10. Dezember 2007
••• Die Herzdame räumt ihre Bücher um und reicht mir ein Buch, über das ich schon vor Monaten schreiben wollte. Nur gingen damals die Assoziationen, von denen ich mich hier treiben lasse, offenbar andere Wege, so dass das Vorhaben in Vergessenheit geriet. Das Versäumnis soll nun aber wettgemacht werden.
Ryunosuke Akutagawas Prosa ist eine Offenbarung, rein und klar wie Quellwasser und dabei doch irritierend und verwirrend, wie man es sich nur vorstellen (und wünschen) kann.
Ganze 35 Jahre alt wurde dieser japanische Autor. Von Depressionen geplagt, nahm er sich 1927 das Leben. Seine Werke – zumeist short stories, die auch Romane hätten werden können – spielen häufig in der weiter zurückliegenden Vergangenheit, im Japan versunkener Jahrhunderte. Die Verbindung zum Japan des beginnenden 20. Jahrhunderts, in dem Akutagawa lebte und in dem die aufkommende Industrialisierung die Isolation Japans aufzubrechen begann, die Verbindung zu diesem Japan knüpft der Autor im Subtext seiner stories, im unausgesprochen Mitschwingenden. So sehr jene anbrechende neue Zeit den strikten Traditionen am Zeug zu flicken schien, so fest verwurzelt zeigten sie sich doch nach wie vor in den Menschen.
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Tags: Ryunosuke Akutagawa • Film • Prosa
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9. Dezember 2007동짓달 기나긴 밤을 한 허리를 버혀 내어
춘풍 니불 아래 서리서리 넣었다가
어론님 오신 날 밤이어든 굽이굽이 펴리라
Mittwinter, zu lang die Nacht –
zwei Hälften möchte ich daraus machen.
Und die zusammenrollen, stecken in
die Decke für die Frühlingsnacht.
Und wenn der Liebste wieder kommt zu mir,
roll ich sie wieder auf, damit die Nacht zu strecken.
Hwang Chini (etwa 1516-1544)
••• Während in der Prosa die Beschränkung auf bestimmte Mittel der Form offenbar wenige Anhänger hat, war in der Lyrik schon immer die Beherrschung bestimmter tradierter Formen unverzichtbarer Bestandteil von Meisterschaft. Besondere Beschränkung forderte vom Dichter (oder der Dichterin) in Japan der Haiku oder Tanka, der nicht nur die Anzahl Zeilen und Silben pro Zeile vorschreibt, sondern auch das statthafte Themenfeld.
Eine dem Haiku verwandte koreanische Form des Kurzgedichtes — Sijo — lockert zwar die thematische Fessel, ist dafür jedoch so kompliziert in der formalen Vorgabe, dass es einen deutschen Sijo wohl kaum geben kann. Auch der Sijo wird in drei Zeilen geschrieben, besteht jedoch statt aus 17 (Haiku) bzw. 31 (Tanka) aus 44 bis 46 Silben. Festgelegt ist nicht nur ihre Aufteilung auf die Zeilen, sondern auch die Silbenverteilung auf die einzelnen Wörter in den Zeilen.
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Tags: Hwang Chini • Kurzgedichte • Lyrik
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8. Dezember 2007
••• In jedem von uns steckt ein König… Und jetzt begreife ich endlich, warum man das Wort genau so ausspricht: Könich — und nicht mit hartem G am Ende.
Tags: Ausser der Reihe
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8. Dezember 2007
Chanukkah, 5. Licht
••• … und Josef Uni wird heute 88. Das werden wir morgen bei einem Hering-Wodka-Frühstück gebührend feiern. Herzlichen Glückwunsch, Jossel!
Tags: Ausser der Reihe
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6. Dezember 2007
- Adjektive sollen vermieden werden.
- Gefühle sollen nicht benannt, sondern dargestellt werden.
- Gebrauchte Metaphern sind verboten.
- Es muß im Präsens geschrieben werden.
- Ein Satz hat nicht mehr als fünfzehn Worte.
- Die Perspektive darf nicht gewechselt werden.
- Der allwissende Erzähler ist tot.
- Jeder Text, der das Hamburger Dogma erfüllt, soll vom Autor als solcher gekennzeichnet werden.
via: Lou A. Probsthayn
••• Aufmerksam geworden bin ich auf das „Hamburger Dogma“ über ein Interview mit Lou A. Probsthayn und Gunter Gerlach in der aktuellen Ausgabe von EDIT (Papier für neue Texte), eine weitere Literaturzeitschrift, über die noch zu berichten sein wird. Von EDIT hinwiederum erfuhr ich aus der Bio-Bibliographie von Ulrike A. Sandig, die seit kurzem zum Redaktionsteam eben dieser Zeitschrift aus Leipzig gehört.
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Tags: Gunter Gerlach • Literaturzeitschriften • Lou A. Probsthayn • Poetik
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