datenmengen geben, aufbereitet und in Beziehung gesetzt, mehr Informationen preis, als man gemeinhin so annimmt.
••• Gestern nun also der Startschuss zum Lesemonat März: die Buchpremiere in München in der Buchhandlung »Lehmkuhl« auf der Leopoldstraße. Ich fiel direkt von der Programmierkonsole kurz nach 6 schräg rüber in den »Trachtenvogl«. Dort warteten bereits Michael Perkampus (aka p.-) und Gefährtin Leolina Tulpenschläger – eine Reunion nach über einem Jahr. Das letzte Mal haben wir uns zum vorletzten Laubhüttenfest in der Sukka mit Rouladen vollgestopft. Es gab einiges zu erzählen, zu mosern und zu lästern. Das war ein ausgesprochen schöner Auftakt für diesen Abend.
Peter Finkelgruen auf biographischer Spurensuche in Shanghai
••• Peter Finkelgruen – Journalist, Publizist, Aktivist und Schriftsteller – wird am morgigen 9. März 70 Jahre alt. Kennengelernt habe ich ihn vor etwa zwei Jahren als streitbaren, ausnehmend sympathischen Herrn am Rande mehrerer Treffen des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland (früher Exil-PEN). Dass jemand wie Finkelgruen sich für die Identitätsprobleme der Protagonisten in der »Leinwand« sehr interessierte, war kein Wunder. Er selbst hat Identitätskrisen und auch -wandel hinter sich, wie man sie niemandem wünscht. Geboren als Kind von Shoah-Flüchtlingen in Shanghai führte ihn sein Weg über die Tschechei und Israel schließlich wieder nach Deutschland. Dem jüdischen Vater war die Flucht nach Shanghai nicht mehr gelungen. Er kam um. Die Mutter, selbst nicht jüdisch, doch wegen ihrer ungebrochenen Solidarität mit ihrem Ehemann der gleichen Verfolgung und KZ-Haft ausgesetzt, schaffte es nach Shanghai – schwanger, das »Andenken«, wie sie den Sohn gelegentlich nannte, dabei.
••• Facebook ist down. Das ist wunderbar. Man kann etwas Vernünftiges tun stattdessen.
Eben war ich fasziniert und verstört zugleich. MMNews nämlich berichtet, dass sich die Ausfälle von Facebook in letzter Zeit häufen und möglicherweise auf lange schon angekündigte Hacker-Angriffe zurückzuführen seien. Wieder einmal beschleicht mich das Gefühl, eine meiner Figuren würde sich unversehens in die »Wirklichkeit« schleichen: Julian Assange hat zum Thema ein Interview gegeben und erklärt, warum Facebook zum Ziel der Hacker-Community geworden ist. Assange sieht in Google, Yahoo und Facebook schlicht »Hilfstruppen des CIA«.