headless +4

23. Januar 2008

Lauren Simonutti: Once I was Blind
headless +4 (13 + 4 Fotos) — © 2007 by Lauren Simonutti

A neglected series. Very quiet.
Once headless the only sense that remains is touch.

13 images in 13 days, every prop serves a purpose.

Look carefully for the hands.

I do not believe things ever really line-up.

Took me a long time to learn that there are things that are perfect,
and things that are right.
And the 2 are never one & the same.

(Caution: the gold does not like to be touched and will flake if provoked.)

••• Das zweite Buch, das Lauren aus Amerika geschickt hat, scheut die Berührung. Oder – das wäre auch eine Lesart – es macht ihm nichts aus, beschädigt zu werden. Ein Teil des Front-Covers ist mit geknittertem Blattgold belegt, sehr fragil. Ins Regal einsortiert werden will dieses Buch wohl nicht. Deswegen weist es via eingelegtem Instruktionsblättchen auf die eigene Verletzlichkeit hin.


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Times Arrow

21. Januar 2008

Martin Amis: Times Arrow

••• Für das neue Buch schwebt mir eine Erzählkonstruktion vor, die einfach, aber hinterhältig ist. Die Leser mögen mir nachsehen, dass ich dies hier nun wirklich nicht verraten kann. Es hiesse, zu viel preiszugeben. Das Nachsinnen über Erzählstrukturen und Erzählfiguren (ja, tatsächlich geometrisch, wie es etwa Herbsts Zeichnungen in seiner 3. Heidelberger Vorlesung illustrieren), das Nachdenken darüber hat mir auch einige Beispiele wirklich ungewöhnlichen und originellen Erzählens ins Gedächtnis gerufen. Ein solches Beispiel ist der Roman „Times Arrow“ (deutsch: „Pfeil der Zeit“) von Martin Amis.

Der Ich-Erzähler Todd Friendly erwacht zu Beginn des Buches von den Toten, erholt sich allmählich, bis ihm nach einigen Tagen schliesslich schwarz vor Augen wird. Sanitäter ziehen ihn an, verfrachten ihn auf eine Trage, bringen ihn mit der Ambulanz zu seinem Haus, legen ihn im Garten auf den Boden, machen sich mit einem Defibrillator an ihm zu schaffen und verschwinden. Einige Zeit liegt er bewusstlos im Gras, bis er schliesslich einen Schmerz im Herzen spürt, der ihn zu zerreissen droht. Dann erwacht er und macht sich an die Gartenarbeit.

Es dauert einige Seiten, bis man erkennt, dass Amis rückwärts erzählt. Die gesamte Geschichte, alle Handlungen laufen in der Zeit zurück. Ganz folgerichtig wird das Buch 200 Seiten später mit Todds Geburt enden.


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The Devils Alphabet

20. Januar 2008

Lauren Simonutti: The Devils Alphabet (1)
Lauren Simonutti: „The Devils Alphabet“
(26 fotos in an entirely handmade book with instructions)

Allow me to explain —

All books should come with instructions for use – take liberally, use kindly, learn, attempt to understand, do not burn.

‚the devils alphabet‘ I have taken the liberty of burning in advance. There is ash. Wipe with a clean white cloth if it bothers you. Some will remain.

The book is a vertical post binding which was selected because it does not lie open.

It only lies closed.

And to look trough them you have to use both hands. Ash will stain the fingers as is necessary, since no one comes away clean.

The trinket can be removed & made into a choker, uncomfortable ring or earring that dangles.

The brass posts may be unscrewed and the book disassembled.

I highly recommend re-arranging the pages.

••• Im November 2007 bin ich eines Tages auf die deviantart-Homepage einer Künstlerin gesurft, die mir Monate zuvor bereits bei der Suche nach einer Illustration aufgefallen war. Ihre Fotos sind düstre Inszenierungen, häufig in fast Rembrandtscher Lichtregie. Irritierende Szenen, nicht selten wie Momentaufnahmen eines Blickes hinab ins Gehinnom.

Just an diesem Tag hatte sich Lauren Simonutti entschlossen, zwei neue Projekte zu beginnen, in denen sie ihre handwerklichen Fähigkeiten in der Herstellung bibliophiler Bücher mit ihren Fotos zusammenbringen würde. Ich zögerte keine Sekunde und bestellte je ein Exemplar beider Bücher als Geschenk für die Herzdame. Sie sollte sich eines aussuchen. Das andere, hoffte ich, dürfte ich für mich behalten.

Wenige Tage nach meiner Rückkehr aus Yerushalayim sind die Bücher angekommen. Beide sind grossartig. Dass mich allerdings das „Devils Alphabet“ besonders fasziniert hat, wird niemanden wundern, der meine Buchstaben-Obsession kennt.

Laurens Buch kam mit einer Gebrauchsanweisung, und Asche rieselte heraus, als wir es zum ersten Mal öffneten.


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Literarische Weblogs

18. Januar 2008

Literarische Weblogs - Sonderbuchausgabe spatien 5••• Die Sonderbuchausgabe spa_tien 5 — „Literarische Weblogs“ — ist erschienen und seit heute via amazon und libri sowie über den Buchhandel zu bestellen. „Literarische Weblogs“ ist eine Anthologie der Autoren, die auf dem Meta-Blog litblogs.net mit ihren literarischen Weblogs gelistet sind. In dieser Sonderbuchausgabe von spa_tien geben jene Autoren in Essays und Interviews Auskunft über ihre zum Teil sehr persönliche Sicht auf das Medium Weblog im Kontext von Literatur. Dazu bringen sie Exemplarisches aus den jeweiligen Blogs. Zwischen den Beiträgen protokolliert Kathleen York mit Ihren U-Bahn-Zeichnungen die verschlungenen Wege durch die literarischen, ästethischen und poetologischen Positionen der einzelnen Autoren. Sie war mit ihren Zeichnungen als Siegerin aus unserem öffentlichen Wettbewerb — ebenfalls via Weblog ausgeschrieben — hervorgegangen.


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Protokolle der Weisen von Zion

17. Januar 2008

••• Ich muss für einen Moment das Thema wechseln…

So, dachte ich, müsste ich diesen Beitrag beginnen. Aber das trifft gar nicht zu. Denn wenn von Holocaust die Rede ist, dann ist implizit natürlich auch die Rede vom Antisemitismus, dessen extremste Äusserung die Shoah war. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass ich mich an einem der letzten Abende an die „Protokolle der Weisen von Zion“ erinnerte und mich online auf die Suche nach Informationen machte. Es sind gleich mehrere Aspekte, die mich bei einem Buch wie diesem interessieren.


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Im Kaffeehaus

15. Januar 2008

Der Umblätterer - Titelbild

••• Nachdem ich während der letzten Woche in der Sekundärliteratur zum „Fall Wilkomirski“ so viel über erschreckendstes Versagen des deutschsprachigen Feuilletons lesen musste, tat mir eine Entdeckung in der Blogosphäre gut. Das Bild, das man vom deutschen Feuilleton haben könnte, ist zu Unrecht verzerrt. Das sagen Fans, echte Fans, die einen „Spiegel“ auch schon mal kurzerhand in der Heftmitte teilen, um nicht warten zu müssen, bis der Kollege ihn ausgelesen hat.

Wenn ich Entdeckung sage, muss ich richtigstellen: Eigentlich bin ich entdeckt worden oder doch zumindest der Turmsegler. Denn Paco, einer der Autoren des Gemeinschaftsblogs „Der Umblätterer – In der Halbwelt des Feuilletons“, war zur gleichen Zeit in Israel wie ich, ebenfalls zu Recherchezwecken, ebenfalls für ein Buch, wenn auch kein literarisches, sondern eine Monographie.

Die „Umblätterer“ lesen aber nicht nur, was immer ihnen als Feuilleton unter die Augen kommt, sondern sie reden und schreiben auch darüber. Besonders sympathisch dabei, dass sie mindestens zwei angenehme Dinge des Lebens miteinander verknüpfen, nämlich Lesen und das Kaffeehaus. Wenn man nun so viel liest und derart viele Kaffeehäuser in Leipzig, Hamburg, London, Berlin, Konstanz und sogar Tel Aviv frequentiert, dann ist es nur folgerichtig, dass man auch Vergleiche anstellt und seine Favoriten präsentiert.


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Die Rückseite der Ansichtskarte

14. Januar 2008

Postkarte aus Yerushalayim (Rückseite)
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••• Jens-Christian hat Zweifel angemeldet, was die „klandestinen* Hinweise“ Zichronis an mich betrifft. Insbesondere, dass er in den Beförderungsfluss der Post eingegriffen hätte, um auf der von mir selbst an meine Tochter geschickten Ansichtskarte eine Huckepack-Nachricht an mich zu senden. Wie man oben sehen kann, sind die Zweifel unberechtigt. Die Herzdame wird sicher gern bestätigen, dass die Karte in genau dem abgebildeten Zustand bei uns eingetroffen ist.


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