••• Ich nützte den Konjunktiv richtig, kennte ich nur die Regeln…
Der deutsche Konjunktiv ist furchtbar. Krankhafte Züge nimmt er an in der indirekten Rede. Während »Die Leinwand« auf Verlagstournee ist, beginne ich eine weitere Durchsicht. Ich mache Jagd auf Zeitfolge- und Konjunktivfehler. Während ich mit der korrekten Zeitfolge gewöhnlich keine Schwierigkeiten habe, bringen mich einige Korrekturen der Lektorin bei Konjunktiven um den Verstand. Ratlosigkeit beschleicht mich: Gilt die Zeitenfolge im Konjunktiv nicht? Ich meinte bislang, es wäre so.
••• Die Vorhängeschlösser an der Ponte Milvio in Rom sind das schönste Kompliment, das man als Autor bekommen kann.
Dass ganz Rom voll ist von Liebesschwüren junger Römer liegt an Autor Federico Moccia. Der Römer und Bestseller-Autor beschreibt in seinen Büchern Romanzen zwischen Teenagern, die von der großen Liebe träumen und dafür alles tun: Sie sprühen Liebesschwüre an Hauswände und sie kaufen Vorhängeschlösser, schreiben mit Edding ihre Namen drauf und klicken sie an das Geländer der alten römischen Tiberbrücke »Ponte Milvio«. Nachdem das Buch »Ho voglia di te« erschienen war – auf deutsch heißt es »Ich steh auf dich«, kamen innerhalb von Wochen tausende Jugendliche an die Brücke und befestigten Vorhängeschlösser am Geländer und an den Laternen der Brücke. Doch weil einige der Laternen unter der Last wegknickten und der römische Stadtrat den Wert der Liebesschwüre gegen den Wert der Laternen aufrechnete, montierte die Stadt auf der Brücke eigens Metallstangen, an die man nun legal seine Vorhängeschlösser befestigen kann – den Schlüssel wirft man danach übrigens in den Tiber.
••• Ich habe seit Jahren keinen Fernseher mehr und vermisse ihn nicht die Bohne. Vieles erfahre ich so erst mit Verzögerung. Das ist mitunter ein Segen. Auch das Hallo um Marcel und Elke anlässlich und im Nachgang des letzten Deutschen Fernsehpreises habe ich nur aus Youtube-Videos und Kolumnen mitbekommen. Auch das: rechtzeitig genug.
Elke Heidenreich hat ziemlich schnodderig über ihren Arbeitgeber geredet. Das Ergebnis: Das ZDF ist nunmehr ihr »gewesener Arbeitgeber«. Über das »Literaturcafé« erfahre ich jetzt, das Elke Heidenreich ihre Sendung »Lesen!« künftig nicht mehr im Fernsehen, sondern im Internet bringt. Das ist doch wunderbar, denke ich: Auch ohne Fernseher kann ich künftig mal reinschauen, was Elke so liest und empfiehlt – und zwar dann, wann es mir gefällt und gerade passt. Das ist einer der Vorteile von asynchronen Medien. Ein weiterer Vorteil ist: Man muss keine Rücksichten auf Arbeitgeber nehmen und kann reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist.
Jack Mitchell fotografierte Truman Capote in seinem United Nations Plaza Apartment in Farbe und Schwarzweiß für das Chicago Tribune Magazine. Als Mitchell Capote fragte, warum die künstlichen Calla-Lillien in einer Vase im Wasser stünden, antwortete Capote: »Um sie echt aussehen zu lassen, natürlich!«
••• Die Herzdame hat es längst gewusst und mir vor Jahren schon gesagt: Capote muss man gelesen haben. Hätte ich das nur gleich beherzigt. Seit wir gemeinsam den Capote-Film (»Infamous« mit dem für diese Rolle Oscar-prämierten Toby Jones als Capote, traumhaft!) gesehen haben, will ich »In Cold Blood« lesen. Dazu gekommen bin ich noch nicht. Aber immerhin habe ich nun einen Anfang gemacht und lese mit anhaltend irr-verzücktem Gesichtsausdruck »Frühstück bei Tiffany« in der Übersetzung von Heidi Zerning.
••• Meine Agentin hat ihrerseits ein Exposé zur »Leinwand« geschrieben. Und mit diesem sind die Typoskripte an die Verlage gegangen. Ihr Text liest sich eher wie ein Klappentext-Entwurf. Sie darf auch schreiben (1. Absatz), was ich selbst nicht schreiben dürfte. Zunächst kam mir der Entwurf wie eine Trivialisierung vor. Die Form – für mich wesentlich – wird zur Fußnote. Auch werden die Stränge, die ja eben keine Reihenfolge haben, in eine Abfolge gebracht. Der Minsky-Skandal tritt in den Hintergrund.