Weder noch

17. April 2009

Blumfeld singt »Weder noch« von Georg Kreisler aus den »Liedern eines jüdischen Gesellen«

Meinen Sie, es ist leicht?
Meinen Sie, es ist schwer?
Weder noch, glauben Sie mir.

Meinen Sie, es ist faul?
Meinen Sie, es ist fair?
Weder noch, glauben Sie mir.

Man muß nur wissen, man hat niemals ein Zuhause
und daß man niemals ein Zuhause haben wird.
Und daß man, wenn man einmal sagt: „Ich geh nach Hause“,
sich höchstwahrscheinlich in der Ausdrucksweise irrt.

Meinen Sie, es macht klug?
Meinen Sie, es macht dumm?
Weder noch, glauben Sie mir.

Meinen Sie, man wird laut?
Meinen Sie, man wird stumm?
Weder noch, glauben Sie mir.

Man muß sich nur ein bisserl mehr als andre plagen
und sich nicht leid tun, sonst verliert man die Partie.
Denn ob man klug ist oder dumm ist – man wird sagen:
Sie ist nur klug oder nur dumm, weil sie ist sie.

Meinen Sie, das ist schlimm?
Meinen Sie, das ist gut?
Weder noch, glauben Sie mir.

Meinen Sie, man kriegt Angst?
Meinen Sie, man kriegt Mut?
Weder noch, glauben Sie mir.

Man muß nur denken: Na, was schadet schon das Wandern?
Und man darf weder sich noch andren Leuten grollen.
Denn man muß wissen: Man ist ganz so wie die andern.
Nur daß die andern grade das nicht wissen wollen.

Georg Kreisler, aus:
»Lieder eines jüdischen Gesellen«


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Passover Blues… Huh?

14. April 2009

Passover Blues by Jeff Weiner & Bob Cramer

••• Grmph! Da lässt man sich mal kurz gehen, und schon ruft die Herzdame: »Don’t be such a whiner!« Danke für den Blues!

Who let the Jews out?

11. April 2009

Preparing For The Seder by ~Mr-Fufflesworth

••• Wir feiern Pessach, den Auszug aus Ägypten und die Befreiung aus der Sklaverei. Ich habe Urlaub, und auch der Turmsegler wird Urlaub machen bis Freitag, 17. April.


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Birkat Hachama

7. April 2009


45 Minuten Talmud-Lernen (auch für Atheisten geeignet)

Bikat Hachama

••• Morgen ist Erev Pessach, und auf diesen Tag fällt dieses Jahr ein Ereignis, das nur alle 28 Jahre wiederkehrt. Gemäß der Torah wurde an einem Mittwoch die Sonne erschaffen. Und nur alle 28 Jahre stehen die Himmelskörper abermals an einem Mittwoch in der gleichen Konstellation wie im Augenblick ihrer Schöpfung. Man kommt zusammen, und Eltern und Kinder begrüßen gemeinsam die aufgehende Sonne mit dem obigen Segensspruch: »Gelobt seist Du, Herr, unser Gott, König der Welt, der Du das Werk der Schöpfung vollbringst.«

Ich hatte schon einmal in meinem Leben Gelegenheit, diese Bracha zu sagen und habe es versäumt. Gestern, als ich die Kinder ins Bett brachte, ging mir durch den Kopf, dass es nicht selbstverständlich ist, dass ich noch einmal die Möglichkeit haben werde. Morgen werde ich also mit den Kindern auf dem Dach stehen und mit ihnen gemeinsam in den Kosmos staunen. Danach werden wir die Überreste des Chometz verbrennen, die von den Kindern vorhin mit der Taschenlampe in der ganzen Wohnung zusammengesucht worden sind.

Als Erstgeborener müsste ich morgen fasten, in Erinnerung an die Verschonung der Erstgeborenen unter den Israeliten während der letzten der zehn Plagen vor dem Auszug aus Ägypten. Nur das Festmahl anlässlich der Beendigung des Studiums eines Talmudtraktates hebt diese Verpflichtung auf. Dieser Ziyum wird nach dem Morgengebet stattfinden. Dann muss ich noch ein paar Kisten mit dem Alltagsgeschirr auf den Boden schaffen und das Dachbodenabteil mitsamt Inhalt verkaufen.

Die Wohnung wird sich mit Esssensduft füllen, denn es muss für drei Tage gekocht werden, die beiden ersten Pessach-Feiertage und Schabbat, der sich unmittelbar anschließt. Nach neun Uhr abends beginnt der Seder, der sicher bis weit nach Mitternacht dauern wird.

Lauter so kreationistische Sitten…

Ich wünsche allen Yehudim ein Pessach kosher v’sameach und den christlichen Mitlesern ein gesegnetes Osterfest und uns allen einen Augenblick der Ehrfurcht vor dem Schöpfungswerk, wenn morgen früh die Sonne aufgeht.

Ich hatte einen Freund, der aß Frösche

2. April 2009

Peter Høeg
Peter Høeg

••• Die Stimmung ist gehoben, und die Entwicklungsarbeiten für den Kunden gingen mir heute endlich wieder leicht von der Hand. Mit der Wiederaufnahme der Recherchen, dem Lesen, Notieren, Sortieren, ist es eine andere Sache. Ein Buch liegt schon seit einem Jahr auf dem riesigen Bücherstapel neben dem Monitor, eine bei Wallstein (da war meine Agentin früher Lektorin) erschienene Sammlung von Essays zum Thema »Trauma, Literatur und Empathie« mit dem Titel »Das hört nicht auf«. Das gehört noch zum Recherche-Material für die »Leinwand«, aber auch jetzt, während ich »Pans Wiederkehr« vorbereite, werde ich es nochmals durchstöbern. Ein Beitrag darin beschäftigt sich mit Peter Høegs Roman »Der Plan von der Abschaffung des Dunkels«, die Verarbeitung von Heimkinderinnerungen aus den 1970er Jahren in Dänemark. Es geht um Vernachlässigung, Angst, Gewalt und die unerbittliche fremdbestimmte Einteilung von Lebenszeit. Ich habe das Buch damals sofort bestellt, aber es lag bis gestern ungelesen im Bücherturm. Jetzt habe ich es aufgeschlagen.

Es ist meine erste Begegnung mit dem Autor Høeg. Vor genau zehn Jahren habe ich – zusammen mit einem großen 16:9-Fernseher und meinem ersten DVD-Player – eine DVD gekauft: Bille Augusts Verfilmung von Høegs meistbeachteten Roman »Fräulein Smillas Gespür für Schnee«. Ich erinnere mich nicht mehr an die Geschichte, nur noch vage und ohne Zusammenhang an einzelne Bilder der endlosen Schneelandschaften. Das Buch zu lesen, reizte mich damals nicht.


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