Ministerium für Friedenserziehung

6. Oktober 2008

Wappen des Ministeriums für Friedenserziehung
Wappen des Ministeriums für Friedenserziehung

••• Das Bild im letzten Beitrag ist ein Szenenfoto aus dem im Mai 2008 angelaufenen Film »Das Verhör«, der eine ganz andere Story hat als der gleichnamige Spielfilm, von dem ich schrieb:

Ein dunkler Raum, am Tisch ein Herr in Hemd und Krawatte. Ihm gegenüber der Arbeiter Johann Schönberger (Manfred Möck): zurückhaltend, abwartend und etwas verunsichert. Der gut gekleidete Herr vom „Ministerium für Friedenserziehung“ klagt ihn an und fragt ihn aus. Der Vorwurf: Verbrechen gegen den Staat.

Schönberger kann sich zunächst an nichts erinnern, langsam kommt ihm die Geschichte aber wieder ins Gedächtnis. Dem Verhörspezialisten geht es allerdings nicht um eine harte Strafe: „Wir selektieren in überzeugte Anarchisten und fehlgeleitete Bürger.“ Wer bereit ist, sich in das totalitäre System zu integrieren, erhält eine zweite Chance. [jugendzeitung.net]

Den muss ich mit der Herzdame wohl auch einmal ansehen…

Die offizielle Website des »Ministeriums für Friedenserziehung« ist übrigens auch einen Besuch wert.

Dramaturgie eines Verhörs

6. Oktober 2008

Szenenfoto aus dem Film »Das Verhör«
Szenenfoto aus dem Film »Das Verhör« (nicht der hier erwähnte)

••• Ich habe es mir bei der »Leinwand« an vielen Stellen nicht leicht gemacht. Auch das Wechsler-Kapitel 10 wird eine Herausforderung. Das Wechsler-Finale wird mit diesem Kapitel eingeleitet, und es besteht ausschließlich aus einem Verhör.

Wechsler hat sich einerseits seit Jahren in Lügen verstrickt. Anderseits ist er sich mittlerweile seiner eigenen Identität völlig unsicher geworden. An entscheidende Details seiner letzten Israel-Reise erinnert er sich gleich gar nicht. Wenn er nun von einem israelischen Beamten am Flughafen abgepasst wird, um ein paar Fragen zu beantworten, hat er schlechte Karten…


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In der Sprache gefangen

6. Oktober 2008

Synagoge am Fraenkelufer in Berlin-Kreuzberg
Synagoge am Fraenkelufer in Berlin-Kreuzberg

Die Erfahrung der wenigen Stunden Exil, die ich am Spreeufer in Kreuzberg gemacht hatte, war noch frisch. Vielleicht glaubte ich, dass ich, da ich diese Stunden überstanden hatte, auch bewusst Abschied vom Kleinen Land nehmen könnte. Alles würde sich ändern. Das war damals jedem klar. In einigen Stadtbezirken wurde die Mauer bereits abgerissen. Helmut Kohl tourte durchs Land und badete sich in den Sprechchören: »Wir sind ein Volk!« Mir kam das vor wie eine offene Drohung.


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Nach Israel

5. Oktober 2008

Clouds In Sky – © Juliet Lofaro
Clouds In Sky – © Juliet Lofaro

Ich stand noch eine Weile im Hof und beobachtete die Taube bei ihren verzweifelten Ausbruchversuchen. Dann ging ich nach oben. Als ich meinen Mantel aufhängte, entdeckte ich sie auf dem Fensterbrett.

Was soll ich tun?, hörte ich mich fragen. Ich beugte mich hinunter und sah tief in ein starres, gelb geschecktes Auge, das mich zu mustern schien. Die Taube gurrte, schlug mit den Flügeln und flog davon. Da ist mir etwas aufgegangen.

Will man etwas wiederfinden, muss man dorthin zurückkehren, wo man es verloren hat. Das Wort »Berndeutsch« hatte genügt, mir in Erinnerung zu rufen, wo meine Mutter lebt. Vielleicht, dachte ich, würde auch der Rest meiner verlorenen Erinnerungen wieder auftauchen, wenn ich nach Israel zurückkehrte. Was immer meine Erinnerungen fortgespült hat, die ich loswerden wollte – es muss in Israel geschehen sein, wohin ich Ende letzten Jahres zum ersten Mal gereist bin.


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Spatzen

3. Oktober 2008

Abtransport getöteter Spatzen in China zu Zeiten Maos
Zwei Milliarden Spatzen wurden 1957 in China so lange gehetzt, bis sie tot vom Himmel fielen

Die Seelen der Gerechten, erklärte mir Ariel, verlassen die Welt nicht, solange sie gebraucht werden. Stirbt ein Zaddik, schlüpft seine Seele in den Körper einer jungen Taube. Dort wartet sie, bis ein Mensch geboren wird, dessen Körper als Gefäß für die wartende Seele taugt. So kehren die Gerechten in die Welt zurück und setzten ihre Werke fort.

Ariel berief sich bei dieser Theorie auf ein Konzept der Seelenwanderung, das in den geheimen Büchern erwähnt wird. Gilgul ha-Neshamot ist ein Begriff, den man nicht laut aussprechen sollte. Zu nah verwandt scheinen die Ideen, wenn man sie flüchtig betrachtet, mit denen anderer Völker und Religionen. Spekuliert man über sie, gerät man leicht in Gefahr, in Irrtümer abzugleiten. Vielleicht stehen die Mystiker aller Religionen schon allein aus diesem Grund immer mit einem Fuß im Feuer.


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