dann wieder muss ich mich gedulden

7. Januar 2009

mein beruf ist anstrengend
ich muss die anima der dinge suchen
ich habe die pflicht sie zu betrachten
und ihr verhältnis zueinander neu zu ordnen
jene kleine anhäufung der leeren dosen dort
sie hat doch eine botschaft
dann wieder muss ich mich gedulden
bis die dinge ihre schönheit der zerrüttung preisgeben
ich muss die vögel beruhigen
die nachts um meinen schlaf schwirren
und muss sie schützen vor dem willkürlichen licht

© SAID (2008), aus: »akzente« 6/2008

••• Ich lese sehr langsam derzeit und vor allem wissenschaftliche Bücher, die sich mit Aspekten des Themas beschäftigen, das möglicherweise zum Thema eines neuen Romans werden wird. So sind auch einige Literaturzeitschriften ungelesen liegengeblieben. Gestern habe ich immerhin Heft 6/2008 der »akzente« aus dem Stapel gefischt und durfte mich über eine Wiederbegegnung mit SAID freuen. »akzente« bringt einen Zyklus von SAID und Asher Reich, ein poetisches Zwiegespräch.

SAID erreicht mich durchaus nicht immer, aber mit einigen Gedichten aus diesem Zyklus hat er mir Freude gemacht.

Von Asher Reich ein andermal mehr.

Once Upon a Midnight Dreary

6. Januar 2009

••• Anlässlich des 200. Geburtstages von Edgar Allen Poe veranstaltet das Amerikahaus München einen Abend für – wie es in der Ankündigung heißt – »America’s father of the gothic« (sic!). Der Schauspieler Richard Clodfelter, Pianist Paul Flush und John Kenny an der Posaune bestreiten das englischsprachige Programm: »both haunting and brooding that will keep you on the edge of your seat.«

Die Show startet am 15. Januar 2009 (Donnerstag) um 19:30 Uhr im Amerikahaus. Die Karten kosten 8,- € (erm. 5,- €) und können telefonisch vorbestellt werden (+49-89-5525370).

Hoffentlich hat der Babysitter Zeit…

Lesen! – Nr. 39

5. Januar 2009

Lesen! – bei litcolony.de

••• Immer häufiger verstehe ich die Attitüde der Literaturcafé-Schreiber nicht. Heute rechnet man dort die Reichweite von Heidenreichs neuer Web-Version der Lesen!-Sendung nach, und aus jedem zweiten Satz purzelt Häme. Ist denn – mit Verlaub – das Literaturcafé so »meinungsbildend«, dass es sich diesen Spott erlauben kann? Oder was sonst steckt dahinter?

Richtig ist, dass der Heidenreich-Sendung eine Abo-Möglichkeit fehlt. Und richtig ist auch, dass die zweite Sendung weniger häufig verlinkt worden ist als die erste. Auch ich habe es nicht getan, obwohl ich (die Literaturcafé-Statistiker können das in ihre Berechnung einfließen lassen) die zweite wie auch die erste Sendung bis zum Ende angesehen habe. Den Hinweis auf die zweite Online-Folge hole ich hiermit nach und hoffe, auf die folgenden Sendungen zeitnah hinweisen zu können – bis es besagte Abo-Möglichkeit gibt.

PS: Wer über eine dicke DSL-Leitung verfügt, kann übrigens auch die hochauflösende Version bei vimeo.com anschauen. Dank ans Literaturcafé für diesen tatsächlich nützlichen Hinweis.

Verneigung vor Giacometti

4. Januar 2009

Der Unterschied zwischen den Lebenden und den Toten ist der Blick.

Alberto Giacometti

••• Im ersten Layout-Entwurf dieses Weblogs gab es einen Vogel, keinen Turmsegler, wie es zum titelgebenden Gedicht von René Char gepasst hätte, sondern eine Taube – von Giacometti. Als Jugendlicher habe ich zum ersten Mal auf Fotos einige seiner Skulpturen gesehen und mich umgehend in sie verliebt. Für mich waren sie immer zu Materie gewordene Dichtung.

Die Herzdame hat auf YouTube ein Juwel ausgegraben, einen animierten Kurzfilm von Sam Chen, der wieder auf den großen Bildhauer aufmerksam machen möchte. Dabei ist ihm ein Film gelungen, der reine Dichtung ist.

Sam Chen: Eternal Gaze (Part 1)

Sam Chen: Eternal Gaze (Part 2)

Maxim macht sich Luft

4. Januar 2009

••• Maxim Biller schwört, keine Literaturpreise anzunehmen. Vorher aber macht er sich in seiner F.A.S.-Besprechung von Thomas Bernhards nicht ohne Grund erst postum erschienenen Buch »Meine Preise« ordentlich Luft, indem er ihn ausgiebig zitiert mit dem immergleichen Wort: Arschloch. Mon Dieu! Haltet euch bloß diese Literaturpreise vom Hals!