1. März 2007
Ins Unendliche entfloh die Zeit. Aus dem Unendlichen kehrt sie zurück. Fern, ganz fern hinter dem Großen Ozean fliegt in unendlicher Höhe eine Schlange mit gewaltigen Flügeln, sie fliegt über rauchende Vulkane, die ihr mit heißem Atem ungeheure Kraft verleihen, sie fliegt über Dschungel, deren Schreie und Farben ihren Hunger und Durst stillen, sie fliegt über die endlose Prärie, die sie im Fluge wiegt. Die Schlange mit den gewaltigen Flügeln hat sich von Anfang der Welt an alles ins Gedächtnis geprägt, hat sich all das eingeprägt, was man sich seit eh und je auf der ganzen Welt erzählt über das, was war und ist und kommen wird. Lassen wir uns forttragen über das Große Wasser, über Vulkane, Dschungel und Prärie, hören wir, was die Schlange mit den gewaltigen Flügeln erzählt.
aus: „Die fünfte Sonne“
Indianerlegenden Mittel- und Südamerikas
Nacherzählt von Vladimir Hulpach
mit Illustrationen von Miloslav Troup
••• Atztekische Märchen waren mein erstes Zusammentreffen mit lateinamerikanischer Literatur. In kurzem Abstand bekam ich von meinen Eltern zwei Bücher von Valdimir Hulpach geschenkt mit prächtigen Illustrationen von Miloslav Troup. Ich konnte damals noch nicht lesen. Sicher ist meiner Mutter bitter Unrecht getan, wenn ich sage, ich erinnere mich besonders an jene Male, als mir mein Vater zum Einschlafen aus diesen Büchern vorlas. Es kam vielleicht nicht so oft vor, aber seine Mimik war unvergleichlich, wenn er versuchte, die schwierigen Namen auszusprechen: Tezcatlipoca, Quetzalcoatl, Teccuciztecatl…
Heute habe ich zum ersten Mal meinen Kindern aus diesen Büchern vorgelesen, eine Geschichte vom raffinierten Spinnenmännchen Anansi. Das war noch nicht so schwierig. Aber auch wenn wir später zu den Göttergeschichten kommen, werde ich es leichter haben als mein Vater damals. Ich habe da jetzt einfach ein bisschen mehr Übung…
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28. Februar 2007
••• Soll man diesen Beitrag wirklich zur Lektüre empfehlen? Ich muss es, wenn sich etwas in mir auch dagegen sträubt. Wirklich überraschend ist es nicht, immer mehr Personen der Gruppe 47 verstrickt zu finden in die braune Vergangenheit. Man sollte Bescheid wissen, sicher, aber was dann? Das Literaturwelt-Blog, das dankenswerterweise auf den taz-Artikel aufmerksam macht, zitiert den entscheidenden Satz:
…letztendlich beruhte das ganze erfolgreiche Konzept der Gruppe 47 von Anfang an auf Prätention – und Medienmacht. Was man daraus vielleicht lernen kann: Vor 60 Jahren saßen ein paar Publizisten zusammen und erklärten sich selbst zur Elite. Vielleicht kann aus so etwas nie etwas Gutes werden. Gruppenzwang fördert Unaufrichtigkeit.
Ich habe – ob zu Recht oder Unrecht – in dieser Gruppe immer eine PR-Veranstaltung gesehen, umso unangenehmer, da man das Zeigefingerschwenken als Trampolin benutzte, um sich so ganz nebenbei in die Höhen eines hohen Bekanntheitsgrades zu befördern. Solch propere moralische Instanzen sind mir einfach verdächtig, heissen sie nun Grass oder Friedmann – kein Unterschied. Und um es klar zu sagen: Jedem seine Irrtümer! Nichts ist menschlicher. Das Aufspielen ist das Widerliche, das Vordrängen, das Besserwissen, um nur ja häufig und gut beleuchtet auf der Bühne zu stehen.
Es ärgert mich, dass ich nicht aufhören kann, mich über Grass und Freunde zu erregen. Warum es mich ärgert? Weil der Aufruhr wieder Zeitungs- und Magazinseiten füllt, weil er wieder der Publicity dieser Herr- und Frauschaften dient.
„Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass…“ Ich würde mir Gleichgültigkeit wünschen. Aber die Publicity-Masche von damals zieht immer noch.
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28. Februar 2007
Es war ein Mann im Lande Uz, der hieß Hiob. Der war fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und mied das Böse. Und er zeugte sieben Söhne und drei Töchter, und er besaß siebentausend Schafe, dreitausend Kamele, fünfhundert Joch Rinder und fünfhundert Eselinnen und sehr viel Gesinde, und er war reicher als alle, die im Osten wohnten. Und seine Söhne gingen hin und machten ein Festmahl, ein jeder in seinem Hause an seinem Tag, und sie sandten hin und luden ihre drei Schwestern ein, mit ihnen zu essen und zu trinken. Und wenn die Tage des Mahles um waren, sandte Hiob hin und heiligte sie und machte sich früh am Morgen auf und opferte Brandopfer nach ihrer aller Zahl; denn Hiob dachte: Meine Söhne könnten gesündigt und Gott abgesagt haben in ihrem Herzen. So tat Hiob allezeit.
Es begab sich aber eines Tages, da die Gottessöhne kamen und vor den Herrn traten, kam auch der Satan unter ihnen. Der Herr aber sprach zu dem Satan: Wo kommst du her? Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Ich habe die Erde hin und her durchzogen. Der Herr sprach zum Satan: Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht auf Erden, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse. Der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Meinst du, daß Hiob Gott umsonst fürchtet? Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, ringsumher beschützt. Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, und sein Besitz hat sich ausgebreitet im Lande. Aber strecke deine Hand aus und taste alles an, was er hat: was gilt’s, er wird dir ins Angesicht absagen! Der Herr sprach zum Satan: Siehe, alles, was er hat, sei in deiner Hand; nur an ihn selbst lege deine Hand nicht. Da ging der Satan hinaus von dem Herrn.
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27. Februar 2007
Mephistopheles:
Da du, o Herr, dich einmal wieder nahst
Und fragst, wie alles sich bei uns befinde,
Und du mich sonst gewöhnlich gerne sahst,
So siehst du mich auch unter dem Gesinde.
Verzeih, ich kann nicht hohe Worte machen,
Und wenn mich auch der ganze Kreis verhöhnt;
Mein Pathos brächte dich gewiß zum Lachen,
Hättst du dir nicht das Lachen abgewöhnt.
Von Sonn‘ und Welten weiß ich nichts zu sagen,
Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen.
Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag,
Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.
Ein wenig besser würd er leben,
Hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben;
Er nennt’s Vernunft und braucht’s allein,
Nur tierischer als jedes Tier zu sein.
Er scheint mir, mit Verlaub von euer Gnaden,
Wie eine der langbeinigen Zikaden,
Die immer fliegt und fliegend springt
Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt;
Und läg er nur noch immer in dem Grase!
In jeden Quark begräbt er seine Nase.
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27. Februar 2007
••• Da sich die RSS-Abos heute verdoppelt haben, ein Dankeschön an die Abonnenten: Ab morgen gibt es im RSS2-Feed die vollständigen Beiträge. Wäre trotzdem schön, wenn ab und an noch jemand auf der Site selbst vorbeischaut…
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26. Februar 2007
••• Bevor ich nach den Abschweifungen der letzten Woche wieder zur Lyrik zurückkehre, soll noch ein Versprechen eingelöst werden, nämlich von der österreichischen Literaturzeitschrift „wesepennest“ zu berichten, deren Ausgabe Nr. 145 Anfang diesen Monats zur Rezension hier eintraf.
„Brauchbare Texte und Bilder“ lautet der Untertitel der Zeitschrift aus Wien, die vierteljährlich mit einem Umfang von 112 grossformatigen Seiten in einer Auflage um die 5000 Stück erscheint. Herausgegeben vom „Verein Gruppe Wespennest“ wird die Zeitschrift dank einer Vertriebskooperation mit C. H. Beck über den Buchhandel ausgeliefert. Brauchbar – das ist in diesem Fall pures Understatement. Was die Redaktion, unterstützt durch freie Mitarbeiter aus aller Welt, hier jeweils unter einem Schwerpunktthema zusammenstellt, ist mehr als brauchbar.
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25. Februar 2007
••• Die letzten zwei Wochen haben dem Turmsegler viele neue Leser beschert, von denen – und das freut mich am meisten – viele auch wiederkehren. Besonders überrascht hat mich die Zunahme der RSS-Abonnements. Was aber ist die beste Entwicklung der letzten Tage? Nach und nach entspinnen sich in den Kommentaren sehr interessante Gespräche, die nun in den nächsten Tagen auch die Wahl der Themen ein wenig beeinflussen werden. So füllt sich also nun auch der Kommentar-Feed mit Inhalt. Wer die Diskussionen verfolgen möchte, kann dies am einfachsten über den RSS-Feed tun, zu abonnieren per Klick auf das RSS-Logo oder auf einen der Links rechts in der Sidebar.
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